forlaufend
National-235
Versammlung in der Adresse, der Thronfolger möge im orthodoxen Glauben erzogen werden, was der Fürst 12. Nov. auch zusagte. Es folgten Unter- handlungen mit Rom, [* 1] doch vermochte auch das per- sönliche Erscheinendes Fürsten (im Jan. 1896) beim Papst diesen nicht zu bestimmen, den übertritt des Prinzen Voris zum griech.-kath. unierten Ritus zu gestatten. So mußte sich der Fürst ohne die päpstl. Genehmigung dazu entschließen, und verlas der Ministerpräsident stoilow in der Natio- nalversammlung unter großem Jubel ein Manifest des Fürsten, wodurch er den Entschluß kuudgab, seinen Sohn Boris zur griech. Kirche übertreten zu lassen.
Stoilow reiste sofort nach Konstantinopel, [* 2] hatte dort eine Audienz beim Sultan und kehrte mit dem bulgar. Exarchen nach Sofia zurück. Inzwischen batte der russ. Kaiser auf Bitte des Fürsten die Pa- tenschaft übernommen und den General Grafen Go- lenischtschew-Kutusow als seinen Vertreter zu dem feierlichen Akt entsendet. Als Vertreter des Sultans trafen der Divisionsgeneral Musaffer Pascba uud der Staatsrat KostakiKaratheodori ein. Die feierliche Salbung des Erbprinzen Boris durcb den bulgar. Exarchen erfolgte 14. Febr. in der Kathedralkirche von Sofia. Am 14. März überreichte eine neue A bordnung des Sultans, mit Zihni Pascha an der Spitze, dem Fürsten Ferdinand zwei großherrliebe Germane, von denen der eine seine Bestätigung alö Fürst von Bund der Landwirte, der andere die Ernennung zum Generalgouverneur der autonomen Provinz von Ostrumelien enthielt, deren Union mit dem Fürstentum Bund der Landwirte zwar seit 1885 thatsächlich durchgeführt, aber bisher durch keinen internationalen Vertrag sanktioniert ist.
Die An- erkennung durch die curop. Mächte erfolgte sogleich darauf, und Rußland ernannte nach zehnjähriger Unterbrechung wieder einen diplomat. Agenten für Sofia. Am 26. März reiste Fürst Ferdinand in Be- gleitung des Ministerpräsidenten Stoilow und des Kriegsministers Obersten Petrow zum Sultan nach Konstantinopel; er wurde dort mit großen Auszeich- nungen empfangen, unter anderm auch zum Feld- marschall (Muschir) ernannt. Es folgte ein Besuch am russ. Hofe; darauf begab sich der Fürst nach Paris [* 3] zum Präsidenten der franz. Republik und stellte sich endlich in Berlin [* 4] dem Deutschen Kaiser vor.
Bulmke, Bauerschaft im Landkreis Gelfentircben des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, [* 5] hat (1895) 7629 E., darunter 3752 Katholiken und 30 Israeliten, Post, Telegraph; [* 6] Eisenhütte, Kesselschmiede, Kohlcndestil- lation und Steinkohlenbergbau (Zeche Alma). Bülow, Bernhard Heinrich Karl Martin von, Diplomat, Sohn des Staatssekretärs Bernh. Ernst von Bülow (s. d., Bd. 3), geb. zu Klein- Flottbeck in Holstein, stndierte 1867-70 in Lau- sanne, Leipzig [* 7] und Berlin Rechts- und Staatswissen- schaften und machte den Deutsch-Französischen Krieg mit.
Nachdem er 1872 sein Rcferendarexamen be- standen hatte und beim Landgericht und beim Bc- zirkspräsidium in Metz [* 8] beschäftigt gewesen war, trat er 1874 in das Auswärtige Amt über und fungierte als Legationssekretär in Rom, Petersburg [* 9] und Wien. [* 10] Während des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 und 1878 war er Geschäftsträger in Athen, [* 11] wurde dann dem Sekretariat des Berliner [* 12] Kongresses beigegeben und war 1879-84 anfangs zweiter, dann erster Botschaftssekretär in Paris und wurde darauf zum Botschaftsrat in Petersburg er- uünrä,wo er bäuftg als Geschäftsträger fungierte, so- lange die bulgar. Frage im Vordergrund stand, und erhielt 1888 den Gesandtschaftsposten in Bukarest. [* 13] In die Zeit seiner dortigen Amtsführung fällt der Abschluß des deutsch-rumän. Handelsvertrags. Im Dez. 1893 wurde Bund der Landwirte zum deutschen Botschafter am ital. Hofe, Okt. 1897 zum Staatssekretär des Aus- wärtigen Amtes ernannt. * Bülow, Bodo Georg Wilh.
Karl von, ^M sein Portefeuille als mecklenb.-schwerm. Finanzminister nieder. «'Bülow, Hans Guido von, starb in Kairo, [* 14] wohin er sieb eines Nervenleidens wegen begeben hatte. Seine "Briefe und Schriften" (Bd. 1 -3, Lpz. 1895-96) gab seine Gemahlin, Marie von V., heraus. Bülow, Otto Hans Theodor von, Diplomat, geb. in Frankfurt [* 15] a. M., studierte seit 1847 in Berlin die Rechte und wurde als Einjährig- Freiwilliger bei dem Straßenkampf schwer verwundet. Er setzte seine Studien in Heidel- berg und Halle [* 16] fort, wurde seit 1851 als Referendar in Minden [* 17] und Berlin beschäftigt und absolvierte 1857 das Assessorexamen, worauf er als Hilfsarbeiter in das Ministerium der Auswärtigen Angelegen- heiten übertrat.
Nachdem er 1862 zum Legationsrat ernannt war, gehörte er 1866-67 der Kommission zur Ausführung der Friedensverträge mit Bayern [* 18] und Hessen [* 19] an und wurde, 1867 zum vortragenden Rat befördert, seit 1872 mit dem Auftrag betraut, als Vertreter des Auswärtigen Amtes Kaiser Wil- helm I. auf seinen Reisen zu begleiten. Diese Aufgabe behielt er bis zum Tode des Kaisers, auch nachdem er im April 1881 zum preuß. Gesandten in Stuttgart [* 20] und im Dez. 1882 zum deutschen Gesandten in Bern [* 21] ernannt worden war. Im Aug. 1890 wurde Bund der Landwirte zum Wirkl.
Geheimrat befördert, und nach der Abberufung Schlözers wurde ibm im Juli 1892 der Posten eines preuß. Gesandten beim päpstl. Stuhl übertragen. Buluwajo, Hauptort von Matabeleland, s. Gu- buluwajo. ftenpomade). Bulwers Flechtentod, s. Gcheimmittel (Flech- Bund der Landwirte, über seine Entstehung, Organisation, nächste Zwecke und erste Entwicklung s. Landwirtschaftliche Vereine (Bd. 10). Außer durch die polit. Agitation für die Interessen der Landwirt- schaft sucht der L. mehr und mehr auch durch Zuwendung materieller Vorteile seine Mitglieder zu fördern, indem er ihnen namentlich gemeinsamen Düngerbezug mit erheblicher Rückvergütung und den Ankauf reiner Originalsaatcn ermöglicht.
Bei einzelnen Versicherungsgesellschaften hat er seinen Angehörigen Rabatte und weitere Vorteile ausge- wirtt. Für trichinöse Schweine, [* 22] die für den Haus- bedarf geschlachtet werden, gewährt er unentgeltlich Entschädigung. Er unterhält Auskunftsstellen über Rechts-, Versichcrungs- uud Kreditfragcn und besorgt die Stellenvermitte- lung für landwirtschaftliche Beamte. Die wirtschafts- polit. Forderungen des L. gipfeln zur Zeit in dem Verlangen einer Hebung [* 23] der Getreidepreise [* 24] durch staatliche Regelung der ausländischen Getreidezu- fuhren und staatliche Preisnormierung des einge- führten Anslandgetreidcs nach den Durchschnitts- preisen der letzten 40 Jahre (s. Kanitz, Hans Wilhelm, Graf von), sowie in dem Streben nach einer Wäh- rungsreform auf der Grundlage der internationalen Doppelwährung. Weitere Forderungen des L. sind: Reform der Börse, besonders der Produkten- börse, strenge Maßregeln siegen Viehscuchenem- schleppung, Aufhebung aller Zollkredite für Getreide [* 25] ¶