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Zur Ausbildung der Archivbeamten wurde 1894 in Preußen, [* 1] und zwar in Marburg, [* 2] eine Ar- chivschule in einem mit der Universität verbundenen Seminar für geschichtliche Hilfswissenschaften einge- richtet, wo Studierende der Geschichte jurist., histor. und archivwissenschaftliche Vorlesungen hören und nach 6-8 Semestern ein Examen für den Archiv- dienst abzulegen haben. -
Vgl. die Artikel Archiv im «Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts», hg. von Stengel, [* 3] Bd. 1 (Freib. i. Br. 1890),
und im «Österr. Staatswörterbuch», Bd. 1 Wien [* 4] 1895); Langlois und Stein, 1^68 ardiiveä ä6 1'tii8toir6 äe ^ranc6 (Par. 1893);
Bär, Leitfaden für Archiv- benutzer (Lpz. 1896).
Arealbesti
mmung, die Berechnung des
Inhalts eines beliebigen Flächenraums. Für das
Rechteck, Dreieck,
[* 5] Parallelogramm
[* 6] und Paralleltrapez, für den
Kreis
[* 7] und seine
Teile
(Ausschnitt,
Abschnitt) lehren bekannte Sätzeder Elementargeometrie,
wiedieGröße ihres Flächeninhalts oder
Areals nach der Messung einzelner Linien dieser
[* 8]
Figuren durch einfache
Rech- nung
zu bestimmen sei. Geradlinig umgrenzte ebene
[* 8]
Figuren lassen Arendt zu, indem man sie durch
Kilfs- limen in einfache
[* 8]
Figuren, Dreiecke und Vierecke, zerlegt, diese ausmißt und aus den gemessenen
Daten ihre Flächeninhalte berechnet.
Die Summe aller Einzelinhalte giebt dann schließlich den verlangten Gesamtinhalt. Das Auflegen eines Netzes von kleinen quadratischen Maschen, das auf Pauspapier aufgedruckt oder in die Unterstäche einer Glasplatte, eines Glimmer- oder Gelatineblatts eingerissen ist, und das Abzählen oder Abschätzen der ganzen und der von der Randlinie einer ganz beliebig umgrenz- ten zu messenden ebenen [* 8] Figur durchschnittenen Quadrate wird immer noch zu vielen Zwecken mit Nutzen angewandt, ebenso die Trapezstreifenaddition, bei der die zu bestimmende Fläche in ähnlicher Art oder durch Fäden, die in einen Nahmen gespannt sind, mit gleichabständigen Parallellinien überzogen wird und die Mittellinien der so gebildeten Trapeze mechanisch mit dem Zirkel addiert werden (sog. Fadenplanimeter oder Harfe).
Die alte Methode des Ausschneidens der auf möglichst homogenes Material (guten Karton) ge- zeichneten zu messenden [* 8] Figur und des Vergleichens dieses Stücks und einer ebenfalls aus demselben Material ausgeschnittenen Flächeneinheit mit Hilfe einer feinen Wage [* 9] kommt kaum mehr vor. Auch die soeben genannten Methoden des Schätzquadrats und der Trapezstreifen haben viel von ihrer frühern Bedeutung verloren, seit zur Ermittelung der Flächeninhalte ganz beliebig umgrenzter ebener [* 8] Figuren billige und genaue Planimeter [* 10] (s. d.) zur Verfügung stehen. - Die Bestimmung der Inhalte von Stücken beliebiger Flächen (also nicht ebener [* 8] Figuren) ist im allgemeinen Sache der In- tegralrechnung (man spricht von der Komplana- tion von Flächen und Flächenstücken).
Einzelne Flächen und «regelmäßig begrenzte» Teile derselben sind auch der Elementargeometrie zugänglich: Kreis- cylindermantel, Kreiskegelmantel, Kuqeloberfläche und Zonen oder Abschnitte derselben. Auf Flächen, die in die Ebene abgewickelt werden können, z. V. beliebigen Cylinder- oder Kegelmänteln, kann man übrigens beliebig begrenzte Flächcnstücke noch ganz ebenso messen, wie beliebig begrenzte ebene [* 8] Figuren mit dem Schätzquadratnetz. Doch ist dies aus naheliegenden Gründen nicht von Bedeutung gegenüber der Methode, eine beliebig begrenzte Fi- gur auf einer beliebigen Oberfläche dadurch zu messen, daß die Oberfläche, zunächst also die Kontur der zu bestimmenden Fläche, auf die Ebene abgebildet und nun die Messung in der Ebene nach einer der oben angegebenen Methoden gemacht wird. Es ist selbstverständlich, daß dabei den sog. flächentreuen Abbildungen die wichtigste Rolle zukommt; doch kann man auch auf nichtflachentreuen Abbildungen die Inhalte der Originalfiguren auf der krummen Oberfläche richtig messen, wenn die wechselnde Flächenverzerrung der Abbildung in richtiger Art berücksichtigt wird.
Von besonderer Wichtigkeit ist mit Rücksicht auf die Geographie die Flächenbestim- mung beliebig begrenzter Flächenstücke auf der Ober- flüche eines Ellipsoids oder einer Kugel. Auch bei der Kugel könnte man zwar, wie Ämsler gezeigt hat, das Polarplanimeter noch auf sehr einfache Weise zur unmittelbaren Messung auf der gekrümm- ten Oberstäche einrichten, doch setzt dies, wie schon oben angedeutet ist, das Vorhandensein eines Glo- bus voraus, dessen Maßstab [* 11] der Genauigkeit der verlangten Flächenmessung entspricht; und da diese Voraussetzung nur sehr selten zutreffen wird, so ist viel wichtiger die Flächenmessung auf ebenen Karten oder Abbildungen von Teilen der Kugel- oder Ellipsoidoberfläche. (S. Kartometrie.) Arekolm, ein Alkaloid der Betelnuß (s. ^i-6ca, Bd. 1), deren wurmtreibende Eigenschaft es verursacht. Arendt, Otto, Nationalökonom und Politiker, geb. in Berlin, [* 12] studierte 1873-76 in Leipzig, [* 13] 1876-78 in Freiburg [* 14] Rechts- und Staats- wissenschaften, um sich der akademischen Laufbahn zu widmen, wurde aber durch seine Schrift «Die vertragsmäßige Doppelwährung» (Berl. 1880) in die Bewegung für den Bimetallismus hineingezogen und hat sich seitdem fast ausschließlich dieser An- gelegenheit gewidmet. Er war 1882 Mitbegründer des Deutschen Vereins für internationale Doppel- [* 15] währung und gilt neben den Parlamentariern von Kardorfs und Graf Mirbach als das eigentliche .Haupt der deutschen Vimetallisten.
Auch im preuß. Abgeordnetenhause, dem er scit 1885 sür den fünften Merseburger Wahlkreis (Mansfeld) als Mitglied der Freikonservativen Partei angehört, ist er stets in diesem Sinne thätig gewesen. Seit 1888 giebt Arendt das «Deutsche [* 16] Wochenblatt» heraus, worin er gleichfalls für Doppelwährung und außerdem für die Kolonial- politik und für ein Zusammengehen der nationalen Parteien eintritt; er war auch Mitbegründer und Schriftführer des deutschen Emin-Pascha-Komitees. Arendt veröffentlichte zahlreiche volkswirtschaftliche und polit.
Schriften, so namentlich den «Leitfaden der Währungsfrage» (17. Aufl., Verl. 1895). Arendt (Ärent), Wilh., Dichter, geb. in Charlottenburg, [* 17] besuchte verschiedene Gym- nasien, ließ sich dann als Schauspieler und Sänger ausbilden und betrat 1890 unter dem Namen Cesari die Bühne. Seit 1894 lebt er als Schriftsteller in Berlin. Arendt lenkte zuerst 1883 die Aufmerksamkeit eines kleinern Kreises auf sich durch lyrische Er- güsse, die einen extremen Pessimismus zur Schau trugen und eine Einwirkung Schopenhauerscher Philosophie verrieten («Lieder des Leids», 2 Bde., Berlin; «Gedichte», ebd. 1884; «Aus tiefster Seele», ebd. 1885). Bekannter wurde Arendt durch die Heraus- gabe einer Mystifikation «Reinholo Lenz. Lyri- sches aus dem Nachlaß» (als Herausgeber ist ge- nannt Karl Ludwig) 1884, enthaltend eigene Ge- dichte von in freien Rhythmen. In den «Modernen ¶