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Es wird erhalten, wenn metallisches Zinn mit Na- triumhydrat unter Zusatz von Oxydationsmitteln, Braunstein, Salpeter, bis zur erfolgten Lösung des Zinns erbitzt und der Rückstand in heißem Wasser aufgenommen und zur Krystallisation gebracht wird. Es findet Verwendung in der Färberei und im Zengdruck. Zinnoxydul, Stannooryd, ^ntt, entsteht als schwarzes, schweresPulver, wenn gesckinolzenesZinn- chlorür in seinem Krystallwasser in Berührung mit einem Stück metallischen Zinn mit seiner äquiva- lenten Menge krystallisierter Soda unter Umrübren erwärmt wird, bis der zuerst entstehende weifte Nie- derschlag vonZinnoxydulhydrat, ^nlOIIjz, rein schwarz geworden ist.
Nach dem Waschen mit heißem Wasser ist der Niederschlag bei mäßiger Wärme [* 1] zu trocknen. Das Zinsen findet Verwendung in der Fabri- kation der feinern Emaillen. Zinnpausche, s. Zinn. Zinnröhren, Röhren [* 2] ls. d.), die entweder ans gegossenen, dickwandigen Zinncylindern auf der Ziehbank gezogen, oder in Röhrenpressen in der- selben Weise wie die Bleiröhren gepreßt werden. Näheres über diese Verfabren s. Bleiröhren. Zinnsalz, s. Zinnchlorür. Zinnsand, s. Zinn.
Zinnsäuren, s. Zinnoryd. Zinnsoldaten, vielfach fälschlich ^Bleisol- daten genannt, Nachbildungen von Soldaten in Zinn, die als Spielwaren in großen Mengen, be- sonders in Nürnberg [* 3] und Fürth, [* 4] gefertigt werden. Die Soldaten aller Waffengattungen der enrop. und außereurop. Heere dienen den Zinsen als Vor- bild. Selbst Künstler, wie Heidelofs, sampbausen, Burger, Ritter, Wanderer u. a. baben Entwürfe bier- für geliefert. Früber meist flach gebalten, werden die .^. neuerdings öfter plastisch ausgeführt. Der Ur- Zinnfolution, s. Zinnchlorid. ^Krieges.
Zinnstein
,
[* 5] Zinnerz oder
Kassiterit, das einzige Mineral, ans dem das metallische ^inn im großen dargestellt wird, und desbalb
von bedeuteu- der Wichtigkeit. Es krystallisiert tetragonal, isomorpb mit Rutil
[* 6] und
Zirkon,
[* 7] teils in kurz
säulenförmigen, teils in pyramidalen Gestalten (s. Fig. 1); dock ge- boren einfache Individuen
zu den Seltenbeiten, indem die meisten Krvstalle
Zwillinge nach der Deu- teropmamide sind, wobei die Hauptachsen der beiden
ss'g. l Individuen eine Neigung von 112° 1(V besitzen
[* 5]
(Fig. 2, die Visiergraupen,
s. Graupeu).
Die durch steile ditetragonale Pyramiden charakterisier- ten spitzen Formen heißen in Cornwall ^6^616- tin (Nadclzinn). Der Zinsen bildet auch fest ver- wackjene körnige Aggregate, selten kleine zartfaselige Massen mit konzentrischer Farbenzeicknnng lHolz- zinn).. Die Härte beträgt 0 bis 7, das spec. Gewicht i,8 bis 7. Der Zinsen ist an sich farblos, aber meist ge- färbt in gelblichen und bräunlichen Tönen bis ins Pecksckwarze, diamantglänzend oder fettglänzend, durchscheinend bis undnrchsicktig.
Chemisch besteht er aus Zinnoryd oder Zinnsäure, H11O2, mit 78,^2 Proz.Zinn und 21,.W Sauerstoff. Das Vorkommen des Zinsen ist an die alten granitischen Gesteine [* 8] gebun- den, in denen er entweder einzeln eingewachsen ist oder besondere Lagerstätten bildet (Zinnstockwerke), so bei Geyer, Ehrenfriedersdorf, Altellberg und Zinn- wald in Sachsen, [* 9] Graupen und Schlaggenwald in Böbmen, in der Bretagne, in Cornwall und Devon- sbire, Galicia, aufMalaka, den ostind. Inseln Banka und Billiton; viel Zinsen wird an den letztern Orten sowie in Australien [* 10] aus Seifenlagern gewonnen. -
Vgl. Rever, Zinn (Berl. 1881).
Zinnsulftde. a. Einfach - Schwefelzinn, Zinnsulfür, 811!^, entsteht als brauner Nieder- schlag beim Einleiten von Schwefelwasserstoff in Lösungen von Zinnorydulsalzen oder von Zinn- chlorür. d. Zweifach-Echwefelzinn, Zinn- sulfid, 8n8.,, bildet einen gelben Niederschlag, wenn Schwefelwasserstoff in Lösungen von Zinn- oxydsalzen oder von Zinnchlorid geleitet wird. Die Zinsen sind in verdünnter Salzsäure unlöslich, lösen sich aber in konzentrierter Salzsäure wie auch in gelbem Schwefelammonium.
Das Musivgold (s. d.) ist eben- falls Zinnfulfid. Man erbält es in dieser Form bei gelindem Erbitzen von gleichen Teilen gepulvertem Zinn, Sckwefel und Salmiak, oder von 12 Teilen Zinn, 6 Teilen Quecksilber, 7 Teilen Schwefel, 6 Teilen Salmiak. Es bildet, wenn die Temperatur ricktig reguliert war, goldglänzende weiche Vlättchen. Zutnwaldlt, Mineral, f. Glimmer. Zinnzwitter, f. Zinn. Zins bezeichnet außer dem Kapitalzins, wofür man gewöbnlich die Mehrzahl Zinsen (s. d.) ge- braucht, auch den Miet- und Pachtzins, auch den Kanon, welchen der Erbpächter ls. Erbpacht) und der Erbenzinsmann (s. Erbzins) zu zablen bat. (S. Reallastcn.) Zinsbogen, s. Coupons und Staatspapiere.
Zinsen oder Interessen (lat. loenuZ), die in Geld gewäbrte Vergütung für die Nutzung eines aus Geld bestebenden oder in Geldwert ausgedrückten apitalv. Da der Gläubiger für die Zeit, während der er das betreffende Kapital nicht in Händen hat, die Möglichkeit verliert, es zu seinem Vorteil ander- weitig produktiv zu verwenden, so erscheint die Zah- lung von ^. seitens des Schuldners als Entbehrungs- lobn durchaus billig und gerechtfertigt. Wenn früher, besonders nach der Auffassung des kanonischen Rechts im Mittclalter, alles Zinsnebmen als Wucher is. d.) betrachtet wurde, so erklärt sich dies daraus, daß unter den damaligen Verhältnissen der produk- tive Cbarakter des Gcldkapitals noch nickt anaen- fällig zu Tage lag.
Die Höhe der Zinsen wird durch den Zinsfuß ausgedrückt, der angiebt, wie viel von einem Kapital ^ IM in einem Jahr an Zinsen zu zahlen ist. Man unterscheidet den Anlagezinsfnß (bei Kapitaldarlehen auf längere Zeiträume), insbeson- dere den hypotbekarischen Zinsfuß und den Handels- oder Bankzinsfuß, der bei dem in Handels-, besonders Bankgeschäften üblichen kurz- fristigen Kredit maßgebend ist. Besondere Arten des letztern sind Lomdardzinsfuft (s. Lombard und ^ombardgesckäft" für kurzfristige, dmch Faustpsant" gewährleistete Darleben, W ecksclzinsfusi odcr ¶