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Zeugniszwaug, die Anwendung derjenigen Zwangsmittel, welche dem Nichter nach dem Gesetze zustehen, um das ohne gesetzlichen Grund verweigerte Zeugnis zu erzwingen. Zeugoffiziere, s. Zeug. Zeugpersonal, s. Artillerieoffiziere der Plätze.
Zeugringel, s. Weberei. [* 1] Zeugung ((^noi-atio).
Zur Deckung des durch das fortwahrende Sterben zahlreicher Individuen bedingten Ausfalls besitzen Pflanzen und Tiere die Fähigkeit, ihrem eigenen Organismus ähnliche Or ganismeu immer wieder zu erzeugen (sich fortzu- pflanzen).
Wir sehen, das;
in den einzelnen Ge- schöpfen gewisse körperliche Bestandteile sich abfou- dern und unter günstigen äußern Umständen all- mählich zu Geschöpfen derselben Art sich entwickeln.
DieFortpflanzungvfahigkeit der Organismen ist aber an eine bestimmte Zeit ihres Daseins geknüpst (d. i. die Zeit der Reife) und sehr ungleich über die einzel- nen Arten verteilt. Es giebt Geschöpfe, die in wenigen Stunden eine sehr zahlreiche Nachkommenfchaft her- vorbringen, und andere, die zur Erzeugung eines einzigen Sprößlings eines Zeitraums von mehrern Monaten und Jahren bedürfen.
Während der Ele- fant in drei bis vier Jahreu ein einziges Junges ge- biert, hat man die Nachkommenschaft eines trächti- gen Kaninchens in derfelben Zeit auf mehr als eine Million berechnet.
Die Nachkommen einer Blattlaus betragen nach einigen Wochen schon mehrere taufend Millionen, und die einer Vorticelle fogar nach vier Tagen 140 Billionen. Ob eine Urzeugung (s. d.) stattfinden könne, ist eine anch heute noch un- gelöste Frage. Die Elternzengung (^noi m)iliO^luu, toi'o^onill,), d. h. die Fortpflanzung organifcher Wesen, die hier allein in Betracht kommt, ge- schieht stets durch Teile des ursprünglichen Orga- nismus, die sich in besonderer Weise ausbilden, und beruht zuletzt auf der Vermehrung der letzten Elemente, welche den Organismus zusammensetzen, nämlich der Zellen (s. d.).
Die Elternzeugung aber ist entweder eine ungeschlechtliche (^onurlNio mono- ^enea) oder geschlechtliche (^iK^lUio lliFen"^). Die ungeschlechtliche Zeugung wiederum ist verschie- den, je nachdem die zur Bildung neuer Individueu bestimmten Zellen oder Zellengruppen sich vom elterlichen Organismus sofort ablösen (Teilung, Knospung bei Infuforien, Hohltieren, Würmern u. s. w.; Ablösung der kleinen blattachselständigen Knöllchen beim Türkenbunde u. a.), oder ob sie mit dem zeugenden Organismus in Zusammenhang bleiben (Bildung von Tier- und Pflanzenstöcken).
Die Fähigkeit, sich zu neuen Individuen umzubilden, wobnt bald allen Zellen undZellengruppeu des Or- ganismus bei, bald ist sie nur auf bestimmte Regio- nen oder Organe befchränkt.
Bei einzelligen Pflan- zen und Tiereu geschieht die Vermehrung in dersel- ben Weise wie bei den organischen Zellen überhaupt.
Bei mehrzelligen Organismen vermehren sich ge- wisse Zellen in bestimmter Richtung, dehnen sich aus, wachsen, bilden eine Hervorragung bald nach innen, bald nach außen, die nach und nach die Ge- stalt des elterlichen Organismus annimmt.
Bei den meisten Pflanzen bleibt die so gebildete Knospe mit dem Organismus vereinigt oder trennt sich nur durch zufällige Umstände.
Da aber die Knospe schon ein Individuum ist, so kann die Pflanze dadurch vermehrt werden, daß die Knospe in günstige Ver- hältnisse gebracht wird, unter welchen sie sich selb ständig weiter zu entwickeln vermag.
Dae Pfropfen [* 2] und Okulieren [* 3] sowie das Bilden von Ablegern ist nichts anderes als die Übertragung losgelöster Knospen [* 4] auf einen Boden, der ihre Weiterentwick lung gestattet.
Bei den Tieren können die Knofpen bald innerlich, bald äußerlich fein, innerlich z. B. bei den sog. Ammen der Eingeweidewürmer, äußer lich bei Polypen, Moostieren u. s. w. Gewöhnlich lösen sich die tierischen Knospen zu einer bestimmten Zeit der Entwicklung los und werden dann freie, selb- ständige Tiere (Mednfen, Hydra).
Sobald sie aber mit dein erzeugenden Organismus in Verband [* 5] bleiben, fo bilden die Vereinigungen folcher, oft verschieden artig, oft gleichartig gebildeter Knofpen einen zu sammengesetzten Tierstock. So sind bei den Korallen [* 6] stocken die Knospen meist gleichartig, bei den Schwimmpolypen aber verschiedenartig, indem Be wegungs-, Verdauuugs- und Geschlechtstnospen sich in verschiedener Weise ausbilden.
Die als Zelleu losgelösten Fortpflanzungsteile nennt man bei den Pflanzen Keimkörner, Keimzellen, Sporen, bei den Tieren Eier. [* 7] Es werden dieselben stets in eigenen Organen (Sporangien,Ovarien, Eierstöcken) gebildet, .hinsichtlich ihrer Entwicklung aber können wieder zwei verschiedene Verhältnisse Platz greifen, indem sie entweder selbständig sich zu Organismen weiter entwickeln, z. B. bei den Blattläusen, ver- schiedenen Pilzen (s. Parthenogenesis), oder indem es zu ihrer Fortentwicklung der Befruchtung [* 8] be- darf, welche durch einen besondern Zeugungsstoff «Samen, [* 9] Blütenstanb, Pollen) geschieht. Die geschlechtliche Fortpflanzung, Zeugung durch Be- fruchtnng (s. d.), eine mehr komplizierte Entstehungs- weife von Organismen, ist die verbreitetste, kommt bei allen Wirbeltieren ausschließlich vor, tritt aber auch uebenher bei vielen solchen tierischen und pflanzlichen Organismen auf, die sich^durch Teilung und Sprossenbildung vermehren^ (^. Ammcnzeu gung und Generationswechsel.) l^ie kommt dadurch zu stände, daß durch die wechselseitige Einwirkung (Befruchtung) zweier Zeugungsmittel (Geschlechts- Produkte), eines männlichen (Samen) und eines weiblichen (Ei), [* 10] der Kein: (befruchtetes Ei) die Fähigkeit erhält, sich zum ueucn Individuum zu ent wickeln. Samen und Ei werden immer in besondern Organen (Geschlechtsorganen) gebildet, doch können beide Organe zugleich in einem Individnum (Herm- aphroditen, Zwitter, Mouöcisten) sich vorfinden (vorzugsweise bei den Pflanzen) oder auf zwei In- dividuen (Mann und Weib, Diöcisten) verteilt sein (besonders bei den Tieren). Die hermaphroditischen Tiere befruchten sich fast immer gegenseitig und das kann zu gleicher Zeit oder nacheinander geschehen, das Vorkommen von Selbstbefruchtung ist sehr frag- lich, denn bei Bandwürmern (s. d.) sind es verschie- dene Einzeltiere (Glieder, [* 11] Proglottiden) der Kolonie (Kette), die bei der Begattung als Mann und Weib thätig sind. In der Regel reifen auch die beiderlei Geschlechtsorgane in einem Individuum nicht zu gleicher Zeit: es ist entweder erst männlich begat- tungsfähig (proterandrijch) oder weiblich (protero- gynetifch). Die Befruchtung des Eies durch den Samen bei getrennten Geschlechtern kann entweder innerhalb des weiblichen Organismus durch Ver- mischung der Geschlechter (Begattung) zu stände kommen, oder auch, indem außerhalb des Organis- mus der Samen mit den isolierten Eiern in Ver- bindung gebracht wird (wie bei der künstlichen Be- fruchtung der Fischeier). Es müssen, mit Ausnahme ¶