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eine derartige Verzweigung. Das ganze Wurzel' [* 1] system besteht hier aus Neben- oder Adventiv wurzeln, die sich nicht aus einem Wurzelorgan, sondern aus andern Pflanzcnteilen entwickeln. Bei den meisten Monokotyledonen entspringen zahlreiche Nebenwurzeln aus den untersten Internodien der Stengel, [* 2] und da sich dieselben ziemlich gleichmäßig entwickeln, so bildet sich ein Wurzelsystem von zabl- reichen einzelnen Fasern, welches man als Büschel- ! wurzel oder Faser Wurzel bezeichnet, wie z. N. z besonders sckön bei vielen Gräsern.
Derartige Ad- ! ventivwurzeln sinden sich übrigens in der eben ge- schilderten Weise auch bei mehrern Dikotyledonen, besonders bei trautartigen Gewächsen. Außerdem werden häufig Nebenwurzeln an solchen Pflanzen gebildet, die Ausläufer treiben; an den Knoten- stellen dieser Gebilde, die dem Boden aufliegen, entstehen dann den 'Faserwurzeln der Monokotyle- doncn ähnliche Büschel, wie z. B. an den Ausläufern der Erdbeere. Auch bei den meisten Gewächsen, die Rhizome besitzen, werden die Adventivwurzeln ge- wohnlich an den Knotenstellen, häusig aber auch an den Internodien gebildet.
Die Entwicklung der Adventivwurzel erfolgt ebenso wie die der Seiten- wurzeln endogen. Die Vermehrung von Pflanzen durch Stecklinge oder eiuzelne Blätter, knospen u. dgl. kann gleichfalls nur durch Neubildung von Advcntivwurzeln an den betreffenden Pflanzen- teilen erfolgen. Zu den Adveutivwurzeln gehören auch die Luft- wurzeln (s. d.). Die Luftwurzeln vieler Orchideen [* 3] besitzen eine eigentümliche Rindenschicht, die Wur- zelhülle, die aus trackeldenähnlichen, spiralig ver- dickten Zellen besteht.
Diese Hülle giebt den ein weißglünzcndes Aussehen, da ibre Zellen meist mit Luft gefüllt siud. Bei vielen Araceen dienen die Luftwurzeln als Haftorgane, mittels derer sich die kletternden Stengel an Baumstämmen n. dgl. be- festigen; auch dringen sie nicht selten in den Boden ein; da sie aber verhältnismäßig sckwach gebaut sind, können sie nicht eigentlich als Etützwurzeln betrachtet werden. Derartige Wurzel finden sich be- sonders in den Familien der Pandanacecn uud Rhizopboraccen, derm Arten meist große baum- artige Formen darstellen, die auf einem ausge- breiteten System von Stützwurzeln wie auf Pfei- lern ruhen. (S. Itln/o^iim'a.) Bei mehrern Kletter- pflanzen, wie z. B. beim Ephen, wird die Be festigung der Stengel durch K l a m m e r w urzelu, die ebenfalls den Adventivwurzeln zuzurechnen sind, bewirkt; diese legen sich den Mauern oder Baum- stämmen, an denen scnc Pflanzen emporklettern, dicht an, und sind nicht nur im stände, Festigkeit [* 4] zu gewähren, sondern auch die Aufnabme dcrNabr- stoffe zu besorgen.
Die sog. Haustorien (s. d.) vieler parasitischen Gewächse haben zwar dieselbe Funk- tion, doch weichen sie im Bau wesentlich ab. Die äußere Form der Wurzel ist sehr verschieden, die meisten sind cylindrisch gestaltet, und von den fein- sten Faserwurzcln mit sehr geringem Durchmesser bis zu den mächtig entwickelten baumstarken Wurzel vieler Dikotyledonen und Gymnospermen sind alle Übergänge vorhanden. Knollcnartig ausgebildete Wurzel sinden sich bei Orchideen, wo sie entweder kuge- lige Gestalt besitzen oder handförmig geteilt sind, ferner bei mehrcrn Krueifercn, z. B. beim Nettich, Radieschen u. dgl., wo sie an ihrem untern Ende zugespitzt sind und sich schon mehr der spindelförmi- ! gen Gestalt nähern, wie sie bei den Mohren und andern Umbelliferen [* 5] sich findet.
Alle knollenförmi- gen Wurzel, mögen sie nun echte Wurzel oder Adventiv- wurzeln, wie die der Orchideen oder der Georgine darstellen, sind meist fleischig entwickelt und enthalten reichlich Stärkemehl oder andere Rcservcstoffe. Die Strukturvcrhältnisse der Wurzel zeigen insofern große Übereinstimmung, als fast sämtliche ein eentrales, radial gebautes Gefähbündel besitzen, ^«n den einzelnen Pflanzengruppen [* 6] wechselt nur die Anzahl der Gefaßplatten, so daß z.B. die Mehrzahl der Monokotyledoncn in ihren Wurzel sog. p olyarch e Gefäßbündel, [* 7] d.h. mit zahlreichen strahlig angeord- neten Gefäßteilen versehene Bündel, die meisten Di totyledonen, Gymnospermen und Gcfäßkryptogamen dagegen sog. oligarche Bündel, d. h. solche mit einer geringen Anzahl von Gefäßteilen besitzen. An der Peripherie dieses ccntralen Stranges werden in der Regel die Seitenwurzeln angelegt. Bei denW., die kein Dickenwachstum zeigen, also bei denen der Gefäßkrvptogamen, der meisten Monokotyledonen und vieler krautartiger Dikotyledonen, bleiben die geschilderten anatom. Verhältnisse im wesentlichen für die ganze Lebensdauer derW. erhalten; bei den übrigen Dikotylcdonen und den Gymnospermen tritt sehr bald, ähnlich wie in den Stammorganen, auch in den Wurzel Dickenwachstum ein, und infolge- dessen gleicht der anatom. Bau der ältern Wurzel fast ganz dem der Stämme und nur an Stelle de^ Markes der letztern sinden sich in den Wurzel auch später noch die radial gestellten Gesäßteile vor. Das Längenwachstum der Wurzel findet nur kurz hinter der äußersten Spitze statt, und schon in einer Entfer- nung von etwa 10 mm von dem Vcgetationspunkte ist das interkalare Wachstum beendet. An dieser Partie und an den noch etwas weiter zurückliegen- den wachsen einzelne Epidermiszellen zu langen schlauchförmigen Haaren, den Wurzelhaaren (s. d.) aus. Außer der Funktion der Nahrungsaufnahme baben die Wurzel vor allem noch die Befestigung der Pflanzen im Boden zu übernehmen, und diese muß in vielen Füllen eine sehr ausgiebige sein. Denn bedenkt man, welcher gewaltigen Kraft, [* 8] z. V. durck Einwirkung starker Luftströmungen auf einen reich belaubten Baum, im Wurzelsystem das Gleichgewicht [* 9] gehalten werden muß, so ist klar, daß der Wider- stand, den dasselbe dem Zerreißen entgegenzusetzen hat, sehr bedeutend werden kann. Nur bei den frei schwimmenden Wasserpflanzen [* 10] dienen die Wurzel aus- schließlich der Nahrungsaufnahme. Wurzel, in der Mathematik die Größe, die eine bestimmte Anzahl mal mit sich selbst multipli- ziert einen vorgeschriebenen Wert ergiebt. Ist z. B. die dritte Wurzel aus 8 verlangt, so heißt das, es ist eine Zahl zu finden, die dreimal mit sich selbst mul- tipliziert 8 ergiebt; dieser Bedingung genügt 2, die Zahl 2 ist also die dritte Wurzel aus 8, man schreibt dies V8 ^ 2 und nennt 8 den Radikand, 3 den Exponent. Das Zeichen V, Wurzelzeichen ge- nannt, ist ursprünglich ein lat. r (raäix). Die zweite Wurzel nennt man auch Quadratwurzel, die dritte Wurzel Kubikwurzel, die vierte Wurzel Biquadrat- Wurzel. Das Wurzelziehen oder Radizieren ist die Umkchrung vom Potenzieren (s. Potenz). Ist der Radikand ein Produkt oder ein Bruch, so gilt Die meisten Wurzel von positiven Zahlen sind irrational. Gerade Wurzel aus negativen Zahlen sind imaginär. ¶