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Das einzelne feine Wollhaar hätte nicht die Kraft, [* 1] für sich allein frei in die Höhe zu wachsen. Es schließen sich stets mehrere Haare [* 2] aneinander an und bilden ein Strähnchen. Mit Hilfe des Fettschweißes, der die einzelnen Haare umgiebt, wird die Verbindung oft so innig, daß das Strähnchen das Ansehen eines einzigen Haars bekommt. Von den Strähnchen schließen sich dann mehrere zu Büschelchen zusammen, die sich wieder zu größern Bündeln vereinigen. Die ganze, aus solchen Bündeln gebildete Hautbedeckung nennt man Stapel. Das Vließ entsteht nun durch Verbindung der Stapel durch Bindehaare. Die chem. Zusammensetzung der Wolle:.
Wollsorte | Kohlenstoff | Wasserstoff | Stickstoff | Schwefel | Sauerstoff |
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Zaupelschaf1 | 50,687 | 7,012 | 17,870 | 2,441 | 21,900 |
Merino1 | 50,661 | 7,062 | 17,518 | 3,636 | 21,123 |
Desgl.2 | 50,65 | 7,02 | 17,71 | 2,31 | 22,31 |
Zwei Rambouillet (Vollblut)3 | 49,58-50,46 | 7,19-7,37 | 15,54-15,73 | 3,43-3,69 | 21,01-24,00 |
1 Nach Hoffmann. 2 Nach Scherer. 3 Nach Schulze und Märker.
Der Fettschweiß hat nach Fuchs [* 3] folgende Zusammensetzung: schwefelsaures Kalium 2,5 Proz., kohlensaures Kalium 44,5, Chlorkalium 3, organische Stoffe 50 Proz.
Die zu tuchartigen Stoffen bestimmte Wolle soll einen Faden [* 4] geben, an dessen Oberfläche möglichst viele Haarenden liegen, und soll sich verfilzen lassen. Die zu glatten Stoffen bestimmte Wolle soll einen Faden geben, an dessen Oberfläche möglichst wenig Haarenden liegen, und braucht die Eigenschaft der Filzbarkeit nicht zu besitzen.
Die Streichgarnspinnerei verlangt vor allen Dingen Krimpkraft der Wolle, normale Kräuselung, Treue (d. h. gleichmäßige Dicke) im Haar, [* 5] auch Wellentreue der Strähnchen. Die Kammgarnfabrikation verlangt flachbogige schlichte Wolle (denn je flachbogiger, desto weniger Krimpkraft), keine zu kurzen Wolle (7-9 cm). Gute Wolle soll eine Reißlänge (s. d.) von 8 bis 10 km haben. (S. Wollindustrie und Wollspinnerei.)
Infolge des hohen Wollpreises zu Anfang dieses Jahrhunderts war die Produktion von Wolle in Deutschland [* 6] sehr groß. 1805 wurde der Centner sächs. Elektoralwolle mit 300 Thlrn. bezahlt. Hauptproduktionsländer der feinen Wolle bis zur Mitte dieses Jahrhunderts waren Sachsen, [* 7] Schlesien, [* 8] Böhmen, [* 9] Spanien. [* 10] Sobald aber der erste überseeische Ballen Wolle nach Deutschland kam, sanken die Preise.
Die Wollpreise betrugen pro Centner in Mark:
Jahr | Hochfein | Fein | Mittelfein | Ordinär |
---|---|---|---|---|
1856 | 409 | 338 | 300 | 256 |
1863 | 321 | 282 | 249 | 216 |
1871 | 319 | 270 | 214 | 172 |
1896 | 186 | 150 | 118 | 101 |
Deutschland ist in der Wollproduktion sehr zurückgegangen; es züchtet mehr auf Fleisch, früher begünstigt durch die Ausfuhr von Schafvieh nach Frankreich und England. Nach Angabe der Reichsstatistik wurden 1883 gegen 1451770 Stück Schafe [* 11] mit Einschluß der Lämmer exportiert, welche einen Wert von 41603000 M. repräsentierten, 1896 dagegen nur noch 334818 Schafe und 7995 Lämmer im Gesamtwerte von 5113000 M. Der Centralpunkt für feinere Wolle in Deutschland bleibt immer noch Breslau, [* 12] dann kommt Berlin, [* 13] auch Posen, [* 14] Thorn, [* 15] Stettin, [* 16] Kirchheim unter Teck, Paderborn [* 17] und Augsburg; [* 18] bei andern Städten kommen die Wollmärkte kaum noch in Betracht.
Die Hauptproduktionsländer für Wolle sind Australien, [* 19] Argentinien, Nordamerika, [* 20] Uruguay, [* 21] Kapland, Rußland, besonders Südrußland. In Österreich-Ungarn, [* 22] Deutschland, England und Frankreich ist mit der Abnahme der Schafzucht die Erzeugung von Wolle stetig gesunken. In Deutschland wurden 1861 noch 28016000 Schafe gezählt, 1892 war deren Anzahl auf 13589000 gesunken; 1861 betrug die deutsche Wollproduktion 34500 t, 1892 nur noch 21800 t. In der Qualität der Wolle steht Deutschland obenan, da die deutsche Wolle vermöge der Kraft fast unentbehrlich ist. Die europ. Wollproduktion schätzt man ungefähr auf 410 Mill. kg, es kommen auf Rußland 190, England 80, Frankreich 40, Deutschland 22, Österreich-Ungarn 20, Spanien 25, Italien [* 23] 10, das übrige Europa [* 24] gegen 23 Mill. kg; die außereurop. Wollproduktion beträgt 830 Mill. kg. Australien liefert 290, Nordamerika 180, Südamerika [* 25] 200, Asien [* 26] 90 und Afrika [* 27] 70 Mill. kg. Gesamtproduktion der Erde demnach etwa 1240 Mill. kg im ungefähren Werte von 2500 Mill. M.
In den Ländern, die in der Wollindustrie eine größere Bedeutung haben, betrug die Einfuhr von Rohwolle in Tonnen:
Länder | 1890 | 1896 |
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Großbritannien | 287450 | 356789 |
Frankreich | 168807 | 260096 |
Deutschland | 128614 | 193679 |
Belgien | 35020 | 37266 |
Österreich-Ungarn | 24213 | 24598 |
Vereinigte Staaten von Amerika | 129317 | 102304 |
Vgl. Heyne, Die technische Verarbeitung der Wolle. Für Landwirte bearbeitet (Berl. 1891).
S. auch Schaf. [* 28]