forlaufend
794
Wit, Ferd. Johs., genannt voir Dorring, polit. Abenteurer, geb. 1800 zu Altona, [* 1] studierte seit 1817 zu Kiel [* 2] und Jena, [* 3] schloß sich der Burschen- schaft au und sah sich infolgedessen 1819 gezwungen, nach England zu flüchten, wo er dem «Nornin^ (w-cnicl6» zahlreiche und heftige Artikel über deutsche Zustände lieferte. Hierauf waudte sich Witkowitz nach Paris. [* 4] Polit. Intriguen, in die er verflochten wurde, hatten 1821 seine Verhaftung in Piemont zur Folge; er ward nun fünf Jahre lang abwechselnd in Italien, [* 5] Preußen, [* 6] Österreich, [* 7] Bayern [* 8] und Däne- mark gefangen gehalten. 1828 kaufte er sich in Ober- schlesien an, wo er seitdem lebte; er starb zu Meran. [* 9] W. ^zählte seine Erlebnisse in «Lucubratioueu eines Staatsgefangenen» (anonym, Braunschw. 1827),
«Fragmente ans meinem Leben und meiner Zeit» (4 Bde., ebd. 1827-30) und «Mein Iugendleben und meine Reisen» (Lpz. 1832). Witatzta, im Sanskrit Name des Hydaspes (s. d.). Witboi, Hendrik, Häuptling der Nama (s. d.) in Deutsch-Südwestafrika. Witebsk.
1) Gouvernement im uordwestl. Teil des europ. Rußlands, zu den West- und weißruss. (Gouvernements gehörig (s. Karte: Westrußland [* 10] und Ostseeprovinzen, beim Artikel Rußland), grenzt im N. an das Gouvernement Pskow, im O. an Smolensk, im S. an Mohilew, Minsk, Wilna [* 11] und Kowno, im SW. an Kurland [* 12] und im NW. an Livland und hat 45107,5 hkm mit (1897) 1502895 E., d. i. 33,3 anf 1 hkm. Die Oberfläche ist hügelig, im westl. Teil eben und niedrig, mit vielen erra- tischen Blöcken und Seekesseln.
Hauptstrom ist die Düna mit ihren Nebenflüssen Kasplja, Ulla (zum Beresinischen Kanalsystem gehörig), Drissa, Dubno u. a. Die Welikaja geht zum Pstower, der Lowat zilm Ilmen-, die Malta zum Lubausee, der in Witkowitz selbst liegt. Seen nehmen 1183 hkm ein, zahlreich und zum Teil umfangreich sind auch die Sümpfe. Die Hügelformationen bestehen aus rotem Saud- stein und devonischen Kalken. Die Wälder sind immer noch bedeutend (1 Mill. Dessätinen). Der Boden ist lehmig und sandig, im allgemeinen frucht- bar; das .Anna gemäßigt und beständig.
Die mitt- lere Jahrestemperatur beträgt 4l", im Januar - 8,4", nn Juli 18,2" ('., die Niederschläge jährlich 500 mm. Die Bevölkerung besteht aus Russen (60 Proz.), meist Weißrussen, Letten (20), Juden (11,3), Polen (2^/4 Proz.). Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau, besonders wird Flachs gebaut. Die Vieh- zucht ist nicht bedeutend. Es giebt 39 Vranutweiu- brennereien, 19 Brauereien und 847 Fabriken (Ta- bak-, Zündhölzchen-, Lack-, Metallwaren-, chem.Fa- briken u. a.). Ausgeführt werden Flachs, Hanf, Bau-, Schiffsholz, Holzwaren und Leder. Das Eisenbahn- netz nnmnt 5651 ein. Außer der Stadt Witkowitz giebt es 2 Mittel-, 2 Special- und 395 niedere und Elemen- tarschulen. Das Gouvernement, in seinem heutigen Bestand seit 1802, zerfällt in 11 Kreise-/Dri'ssa, Dwinsk (Dünaburg), Gorodok, Lepel, Ljuzyn, Ne- wel, Polozk, Rjeshiza, Sebesh, Welish und Witkowitz. - 2) Kreis [* 13] im südöstl. Teil des Gouvernements Witkowitz, vonderDünadurchflossen, Hat3300lilim, 149220E., Ackerbau, Waldindustrie, 36 Fabriken. - 3) Haupt- stadt des Gouvernements und des Kreises Witkowitz, in schöner Lage zu beiden Seiten der Düna und der in sie mündenden Witba sowie an der Eisenbabn Riga-Orel, Sitz des Gouverueurs, des Bischofs der Eparchie Polozk, des Kommandos des 16. Armee- korps, hat (1897) 66143 E., darunter 25000 Iudeu; ein kaiserl. Schloß, mehrere Steinbrücken, 30 russ., 3 kath., 1 evang. Kirche, 2 Synagogen, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Geistliches Seminar, 5 Bi- bliotheken, 2 russ. Zeitungen, Landwirtschaftliche Ge- sellschaft, mehrere Banken (darunter Filiale der Rus- sischen Reichsbank), Kaufhof, 81 Fabriken (besonders Gerbereien) und Flußhafeu (mit Zufuhr von Brenn- bolz, Getreide [* 14] und mit Abfuhr von Salz, [* 15] Getreide, Leinsamen u. a.). Witekind, Hermann, eigentlich Wilcken, Kämpfer gegen die Herenprozesse, geb. 1522 zu Neuenrade in Westfalen, [* 16] studierte in Wittenberg [* 17] und Frankfurt [* 18] a. d. O., ward Rektor der Lateinischen Schule in Riga, [* 19] ging 1561 nach Heidelberg, [* 20] wo er 1563 Professor des Griechischen wurde, siedelte 1579 in gleicher Eigenschaft nach Neustadt [* 21] a. d. Hardt über, kehrte 1584 als Professor der Mathematik nach Heidelberg zurück und starb dort Seine Schrift «Christlich bedencken und erjnnerung von Zauberen» erschien Heidelberg 1585 (3. Aufl., Speyer [* 22] 1597). Der Verfasser nennt sich in ihr Augustin Lerchbeimer von Steinfelden. Das an- ziehend geschriebene Buch, worin er den Wahn mit den Waffen [* 23] des gesundeu Verstandes und warmer Menschenliebe bekämpft, wurde von K. Binz und A. Birlinger (Straßb. i. E. 1888) neu herausgegeben uud vou ersterm mit der Lebensgeschichte des Ver- sassers versehen.
^Vitsna^einot («Weise-Männer-Nat»),
Ver- sammluug der Prälaten und Großgrundbesitzer zur Zeit der augelsä'chs. Könige. (^?. Angelsachsen.) Witherlt, ein rhombisches, in scheinbar hera- gonalen Formen (s. nachstehende Abbildung, Kom- bination von Prisma, [* 24] Brachypinakoid, Pyramide und einigen Brachypyramiden und Bra- chydomen) krystallisierendes, mit dem Aragonit [* 25] völlig isomorphes Mineral, das aber meist kugelige, traubige und derbe Aggregate bildet; es ist farblos, meist lichtgrau oder -gelblich gefärbt, durch- scheinend, hat einen im Bruch fettartigen Glasglanz, die Härte 3 bis 3,5, das spec.
Gewicht 4,2 bis 4,3. Chemisch ist es Baryumcarbo- nat, ü"XX;. Die Bleierzgänge des nördl. Englands, die im Bergkalk und Steintoblengebirge aufsetzen, sind örtlich reich an diesem Mineral. In England dient Witkowitz zur Vertilgung der Ratten. Withington, Stadt in der engl. Grafsckaft Lancasbire,'südlicher Vorort von Manchester, [* 26] hat (1891) 25729 E., gegen 17109 im I. 1881. Witi Archipel, s. Fidschi-Inseln. ^goten. Witichis (Vitiges), ostgot. Heerführer, s. Ost- Witim, rechter Nebenflnß der Lena in Ostsibi- ricn, entspringt unter 53° 45^ nördl. Br. mit dem cinen Arm am Ostabhang des Baikalgebirges, mit dem andern in Seen am Fuße des Westabhanges des Iablonojgebirges.
Der Oberlauf geht durch sehr gebirgiges Terrain und begrenzt südlich und östlich das sog. Witimplateau. Der weitere nordwestl. Lauf bildet anfangs die Grenze zwischen Transbaikalien und dem Gebiet Iakutsk, dann zwischen letzterm und dem Gouvernement Irkutsk, worauf die Mündnng gegenüber Witimsk in drei Armen erfolgt. Die Länge beträgt 1760 km, wovon 588 km schiffbar sind. Hauptnebenflüsse sind dieZypa uud Mama. Das Flußgebiet ist reich an Pelztieren. Witkowitz, czech. Vitknvic, Dorf im Gerichts- bezirk Mäbrisch-Ostrau der österr. Bezirkshauptmann- schaft Mistet in Mähren, [* 27] links an der Ostrawitza, ¶