forlaufend
726
Rostock [* 1] und in demselben Jahre als ord. Professor der Tierphysiologie und Tierzucht an die Hochschule für Bodenkultur nach Wien [* 2] berufen, wo er starb. Unter seinen Schriften sind hervorzu- beben: «Beiträge zur landwirtschaftlichen Tierzucht» l Lpz. 1871),
«Die Alpenwirtschaft der Schweiz [* 3] u. s. w.» 1876),
«Form und Leben der landwirtschaftlichen Haustiere» (ebd. 1878),
«Wandtafeln zur Naturge- schichte der Zaustiere» (Cass. 1878 u. 1880),
«Der Hochschulunterricht für Land- und Forstwirte» (Wien 1879),
«Grundzüge der Naturgeschichte der Haus- tiere» (Dresd. 1880),
«Untersuchungen über das Geschlechtsverhältnis und die Ursachen der Ge- schlechtsbildung bei Haustieren» (Berl. 1886), «Grundriß der landwirtschaftlichen Haustierlehre» (2 Bde., Tüb. 1888-89),
«Nordamerik. Landwirt- schaft» (ebd. 1890),
als Bericht über eine 1889 aus- geführte landwirtschaftliche Studienreise in den Ver- einigten Staaten Amerikas und Canadas; «Arbeits- pferd gegen Spielpferd; die Mechanik verschiedener Pferdeformen und die Reform des Staats-Pferde- zuchtwesens in Österreich» [* 4] (Wien 1891). Wildbad gehört zu den Begründern der wissenschaftlichen Tierzuchtlehre. Wilcoxpapier, s. Pflanzenfaferpapier. Wilczek lfpr. wiltscheck), Johann Nepomuk, Graf, verdient um die Nordpolforschung, geb. bereiste nach Vollendung archäol., kunst- und naturhistor.
Studien 1863 Südrußland, Krim [* 5] nnd Kaukasus, nahm als Freiwilliger am Kriege von 1866 teil, reiste 1868 und 1870 in Afrika [* 6] und rüstete 1872 fast allein die Payer-Weyprechtsche Nordpolerpedition aus, die er bis zu den Barents- inseln geleitete, nachdem er vorher Spitzbergen be- sucht hatte. Seit 1875 war er als Präsident der Geographischen Gesellschaft für die Errichtung stün- diger Meteorolog. Stationen um den Nordpol thätig und rüstete 1882 auf eigene Kosten die österr.
Sta- tion auf Jan Mayen [* 7] aus. Dem gemeinnützigen Wirken W.s verdankt Wien die Errichtung des Ru- dolsiner Haufes (eines Musterfpitals mit Pflege- rinnenschule), die Gründung der freiwilligen Ret- tungsgesellfchaft und des Wiener Studententonvikts. Wild, foviel wie fraktionslos, f. Wilde. Wild, in der Jägersprache Gesamtbezeichnung alk'r Iagdtiere, getrennt in Haar- und Federwild oder edles Wildbad und Raubwild. Wildgewicht ist das Gewicht des lebenden oder noch nicht aufge- brochenen Wildbad, also einschließlich Aufbruch.
Wild, Franz, Tenorist, geb. zn Niedcrholladrunn in Niederösterrcich, wurde Chor- knabe in Klosterneuburg und später Sängerknabc an der Hofkapelle zu Wien, ging 1811 zum Theater [* 8] an der Wien und wurde 1813 als erster Tenorist benn Hofoperntheater in Wien angestellt. Er gastierte 1816 in Berlin, [* 9] kam 1817 als Kammersänger nach Darmstadt, [* 10] ging 1826 nach Paris [* 11] und sang an der Italienischen Oper mit glänzendem Erfolg. 1830- 47 wirkte er am Kärntnerthortbcater in Wien; er starb zu Oberdöbling bei Wien. Wildbad war an Stimmfonds und Kunstfertigkeit einer der größten Tenoristen Deutfchlands.
Wild, Heinr., Physiker und Meteorolog, geb. zu Uster im Kanton Zürich, [* 12] studierte in Zürich [* 13] und Königsberg [* 14] Physik, habilitierte sich 1857 in Zürich an der Universität und am Polytech- nikum, wurde aber noch in demselben Jahre als Pro- fessor der Physik und Direktor der Sternwarte [* 15] nach Bern [* 16] berufen. Eine vom schweiz. Bundesrat 1861 ihm übertragene Inspektion der Maß- und Gewichis- anstalten gab die Veranlassung zu der von Wildbad bis 1867 durchgeführten Reform der eidgenössischen Ur maße und zur Begründung der Normalaichstütte zn Bern, deren Direktor Wildbad auch wurde. 1868 wurde er als Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissen schaften und Direktor des Physik.
Central-Observato- riums nach Petersburg [* 17] berufen, wo er eine Reorga- nisation dieser Anstalt und des Meteorolog. Beobach- tungsnetzes in Rußland durchführte. 1877 veran- lahteW. die Gründung des Meteorolog.-magnetischen Observatoriums in Pawlowsk; später fand auf seine Initiative hin auch die Neubegründung eines solcken in Irkutsk statt. 1895 zog sich Wildbad ins Privatleben zurück. Er lebt in Zürich. Die wissenschaftlichen Leistungen W.s betrefsen hauptsächlich die Gebiete der Optik, Elektricität und des Erdmagnetismus, der Meteorologie und oer Lehre [* 18] von Maß und Messen. Wildbad erfand u. a. da5 Polaristrobometer (s. Saccharimetrie). [* 19]
Auf dem Ge- biete der Elektricität hat sich Wildbad dnrch eine Neu- bestimmung der abfolutcn Widerstandseinheit lOhm) verdient gemacht. Auch die 1882-83 durchgeführte internationale Polarforschung verdankt der Thätig- keit W.s sehr viel; als Präsident der Polarkomnus- sion gab er ihre Mitteilungen heraus. W.s zahlreiche Meteorolog. Arbeiten finden sicb in den Schriften der schweiz. naturforfchenden Gefellschaften, in den von ihm herausgegebenen «Annalen des Physik. Central-Obscrvatoriums für Rußland» und in dem von 1869 an unter feiner Redaktion von der Aka- demie der Wissenschaften in Petersburg herausgege- benen «Neuen Repcrtorium für Meteorologie»; auch veröffentlichte er: «Das Konstantinowsche Obser- vatorium in Pawlowsk» (Petersb. 1895). Wild, Sebastian, Meistersänger und Dramatiker zu Augsburg, [* 20] verfaßte unter H. Sachsens Einfluß und mit lntb. Tendenz 12 Dramen (Augsb. 1566), die ihre Stosse teils aus der Bibel, [* 21] teils aus Volks- büchern nehmen («Octavian», «Magelone», «7 weise Meister», «Der Doktor mit dem Esel» sind hg. von Tittmann in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Bd. 2, Lpz. 1868). Seine «Passion Christi» (hg. von Hartmann, Das Oberammergauer Passionsspiel, Lpz. 1880) bildet den Kern des Spiels von Ammer- gau (s. Oberammergau). Wilda, preuß. Dorf, s. Bd. 17. Wilda, Wilh. Eduard, Jurist, geb. zu Altona, [* 22] studierte zu Göttingen, [* 23] Heidelberg, [* 24] Kiel [* 25] und Kopenhagen. [* 26]
Nachdem er eine Zeit lang in Hamburg [* 27] als Advokat praktiziert hatte, habili- tierte er sich 1831 in Halle, [* 28] wurde bald zum außer- ord. Professor und 1842 zum ord. Professor in Bres- lau, 1851 in Kiel ernannt, wo er starb. Wildbad ist der Begründer der vergleichenden german. Rechtsgeschichte in Deutschland. [* 29] Er schrieb: «Das Gildenwcsen im Mittelalter» (Halle 1831),
«Straf- recht der Germanen» (ebd. 1842). Wildbad gab seit 1839 mir Reyscher die «Zeitschrift für deutsches Recht» heraus. Wildacker, in der Jägersprache ein Stück Feld in einem Wald oder Wildgarten, das zur Ernährung des Wildes mit Feldfrüchten bestellt und bis zur Reife derfelben eingezäunt wird. über Anlage dec- Wildbad vgl. Neumeister, Fütterung des Edel- und Neb- wildes (Tharandt 1895). Wildbäche, s. Bach Md. 2) und Wildbachver- bauung nebst Tafel und Textfigur (Bd. 17). Wildbad, Stadt im Oberamt Neuenbürg des württemb. Schwarzwaldkreises, in einem von der Enz ¶