Soll eine Wasserleitung
[* 1] nur zur Versorgung der
Gebäude dienen, so genügt ein Druck, welcher an der Eintrittsstelle in das
Haus 10 m höher ist als der Fußboden des obersten
Geschosses. Für größere
Städte ergeben sich demnach 30 m, für mittlere
und kleinere 20–25 m. Dies ist der Versorgungsdruck, der auch zu
Zeiten des stärksten Bedarfs vorhanden
sein muß. Er reicht aber nicht aus, wenn die Straßenhydranten unmittelbar zum Feuerlöschen benutzt werden sollen, muß
in diesem Fall vielmehr die größte Gebäudehöhe um mindestens 10 m übersteigen. In Nordamerika
[* 2] bildet dies die Regel,
und es pflegt dort der Druck selten weniger als 50 m zu betragen: außerdem kann er vielfach bei ausbrechendem
Feuer durch die
Maschinen vermehrt werden. In
Deutschland,
[* 3] wie in England und
Frankreich beschränkt man sich meist auf den Versorgungsdruck.
Eine starke Pressung begünstigt die Verwendung des Wassers zu
Aufzügen und Kraftbetrieben (in
London
[* 4] und
Birmingham
[* 5] sind zu
diesem Zwecke besondere Werke mit 500 m Druck im Verteilungsnetz angelegt), erschwert aber bei mehr als 80 m
die Dichthaltung der
Ventile und Hähne.
Leitungsnetz ist für den stärksten Stundenverbrauch zu berechnen, also nach den obigen Ausführungen
etwa für 10 l pro
Kopf und
Stunde. Außerdem ist auf den Betrieb der
Hydranten Rücksicht zu nehmen, dergestalt,
daß eine Wassermenge von etwa 22 cbm in einer
Stunde durch jeden Endstrang muß entnommen werden können, ohne daß der Betriebsdruck
unter die oben angegebene Grenze herabsinkt. Diese ermittelten Wassermengen werden für jede einzelne
Straße bestimmt und
es wird dann das
Netz als Verästelungsnetz berechnet. Für die Ausführung ist jedoch zur Vermeidung
toter
Enden und zur
Erhöhung der Leistungsfähigkeit ein Umlaufnetz herzustellen, d. h. es sind die auslaufenden
Enden möglichst miteinander zu verbinden. Ist q die von einer Leitung zu liefernde Wassermenge in Kubikmetern pro Sekunde,
l die Länge der Leitung in Metern, h der entstehende oder verfügbare Druckhöhenverlust in Metern,
so ist der Durchmesser der Leitung in Metern annähernd:
Wird das Wasser gehoben, so hat man es in der
Hand,
[* 6] h zu steigern und es kann dann d kleiner, also der Aufwand für das
Netz
geringer werden, während derjenige für
Anlage und Betrieb des Hebewerkes wächst. Annähernd wird der
Gesamtaufwand am kleinsten, wenn man h/l, etwa 1:200 setzt. Der Durchmesser der Endstränge wird auf 0,1 m abgerundet; sie
vermögen dann bei 1 m
Geschwindigkeit 7,85 l pro Sekunde zu führen. Bei wellenförmigem Stadtgebiet erhalten die höhern
Stadtteile die größern, die tiefer liegenden die kleinern Durchmesser. Um den Druck nicht zu groß
werden zu lassen, oder zu sehr zu vermindern, werden bei großem Höhenunterschied des Geländes oder erheblicher
Ausdehnung
[* 7] der Stadt Druckzonen eingerichtet, von denen jede einzelne ein unabhängiges
Netz oder ihren eigenen Behälter bekommt. Um
Reparaturen vornehmen zu können, erhalten die Nebenstränge an der Abzweigstelle von den Hauptsträngen
Absperrventile (Absperrschieber,Wasserschieber, Taf. II,
[* 8]
Fig. 4); außerdem werden solche derart eingebaut,
daß sie die einzelnen
Stränge in
Abschnitte von 1000 bis 1500 m zerlegen.
Alle Scheitelpunkte des
Netzes erhalten Luftauslässe, welche zweckmäßig
durch Wasserpfosten mit nach oben zeigenden Abzweigstutzen
(Hydranten,
Feuerhähne, Feuerpfosten, vgl. denArtikelFeuerhahn)
[* 9] ersetzt werden; auch sind solche
Pfosten
in Abständen von 60 bis 120 m, sowie unterhalb der
Wasserschieber an den Abzweigstellen der Nebenstränge (zum Luftauslaß
beim Wiederanfüllen des
Stranges) einzubauen. Zur Entleerung des
Netzes sind die tiefsten Punkte desselben mit
Ableitungen
zu versehen, welche das Wasser nach Öffnung der betreffenden Schieber einem Wasserlauf oder unterirdischen
Entwässerungskanal zuführen.
Sind
Ablagerungen des Wassers zu befürchten, so empfiehlt sich der Einbau von Streifkästen (auch Spundkästen genannt, wenn
sie mit Lufthahn versehen sind), um
Kratzen oder
Bürsten einführen zu können. Die Einfügung von öffentlichen
Brunnen
[* 10] (Druckständer,
d. h. Ventilbrunnen mit Verschluß und Laufbrunnen mit beständigem
Ablauf)
[* 11] erfolgt jetzt weniger oft
als früher, weil mehr Gewicht auf den Anschluß aller bewohnten Grundstücke an die Wasserleitung gelegt wird. Von der sonstigen
Ausrüstung des Straßennetzes sind die Bezirkswassermesser zu erwähnen, welche den
Verbrauch eines ganzen
Bezirks messen und
selbstthätig verzeichnen; sie dienen namentlich zur Nachweisung von Wasserverlusten und Wasservergeudung.
Um gegen Frost und Erwärmung des Wassers wie gegen Erschütterungen bei Lastverkehr geschützt zu sein, erhalten die Rohre
eine
Deckung von 1,5 m über der Oberkante.
Der Anschluß der Haus- oder Privatleitungen geschieht entweder mittels eines sog.
Saugers
[* 8]
(Fig. 5) oder mittels einer Schelle
[* 8]
(Fig. 8).
Dicht hinter der Anschlußstelle befindet sich gewöhnlich
der städtische Haupthahn
[* 8]
(Fig. 8), welcher zugleich die
Verbindung mit der Straßenleitung unter Druck gestattet, während
innerhalb des Grundstücks der Privathaupthahn mit Entleerungsvorrichtung vorhanden ist. Die
Abgabe des Wassers erfolgt in
den meisten deutschen
Städten nach Wassermessern, von denen die Konstruktion von
Siemens in
[* 8]
Fig. 9 dargestellt
ist.
Das bei A eintretende Wasser gelangt zunächst in den Schlammsack
B und dann durch das
SiebC in die schrägen Öffnungen E
des Gehäuses D, trifft darauf in schiefer
Richtung das Flügelrad F, dessen Umdrehungszahl durch das
Zählwerk
[* 12] JK auf der
durch
Glas
[* 13] abgedeckten ZählscheibeL sichtbar gemacht wird, und geht durch die Öffnungen G bei H in
die Hausleitung über. Die
Abweichung zwischen Angabe und Wirklichkeit ist bei kleinen Wassermengen am größten und beträgt
bei Wassermengen von 1 l in der Minute selten unter 10 Proz., nimmt jedoch bei stärkerer Entnahme
schnell auf 1–2 Proz. ab. Neuerdings wird vielfach Hartgummi für Wassermesser
verwendet, da dieses sich von
Ablagerungen frei hält. Der Preis, nach dem das Wasser abgegeben wird, schwankt etwa zwischen 5 und 30 Pfg.
für 1 cbm, und beträgt im großen Durchschnitt 12–15 Pfg.; die Kosten eines Wassermessers für ein mittleres Hausgrundstück
belaufen sich auf 40–50 M.
Die Zuleitung zu den einzelnen Zapfstellen erfolgt durch Rohre aus Schmiedeeisen oder
Blei;
[* 14] letztere sind etwas teurer, rosten
aber nicht, lassen sich leicht biegen und verbinden, sowie durch innern Zinnüberzug gesundheitlich völlig sicher stellen.
Die Entnahme geschieht meistens durch
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