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die Goldmünzen: Goldwährung (s. d.).
2) Die Doppelwährung (s. d.), d.h. sowohl Gold- als auch Silbermünzen sind unter gesetzlicher Festsetzung eines Wertverhältnisses zwischen Gold [* 1] und Silber als Courantmünzen anerkannt.
Die Doppelwährung wird auch wohl als Alternativ Währung be- zeichnet, weil bei ihr je nach den Marktverhältnissen bald das eine, bald das andere Metall in den Vor- dergrund tritt.
Nicht zu verwechseln damit ist die Parallel [* 2] Währung, bei der Gold- und Silber- münzen gleichberechtigt umlaufen, ohne festes ge- setzliches Wertverhältnis zwischen beiden Metallen. Die Metallwährung wird zu einer Papierwäh- rung, wenn das Papiergeld (s. d. und Banknoten) zeitweilig mit Zwangskurs ausgegeben und dessen Einlösung in dem Währungsmetall suspendiert wird; der von dem Metall losgelöste Wert solchen Kredit- geldes spricht sich dann in einem mehr oder weniger bohen Agio (s. d.) des Goldes, bei sehr entwerteter Valuta auch des Silbers aus. Vollständig ist der Begriff der Währung erst erfüllt, wenn den Privaten das Recht zusteht, sich aus dein Währungsmetall bei den staatlichen Münzanstalten, event, gegen Entrichtung einer Prägegebühr ldes Schlagschatzes), Münzen [* 3] prägen zu lassen.
Man nennt diese Befugnis der Privaten die Präge- freiheit.
Wird diese eingeschränkt oder ganz aufge- hoben, so spricht man von geschlossen er oder, was häusiger ist, von Hinkender Wäbrung (s. d.). Dieser Ausdruck wird bisweilen auch in weiterm Sinne gebraucht für den Fall, das;
die Courant- münzen oder ein Teil davon, zwar gesetzlich voll- wertig, aber thatsächlich unterwertig sind.
Über die Verbreitung der Gold-, der Silber- und der Doppel- [* 4] währung s. die Artikel Goldwährung, Eilberwährung und die Tabelle «Münzen und Münzsysteme» zum Artikel Münze.
Die thatsächlichen Verhältnisse in Bezug auf die Währung haben sich in den letzten Jahr- zehnten mehr und mehr zu Gunsten der Goldwäh- rung verschoben.
Die Frage, welche Art der Währung zu wählen sei, bildet den allgemeinen Inhalt der Währungsfrage.
Diese, in den letzten Jahren lebhaft, besonders auch mit Bezug auf Deutschland [* 5] erörterte Frage erhält aber ihr eigentümliches Gepräge durch die Thatsache, daß seit Anfang der siebziger Jahre der Silberpreis auf dem Weltmarkt erst langsam, später aber immer schneller und unter heftigen Schwankungen gesunken ist (s. Silber). Die Ursache der Wertverminderung des Silbers ist in letzter Linie ein Mißverhältnis zwischen Pro- duktion und Bedarf, wie es sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Im Durchschnitt von 1866 bis 1870 war die Produktion von Gold rund 195000 K3, von Silber rund 13390001^, dagegen Jahre Gold Silber in Mill. Kg Jahre Gold Silber in Mill. kg 1892 1893 1894 208 909 236 974 273197 4,730 5,147 5,121 1895 1896 1897 299 885 305 379 350000 5,204 5.136 5,250 Die Goldproduktion war von 1871 bis 1891 kleiner als im Durchschnitt von 1866 bis 1870, während die Silberproduktion in dieser Zeit fast unausgesetzt start gewachsen war.
Der Bedarf an Gold ist für Münz- und gewerbliche Zwecke stärker gestiegen als die Produktion, bei Silber dagegen langsamer.
Ein Irrtum ist es, vou einer Verminderung de5 Silber- bedarfs für Münzzwecke in den siebziger und acht- ziger Jahren zu reden.
Dem Minderbedarf einzelner Länder stehen so viel stärkere Silberausmünzungen in andern Ländern gegenüber, daß im ganzen die Periode von 1873 bis 1893 einen wesentlich höhern Silberbedarf für Münzzwecke aufweist.
Die Eilber- ausprägung der Periode 1853 - 72 betrug 3629 Mill. M., die der Periode 1873-92 dagegen 5782 Mill. M., also 62 Proz. mehr als in derZeit vor dem Silbersturz;
aber schneller als dieser Bedarf stieg immer wieder die Silberproduktion, und das mußte sich im Silberpreise äußern.
Die Goldankäufe, die Deutschland infolge des Übergangs zur Goldwäh- rung vornehmen mußte, sind nicht allein für die Silberentwertung verantwortlich zu machen, da auch Skandinavien, Holland, Italien, [* 6] Dsterreich, Nuß- laud, Indien und die Vereinigten Staaten [* 7] von Amerika [* 8] sehr viel Gold an sich zogen.
Auch die Ver- käufe des überflüssig gewordenen deutschen Silbers waren nicht entscheidend.
Bis waren im ganzen 3 552000 k^ Silber von Deutschland verkauft;
alsdann wurden die Verkäufe eingestellt und nur 1886 noch 50000 kF an Ägypten [* 9] abgegeben. Der Silberpreis sank nach 1879 aber viel schneller als vorher. Er war 1880 um 13^. Proz. geringer als 1871, dagegen 1894 um über 45 Proz. und 1897 zeitweise gar 55 Proz. niedriger als 1880. Verhängnisvoll wurde dem Silber die Thatsache, daß die Lateinische Münzkonvention die Silber- courantprägung von 1874 bis 1877 einschränkte und 1878 einstellte.
Den wichtigsten halt für das Silber boten nach 1878 das Silberwährungsland Indien und Nordamerika, [* 10] letzteres wegen der starken jähr- lichen Silberankäufe, die auf Grund der Blandbill ls. d.) vom und der Sherman- oder Windombill (s. d.) vom erfolgten.
Die Windombill wurde aber aufgehoben, und Indien stellte laut Gesetz vom die Silberprägung für Privatrechnung ein.
Infolge- dessen entbehrt jetzt das Silber auf dem Weltmarkt eiues ausreichenden Rückhaltes an der Münzpolitik der Kulturstaaten, und das Verhältnis der Pro- duktion zum Bedarf kann fast uneingeschränkt zur Geltung kommen.
Dabei ist nicht zu übersehen, daß diese Maßnahmen der Erkenntnis entsprangen, daß die einzelnen Länder nicht genügend Silber aufneh- men konnten, um bei der stetig wachsenden Pro- duktion den Preis auf dem Weltmarkt zu halten. Die Folgen der Silbcrentwertung werden in Deutschland, als einem kreditfähigen Lande, mit einem durch Gold gefestigten Währungssystem im innern Verkehr nicht empfunden, da die sehr unter- wertigen Eilbercourantmünzen (Thaler) und Silber- sckeidemünzen zum Nennwert umlaufen.
Bei etwaiger Erschütterung des Kredits des Reichs würden kder bald die Goldmünzen ein Aufgeld (Agio) über den Nennwert hinaus erbalten, so daß alsdann die Sil- berentwertung auch im innern Verkehr fühlbar wer- den müßte.
Immerhin hat Deutschland, da es nur etwa 403 Mill. M. Silbercourantmünze besitzt, we- niger zu befürchten als die Länder, die noch^viel Silberconrant haben, wie Österreich, [* 11] Holland, Spa- nien, besonders aber die Vereinigten Staaten von Amerika und die Länder der Lateinischen Münz- konventiou. Da die Silbcrmünzen im internatio- nalen Verkebr, wenn überhaupt, nur zum wirtlichen Metallwert angenommen werden, so werden diese Länder mehr und mehr genötigt, mit Gold auf dem Weltmarkt zu bezahlen^ während das Silber sich ¶