Festland entfernte Inselfelsen (heute ist er durch
Anschwemmung an den
DammAlexanders d. Gr. [s. unten] zur Halbinsel geworden)
war mit riesigen, nach dem Festland hin gegen 50 m hohen Quadermauern befestigt und hatte einen
Umfang von 4 km. Er besaß
zwei künstlich verbesserte Häfen, im Norden
[* 1] den «sidonischen», imSüden den «ägyptischen». Das Hauptheiligtum
der Stadt war der
Tempel
[* 2] des Melkart. Weder Salmanassar von
Assyrien (727-722), noch der babylon. König Nebukadnezar, der
Tyrus 13 Jahre (585-572
v. Chr.) belagerte, vermochte es zu nehmen.
Auf dem Siegeszuge
Alexanders d. Gr. widerstand ihm das auf seine feste
Lage trotzende Tyrus ganz allein und erst
nach sechs
Monaten vermochte er es (322) zu bezwingen. Entscheidende Hilfe leistete ihm dabei der Übergang eines
Teiles der
pers. Flotte zu ihm und ein großartiger Dammbau vom Festland zur
Insel. 315 wurde Tyrus von
Antigonus erst nach einer
Belagerung
von 14
Monaten der ägypt.
Besatzung des
Ptolemäus entrissen; 40
v. Chr. belagerte es der Partherkönig
Pacorus.
Unter der Herrschaft der
Römer
[* 3] wurde die Stadt vom
Kaiser Severus zu einer röm.
Kolonie mit lat.
Rechte erhoben. Auch hatte
sich in ihr schon im apostoliscben Zeitalter eine christl. Gemeinde gebildet. 335 wurde daselbst
ein
Konzil wegen den Athanasianischen Streitigkeiten gehalten. 638 fiel in die
Hände der
Araber. Zur Zeit
der Kreuzzüge erscheint es als eine Hauptfestung und als ein wichtiger Handelsplatz. Es war 1089 dem
Sultan von
Aleppo durch
den
Sultan von
Ägypten
[* 4] entrissen worden.
König
Balduin I. von
Jerusalem
[* 5] belagerte es bis in den April 1112 vergeblich,Balduin II. vom 15. Febr. bis
wo es mit Hilfe des Dogen von
Venedig
[* 6] in die
Hände der
Christen kam. Es wurde nun der Sitz einer
Grafschaft und eines Erzbistums,
das 13
Bistümer umfaßte, und dessen Inhaber seit 1174 der berühmte Geschichtschreiber der Kreuzzüge, Wilhelm von Tyrus, war.
Saladin belagerte Tyrus im
Sommer 1187 und wieder vom 2. Nov. bis Ende Juli 1188 ohne Erfolg. Erst 1191 fiel es für immer in die
Hände der Mohammedaner.
Unter der türk. Herrschaft sank es ganz herab. Die
Stelle der alten Inselstadt nimmt jetzt der elende Flecken
Sûr ein, 38 km
im
Süden von Saida (Sidon) und 8 km südlich von der Mündung des Nahr el-Kâsimijeh oder el-Litâni (Lontes der Alten).
Der
Hafen ist versandet, und
der Handel hat sich nach
Beirut gezogen. Der Ort hat etwa 6000 E., zur Hälfte Mohammedaner oder
Metâwileh, die andern
Christen, Griechen,
Maroniten und griech. Katholiken und einige wenige
Juden. Von
alten Bauwerken findet sich nur eine stattliche Kirchenruine aus dem Mittelalter, wo
KaiserFriedrich I.
(Barbarossa) 1190 beerdigt
sein
soll. -
Staatsbahnen, hat (1890) 2178,
als Gemeinde 2536 deutsche E., ein
Kaiser-Joseph-Denkmal (1888);
bedeutende Fabrikation von Metallknöpfen, Hornknöpfen,
Schnallen,
Messinggußwaren, Galanterie- und
Bronzewaren, und in der Nähe die besuchten TyssaerWände
(550-627 m), ähnliche Felsbildungen wie jene von
Adersbach und
Wekelsdorf. Tyssa wird schon 1100 erwähnt.
Johannes, byzant.
Grammatiker und Dichter, aus
Konstantinopel,
[* 9] der im 12. Jahrh. n. Chr.lebte. Zu seinen geschmacklosen
und in der Form abstoßenden Gedichten gehören die «Iliaca» oder
«Antehomerica, Homerica et Posthomerica» in 1665 Hexametern, hg. von
Better (Berl. 1816) und
Lehrs mit Hesiod, Apollonios u. s. w.
(Par. 1840),
und eine umfängliche Sammlung mytholog.-histor. Miscellen, in 12 675 sogenannten polit. Versen u. d. T.
«Βίβλοξ ίστοριῶν» oder
«Chiliades» (so von dem ersten Herausgeber Gerbel [1546] genannt, der das Werk in 13 Verstausende
teilte),
hg. von Kießling (Lpz. 1826). Außerdem verfaßte er
Briefe (hg. von Pressel, Tüb. 1851),
Scholien zu
Homer, Hesiod,
Aristophanes u. a.; am wichtigsten sind die zu Lykophrons
«Alexandra», an denen sein
Bruder Isaak Tzetzes teilhatte. -
Vgl. Hart,DeTzetzarum nomine vitis scriptis (Lpz. 1880).
Heinr. Gottlieb, prot. Theolog, geb. zu
Mittweida in
Sachsen,
[* 10] studierte in
Leipzig,
[* 11] habilitierte sich 1800 in Wittenberg,
[* 12] war dann Diakonus in seiner Vaterstadt, 1805 Professor
in Wittenberg, 1809 in
Leipzig, 1815 zugleich
Superintendent daselbst, 1818 Domherr des Hochstifts Meißen.
[* 13] Er starb Tzschirner bekannte sich zu einem offenbarungsgläubigen Nationalismus oder ethisch-kritischen
System. Er schrieb: «Geschichte der
Apologetik» (Bd. 1, Lpz.
1805),