s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 3), das Ünglinger Thor zu
Stendal
[* 2] u. a. Hierher gehört auch das durch seine spitzen
Türme charakterisierte
Holstenthor in Lübeck
[* 3] (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 4). In der Zeit der Renaissance
bildete man die Thor häufig den antiken
Triumphbogen (s. d.) nach. Die
Porta Capuana zu Neapel,
[* 4]
PortaSan
Pietro zu
Perugia sind die ersten Versuche; die Thor, die Sanmicheli als Festungsbaumeister
Venedigs dort und in Verona
[* 5] errichtete,
stellen den
Typus fest. Die deutschen Renaissancethore behalten zunächst den got.
Baustil, nehmen aber um die Mitte des 16. Jahrh.
ähnliche Formen wie in
Italien
[* 6] an; desgleichen auch in
Spanien,
[* 7] wo unter anderm zu
Burgos 1539 ein festungsartiges,
mit
Türmen und
Statuen geschmücktes Thor als
Triumphbogen für Fernan Gonzalez errichtet wurde. Die spätern Renaissancestile
legten zum
Teil großes Gewicht auf die künstlerische Ausbildung der Thor; einzelne davon sind bei Zerstörung der Festungsgürtel
als besondere Prunkstücke stehen geblieben (z. B. in
Stettin,
[* 8] s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 3; in Madrid,
[* 9] s.
Taf. II,
[* 1]
Fig. 1). Eine antik-klassische Bauart zeigen das
Brandenburger in
Berlin
[* 10] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 2) und die Propyläen in
München
[* 11] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 4), die beide nach dem Vorbild der Propyläen
(s. d.) in
Athen
[* 12] erbaut sind.
der alte Hauptgott der Skandinavier
vor der Einwanderung des Odinkultes, der altdeutsche
Donar (s. d.). Er ist der Freund der
Menschen und ihr kräftiger Beschützer vor den
Riesen. Als solchen behandelt ihn besonders
die norweg. Volksdichtung. In der skaldischen
Dichtung ist Thor der Sohn Odins und der Jörd. Als seine Frau nennen dieselben
Quellen die Sif, beider
Söhne sind Magni
(d. i. Kraft)
[* 13] und Módhi (heftiger
Sinn), ihre Tochter Thrúdh. In demselben
Kreise
[* 14] von Dichtern ist ein beliebtes
Thema T.s Kampf mit der die Erde umfassenden
Midgardsschlange, mit der er auch beim
Göttergeschick
zu kämpfen hat und von der er getötet wird. In seiner
Begleitung befinden sich das blitzschnelle Geschwisterpaar
Thyálsi und Röskva. Mit seinem Hammer
[* 15] weihte Thor die Rechtsverträge und besonders die mit Runen
[* 16] (s. d.)
versehenen
Steine, die
Toten gesetzt wurden. Als die Odinsverehrung am königl.
Hofe immer mehr zur Geltung gelangte, blieb
Thor der Gott der freien
Bauern; in dieserStellung hat er sich erhalten bis zum
Untergang des
Heidentums.
Verehrt wurde Thor besonders in
Norwegen,
[* 17] wo ihm überall
Tempel
[* 18] errichtet waren. -
(hebr., d. h.
Lehre),
[* 19] bei den
Juden Bezeichnung für das Mosaische Gesetz und den dasselbe enthaltenden
Pentateuch
(s. d.).
Sefer-Thora,
d. i.
Buch des Gesetzes, heißt die mit großer Genauigkeit geschriebene Synagogenrolle (Gesetzrolle),
aus der die
Abschnitte der
Bücher Mose vorgelesen werden.
«Mihail
Sabbâgs
Grammatik der arab. Umgangssprache in
Syrien und
Ägypten»
[* 30] (Straßb. 1886) und viele kritische
Aufsätze über arab.
Texte in der «Zeitschrift» der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
Joh.
Rud., niederländ. Staatsmann, geb. zu
Zwolle, studierte in
Leiden
[* 31] die
Rechte, auf mehrern
deutschen
UniversitätenPhilosophie, habilitierte sich zuerst in Gießen,
[* 32] dann in Göttingen als Privatdocent und kehrte im
Herbst 1824 nach
Amsterdam
[* 33] zurück. Er wurde 1825 Professor der polit. Wissenschaften an der
Universität
zu Gent
[* 34] und trat 1830 in die jurist.
Fakultät zu
Leiden ein. Nachdem er durch seine
Schriften «Aanteekening op de Grondwet»
und «Proeve
van eene herziening der Grondwet» für eine Verfassungsänderung eingetreten war, wurde er 1840 in die Kammer
gewählt, der er bis 1844 angehörte. 1844 machte er einen
Vorschlag zur Verfassungsrevision, der abgelehnt
wurde.
Nach der franz. Februarrevolution 1848 wurde er Mitglied einer
Kommission zur Revision
der Verfassung, deren
Entwurf vom König
und den Kammern genehmigt wurde. 1849 ward Thorbecke Minister des Innern und bald Haupt des
Kabinetts, was er bis 1853 blieb.
(S.
Niederlande,
[* 35] Geschichte.) Seitdem war Thorbecke als Mitglied der
Zweiten Kammer Führer der Opposition, dann 1862 bis März 1866 wieder
Chef des Ministeriums, worauf er wieder die Leitung der Opposition übernahm. Er griff die Politik des konservativen
Ministeriums Zuylen-Heemskerk in der Luxemburger Frage scharf an. Am mit der
Bildung
eines Ministeriums beauftragt, brachte Thorbecke 2. Juni das
Kabinett Fock zu stande, ohne selbst einzutreten.
Nach dem Rücktritt desselben übernahm Thorbecke zum drittenmal das Ministerium des Innern. Die
Ablehnung eines Gesetzentwurfs
über die Einkommensteuer veranlaßte jedoch ihn und seine
Kollegen, um Entlassung zu bitten.
Während der bis 1. Juli dauernden Ministerkrisis starb Thorbecke im Haag.
[* 36] Seine Parlamentsreden erschienen
als «Parlementaire redevoeringen» (6 Bde.,
Deventer 1867-70), nach seinem
Tode seine Korrespondenz mit Groen
van Prinsterer aus den J. 1830-32 (Amsterd. 1873). Sein
Standbild
in
Amsterdam wurde enthüllt. -
Vgl. Olivier, Herinneringen aan Thorbecke (Haag 1872);
Buys,Mr. Jan
Rudolf Thorbecke herdacht
(Tiel 1872);