Kurzzeilen war verbreitet. Seit dem
Aufkommen des Reims
[* 1] dient eine der mittellat. Hymnenstrophe von zwei Reimpaaren nachgebildete
einfache S. von vier Kurzzeilen als
Keim einer reichen
Entwicklung; sie lebt besonders deutlich im Schnadahüpfl fort. Unter
franz. Einfluß wird etwa seit 1170 in dem deutschen höfischen
Minnesang eine Dreiteiligkeit zur Regel,
die im
Meistergesang und zum
Teil noch im modernen deutschen Strophenbau festgehalten wird: sie gliedert die S. in einen
Aufgesang
(s. d.) aus zwei einander gleichen
Stollen und in den abweichenden, aber ähnlichen
Abgesang.
Die moderne deutsche
Dichtung hat sich seit
Opitz darin gefallen, antike, roman. und andere ausländische Strophenformen nachzuahmen:
Klopstock, J. H.
Voß, besonders Platen haben in antiken, die
Brüder Schlegel,
Rückert u. a. in roman. Strophennachahmungen
Bedeutendes geleistet. Die selbständige
Bildung nationaler Strophenformen wurde durch ein Übermaß fremder Einflüsse geradezu
erstickt. (S. Metrik.) -
Vgl. Seyd, Beitrag zur Charakteristik und Würdigung der deutschen S. (Berl. 1874);
R. M.Meyer,
Grundlagen mittelhochdeutschen Strophenbaues (Straßb. 1886);
JosephGeorg, kath.
Bischof von Kroatien, geb. zu Essek in
Slawonien, studierte im Seminar zu Diakovar,
an der
UniversitätPest und, nachdem er die Priesterweihe empfangen hatte, noch einige Zeit
im Augustinum zu
Wien;
[* 6] er vikarierte ein Jahr zu Peterwardein, wurde dann Professor am Seminar zu Diakovar, danach kaiserl.
Hofkaplan und Direktor des Augustinums und 1849
Bischof von Diakovar, in welcher
Stelle er großen Einfluß auf seine kroat.
Volksgenossen gewann. 1859 wurde er in den verstärkten Reichsrat berufen, wo er auf der Seite der Föderalisten
stand. Seit der Herstellung des ungar.-kroat.
Ausgleichs hält sich S. vom öffentlichen polit. Leben fern. Dagegen trat er
auf dem
VatikanischenKonzil als Führer der Opposition gegen das Unfehlbarkeitsdogma sehr in den Vordergrund. Desto eifriger
ist er nach seiner Unterwerfung unter die
Entscheidung des
Konzils als Kirchenfürst thätig, um die südslaw.
Bevölkerung
[* 7] unter die röm. Herrschaft zu bringen sowie die slaw.
Liturgie einzuführen. Sein gefeiertes 50jähriges Priesterjubilüum wurde zu
Demonstrationen im panslawistischen
Sinne benutzt. Seine reichen Einkünfte benutzt er zur geistigen
Hebung
[* 8] seiner Nation; er gründete
Volksschulen,
ließ durch
AugustinTheiner «Vetetera monumenta Slavorum meridionalium historiam illustrantia»
(Rom
[* 9] 1863) herausgeben, beteiligte sich eifrig bei der Gründung der kroat.
Akademie und
Universität zu
Agram
[* 10] und erbaute zu
Diakovar eine prachtvolle
Kathedrale (1883).
(spr. straud),Fabrikort in der engl.GrafschaftGloucester,
15 km südlich von
Gloucester,
zwischen den Cotswoldhügeln, an dem
Kanal,
[* 11] welcher die obere
Themse mit dem untern Severn verbindet,
Station der Great-Western-Bahn,
Mittelpunkt der in den benachbarten
Thälern bestehenden Tuchfabriken, hat (1891) 9818 E. und Färberei.
Bethel Henry (ursprünglich
Baruch Hirsch
[* 12]
Strausberg), Eisenbahnunternehmer, geb. zu
Neidenburg in Ostpreußen,
[* 13]
war inLondon,
[* 14] wo er sich taufen ließ, als Mitarbeiter an Handelsblättern und
Agent für Versicherungsanstalten
thätig. 1855 begab er sich nach
Berlin,
[* 15] wo er als Eisenbahnunternehmer im großen
Stil auftrat (Tilsit-Insterburg, Ostpreuß.
Südbahn,
Berlin-Görlitz,
Märkisch-PosenerBahn,
Rechte Oderuferbahn,
Halle-Sorau, Hannover-Altenbeken). S. kaufte ferner Lokomotivfabriken,
Grubenfelder,
Bergwerke und Schienenwalzwerke für seine Eisenbahnbauten.
Als letzte große Leistung folgte der
Bau der rumän. Eisenbahnen (1868-71), ein Unternehmen, das jedoch mit einem empfindlichen
Verlust für S. abschloß. Seitdem erhielt die Thätigkeit des «Eisenbahnkönigs»
einen verwilderten
Anstrich, namentlich seine Thätigkeit mit der
MoskauerKommerz- und Leihbank. S. wurde in
Petersburg
[* 16] verhaftet und zur Landesverweisung verurteilt. Hierauf wurde in
Berlin der Konkurs über sein Vermögen eröffnet.
Er starb in
Berlin. -
Vgl. Hoppe, Dr.
S. und
Konsorten, die rumän. Regierung und die
Besitzer rumän. Eisenbahnobligationen
(4. Aufl., Berl. 1871);
Dr.
S. und sein Wirken, von ihm selbst geschildert (3.
Abdruck, ebd. 1876).
edle florentin. Familie, die zuerst Ende des 13. Jahrh.
hervortritt, als
Anhänger der Popolanen- und Welfenpartei im 14. Jahrh. sich zur reichsten Familie von
Florenz,
[* 17] wo ihr
Palast zu den hervorragendsten gehört, aufschwang und, nachdem sechzehn das
Amt des
Gonfaloniere erreicht hatten,
vergeblich gegen die Herrschaft der Medici, die schon im 15. Jahrh. sie bitter verfolgten,
ankämpfte. Von den vielen Zweigen der Familie blüht noch in Mantua
[* 18] der hier von Tommaso S. begründete.
Hervorzuhebensind:FilippoS. der
Ältere, geb. 1426, gest. zu
Florenz, der Begründer des berühmtesten Zweiges
der Familie. Er hat den
Bau des berühmten Palazzo Strozzi begonnen, über ihn und seine
Mutter vgl. Guasti, Allesandra Macinghi
negli S. (Flor. 1877); Reumont,
KleineSchriften (Gotha
[* 19] 1882); A. Maringhi,
Una lettera d'Allessandria Maringhi negli S, (Flor.
1890).
Dessen Sohn, Giovan-Battista S., genannt Filippo der
Jüngere, geb. 1488, gest. zu
Florenz. Wegen seiner Heirat mit Clarisse, einer Enkelin
Lorenzos de' Medici, gefürchtet, aber nur leicht bestraft, hielt
er sich sowohl von der Verschwörung gegen Pietro Soderini, für welche ihn 1510 Julius II. gewinnen wollte, als nachher
von den
Umtrieben Leos X. für die Medici fern; allein er ließ sich endlich doch von Clemens III. gewinnen,
nicht nur die frühere thatsächliche Herrschaft der Medici als gesetzlich anerkannte wieder aufzurichten, sondern sogar
den
Bau der Zwingburg zu unterstützen, in der er aber dann selbst den
Tod fand. Nach Ermordung Alessandros de' Medici vereitelte
er durch sein Zaudern den
Sieg der Optimatenpartei über
Cosimo I., gegen den er an die
Spitze der Vertriebenen
trat. In Montemurlo gefangen genommen, ward er von
Karls V. Befehlshaber, Alessandro Vitelli, zwar nicht an
Cosimo¶