(lat.), bei den
Römern ein bis auf die Füße reichendes Gewand mit Ärmeln, vorzugsweise von Frauen getragen;
es hatte bei Vornehmern
Streifen von
Gold
[* 1] und Purpur (clavi) und unten einen breiten Saum oder
Besatz (instita), bei andern
nur einen einzigen goldenen
Streifen. (S.
Tunika.) Später bezeichnete man damit den Chorrock oder die
Festkleidung der kath. Geistlichen.
Schon das
Konzil von Laodicea (etwa 360) erwähnt derselben als eines Ehrenkleides.
IhreEinfassung war nicht immer mit dem Kleide verbunden, sondern wurde auch gesondert getragen, woraus sich die heutige Gestalt
der S. erklärt.
Diese besteht aus einer langen, handbreiten weißen oder farbigen
Binde von
Seide
[* 2] oder Silberstoff, die
bei den Diakonen über die linke Schulter nach der rechten Hüfte zu in Form eines
Ordensbandes, bei den übrigen Priestern
aber über beide Schultern und die
Brust kreuzweise herabhängt. Sie ist mit drei Kreuzen, an den
Enden häufig noch mit
Glöckchen
versehen, bei Prälaten mit
Stickereien und
Perlen verziert und für die Celebration der
Messe und die Spendung
der
Sakramente streng vorgeschrieben. Unter den
Protestanten haben nur die Geistlichen der anglikan.
Kirche die S. beibehalten.
-
Vgl. Berrisch, Die S. in ihrer Entstehung, Beschaffenheit, Bedeutung und Anwendung (Köln
[* 3] 1867).
1) S. am Harz, Hauptstadt der Standesherrschaft
Stolberg-Stolberg und Residenz des Fürsten zu
Stolberg-Stolberg, an derThyra
und an der
Nebenlinie S.-Rottleberode-Berga-Kelbra (9,5 km) der
Preuß. Staatsbahnen
[* 12] (Bahnhof Rottleberode 7 km entfernt),
Sitz eines fürstl. Konsistoriums und Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen),
[* 13] hat (1895) 2021 evang.
E., Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 14] Fernsprecheinrichtung, drei
Kirchen, Residenzschloß mit
Bibliothek (50000
Bände), got.
Rathaus (1482),
Krankenhaus,
[* 15]
Sparkasse; Cigarren- und Pulverfabriken, Eisenhütte, Kupferschächte. S.
ist als
Sommerfrische beliebt. 7 km nordöstlich der
Auerberg (s. d.). - Die Stadt war früher Sitz der
Harzgrafen zu S. - 2)
S. im Rheinland, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis
Aachen,
[* 16] 11 km von
Aachen, am Vichtbach, der unweit sich mit dem Münsterbach
vereinigt und dann denNamen Inde führt, an der Linie
Köln-Aachen-Herbesthal und den
Nebenlinien S.-Walheim
(13,1 km), M'Gladbach-Jülich-S. (57,6 km), S.-Herzogenrath (19,7 km) und Würselen-S. (6,3 km) der
Preuß.
Staatsbahnen
(Bahnhöfe
[* 17] S. [Rheinisch], E.-Mühle, S.-Hammer), ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Aachen) und einer Handelskammer,
besteht aus
Stolberg-Mühle und
Stolberg-Hammer oder
Ober-Stolberg und hat (1895) 13 532 (6663 männl., 6869 weibl.)
E., darunter 1086
Evangelische und 75 Israeliten, Postamt erster und dritter
Klasse,
Telegraph, Fernsprecheinrichtung,
Straßenbahn,
zwei kath. und eine evang.
Kirche, altes Bergschloß, neuerdings renoviert, mehrere alte
Höfe der Messingfabrikanten, früher
Kupfermeister genannt, höhere Stadtschule, höhere Mädchenschule, kath. Hospital,
Sparkasse,
Volksbank, Wasserleitung
[* 18] und
Gaswerk, und ist Mittelpunkt einer großartigen Metallindustrie.
In der Stadt und deren Umgebung bestehen zahlreiche Messingwerke, Kupferhämmer,
Draht- und
Walzwerke,
Blei- und Zinkfabriken,
Eisengießereien und
Spinnereien. Ferner hat S. noch Fabriken für Panzerwaren,
Stecknadeln, Dampfkessel,
[* 19] Seife,
Spiegel- und
andere Glaswaren,
Chemikalien und Leder. Die Messingwerke, auf welche sich früher vorzugsweise derRuf der
Stadt gründete, waren von franz.
Protestanten aus
Amiens
[* 20] um die Mitte des 17. Jahrh. angelegt worden. S. war früher Sitz
der Herren von S., die unter der Hoheit der
Herzöge von Jülich standen.
[* 4] eins der ältesten deutschen Grafenhäuser, das seit dem 11. Jahrh. urkundlich
erwähnt wird. Als Stammland der Familie erscheint die
Grafschaft Stolberg am Harz. Die
Grafen wurden 1412 Reichsgrafen,
hatten Sitz und
Stimme auf der Wetterauischen Grafenbank, erwarben 1413 und 1417 die
Grafschaft Hohnstein mit Heringen und
Kelbra, ererbten 1429 die
Grafschaft Wernigerode,
[* 21] 1535 die
Grafschaft Königstein (von welcher dem Hause nur
Gedern und Ortenberg
verblieben sind) und die
Grafschaft Rochefort in den österr.
Niederlanden (die 1801 wieder verloren ging) und 1577 aus Hennebergscher
Erbschaft Schloß und Flecken
Schwarza. Im 16. Jahrh. teilte sich das Geschlecht in die
Stolberger Linie (erloschen 1631) und
die Wernigeroder Linie, aus der 1645 die
GrafenHeinrich Ernst zuS. und
Johann Martin zu S., beide
Söhne desGrafenChristoph zu S. (geb. 1567, gest. 1638), die
Grafschaften Wernigerode und Stolberg zum zweitenmal trennten.
I. Die ältere Linie zu Wernigerode spaltete sich durch die beiden
Söhne desStifters in die
Äste zu Ilsenburg (erloschen
1710) und zu Wernigerode. Letzterer zerfiel durch die drei
Söhne desStifters, des
GrafenLudwigChristian
zu S. (gest. 1710), wiederum in drei Zweige: A.
Stolberg-Wernigerode; B. Stolberg-Gedern, der 1742 die reichsfürstl. Würde
erhielt, aber im Mannsstamm 1804 erlosch und zu dem die Gräfin
Albany (s. d.), die Gemahlin des Prätendenten
Karl Eduard,
gehörte; C. Stolberg-Schwarza (erloschen 1748). Der Zweig zu Wernigerode wurde vom
GrafenChristian Ernst
zu S. (geb. gest. bekannt durch sein Wirken
für den
Pietismus in
Deutschland
[* 22] und
Dänemark,
[* 23] begründet, erlangte 1890 den preuß. Fürstenstand für den jedesmaligen Standesherrn
und dessen Nachkommen der ersten Generation und besitzt gegenwärtig in vier getrennten Primogenituren
a. die
Grafschaft Wernigerode (s. d.) mit dem
AmteSchwarza (15 qkm), sowie die Herrschaft
Gedern im Großherzogtum Hessen
[* 24] (34
qkm) und das
Amt Sophienhof (55 qkm) in Hannover;
[* 25]
b. die Fideïkommißherrschaft Peterswaldau in
Schlesien;
[* 26]
c. die Fideïkommißherrschaft
Jannowitz-Kupferberg in
Schlesien;
d. die Fideïkommißherrschaft Kreppelhof inSchlesien.