mehr
der Bäume erlangen, indem sie in die gemachte Öffnung schnell die Zunge senden, deren vorderer Teil hornig, spitz, an den Seiten mit Widerhaken besetzt und zum Anspießen geschickt, deren hinterer, wurmförmiger Teil aber mit einem sehr klebrigen Speichel überzogen ist und als Leimrute dient. Auf diese Weise vernichten sie viele baumzerstörende Insekten, [* 1] sind aber keineswegs den Bäumen selbst schädlich, denn gesunde Bäume hacken sie niemals an, weil diese zu hartes Holz [* 2] haben und weder Insekten noch deren Larven enthalten. Auch dadurch werden sie nützlich, daß sie andern in Baumhöhlen nistenden Vögeln die Niststätte bereiten. Fast insgesamt sind sie nur mittelgroß, fliegen mittelmäßig schnell mit schnurrendem Geräusch und immer nur auf kleinere Entfernungen. Sie leben in Monogamie, brüten in gut ausgearbeiteten Löchern hohler Bäume und legen 3-7 rein weiße, porzellanglänzende Eier [* 3] ohne weitere Unterlage auf feine Späne.
Das Gefieder ist ziemlich lebhaft gefärbt, und bald herrscht Grün, bald Rot vor; man unterscheidet sie nach der Färbung in Schwarzspechte, Grünspechte und Buntspechte. Die europäischen sind teils Stand-, teils Strichvögel, welche die Wälder niemals freiwillig verlassen. In Deutschland [* 4] finden sich der große Buntspecht Picus major L., [* 5] Fig. 8), der obenher schwarz und weiß gefleckt ist, einen roten Hinterleib, schwarzen Unterrücken und Bürzel und vom Mundwinkel herab einen schwarzen Halsstrich hat;
der Hinterkopf ist rot oder beim Weibchen schwarz;
der Mittelbuntspecht (Picus medius L.) unterscheidet sich vom vorigen durch einen schwarzen, erst unterhalb des Ohrs beginnenden Halsstreifen;
der kleine Bunt-, Klein- oder Zwergspecht (Picus minor L.) ist kaum mehr als 15 cm groß, unterseits ohne alles Rot weißlich, am Scheitel rot oder beim Weibchen weißlich und am Unterrücken weiß und schwarz gebändert;
der dreizehige Specht (Picus tridactylus L., [* 5] Fig. 10) zeichnet sich durch nur drei Zehen und eine gelbe Kopfplatte aus. Zu der Gruppe der Buntspechte gehört auch noch der Weiß- oder Elsterspecht (Picus leuconotus Bechst.), ein Bewohner des nordöstl.
Europas. Die größte unter den europ. Arten ist der Schwarzspecht (Picus s. Dendrocopus martius L., [* 5] Fig. 9), ganz schwarz mit rotem Scheitel und Genick, der in den deutschen Sagen als Auffinder der Springwurz, die alle Schlösser öffnet, eine bedeutende Rolle spielt; der Grünspecht (Picus viridus L., [* 5] Fig. 11) ist die am weitesten verbreitete Art, die, wie der Grauspecht (Picus canus Gm.), durchaus nicht ein ausschließliches Baumleben führt, sondern seiner Nahrung, besonders den Ameisen, auch auf dem Erdboden nachgeht. Der Elfenbeinschnabel (Picus s. Campophilus principalis Grey, [* 5] Fig. 2) ist die größte Art, über 50 cm, im südl. Nordamerika, [* 6] schwarz mit wenig Weiß gezeichnet ist und einen roten Schopf hat; der weiße Schnabel dient bei den Indianern als Schmuckgegenstand. Gleichfalls amerik. Arten sind der Rotkopfspecht (Melanerpes erythrocephalus Sw., [* 5] Fig. 3) und der zu einer abweichenden Gattung gehörige Goldspecht (Colaptes auratus Sw., [* 5] Fig. 1). Afrika [* 7] ist arm an S., in der austral. Region finden sie sich bloß auf Celebes. Häufiger sind sie in Indien; so ist der javanische Dreizehenspecht (Tiga javanensis Bon., [* 5] Fig. 5) auf Java sehr gemein; Chrysophlegma miniata Forst. [* 8] (Fig. 6) auf dem Kontinent von Ostindien. [* 9] Eine Unterfamilie bilden die tropischen Zwergspechte (Picumninae) mit dem Weichschwanzspechte (Picumnus squamulatus Lafr., [* 5] Fig. 4) von Südamerika. [* 10]
Vgl. Malherbe, Monographies des picidés (Par. 1859);
Sundevall, Conspectus avium Picinarum (Stockh. 1866);
Marshall, Zoolog. Vorträge, Heft 2: Die S. (Lpz. 1890).