forlaufend
979
Silberwaren, die aus Silber (s. d.) oder Silber- legierungen (s. d.) verfertigten Waren.
Silber läßt sich als Metall leicht bearbeiten, in feine Drähte aus- ziehen, in dünne Platten walzen und schlagen, ohne Schwierigkeiten löten, fchmelzen und leicht vergolden. Diese Eigenschaften sichern dem Silber eine ausge- dehnte Verwendung zu Schmucksachen und zu Tafel- gerkt, urnsomehr, da S. nicht rosten und bei einiger Sorgfalt und gelegentlichem Putzen ibren Glanz Jahrhunderte hindurch unverändert behalten können. In Silberschmucksachen aller Art ist die Fabrikation in Verbindung mit Goldwaren, teils als reines, teils als vergoldetes Silber in Pforzheim, Hanau und Schwäbisch-Gmünd stark entwickelt.
Namentlicb lie- fert Gmünd vorwiegend Schmucksachen aus Silber, während Pforzheim und Hanau autzer ihren Gold- waren mit mehr oder weniger Silberzusatz, ihre S. vorzugsweise vergoldet liefern.
Feinere künstlerisch ausgeführte S., z. V. Tafelaufsätze, Embleme, Figu- ren, Becher, Kelche, Kirchengeräte u. a. m., werden in den größern Städten der meisten Kulturstaaten, so in London, Paris, Berlin, Wien u. s. w. ausge- führt, in silbernem Tafclgerät (Löffel, Messer, Ga- beln u. s. w.) leistet Berlin Hervorragendes. 1894 betrug die Ausfuhr des Deutfchen Reichs an Gold- uno Silberwaren ohne Taschenuhren 22,8 Mill. M., bierzu 0,7 Mill. M. für Gold- und Blattsilber. - Die feinen und feinsten Silberdrähte werden ferner mit Tertilfäden (Nürnberg, Fürth, Freiberg, Dres- den, Berlin) zu den echten leonifchen Waren, zu Tres- sen, Militäreffekten u. s. w. verarbeitet, und es be- trug in derartigen Gold- und Silbergespinsten 1894 die deutsche Ausfuhr weitere 21,i Mill. M. (S. auch Goldwaren und Goldfchmiedekunst.) Silberweiß, soviel wie Vleiweiß (s. d.). Silberwurz, Pflanzengattung, s. vi-vag. Silburyhügel, s. Avebury. Silchar, Hauptstadt von Katschar (s. d.). Silcher, Friedr., Komponist, qeb. in Schnaith bei Echorndorf in Württemberg, war von 1817 bis zum Tode, Musik- direktor an der Universität Tübingen.
Von S.s vielen Liedersammlungen ist die bedeutendste die «Sammlung deutscher Volkslieder, für vier Män- nerstimmen ssesetzt».
Unter den 144 Liedern dieser Sammlung befinden sich auch die schönen Melodien, die er selbst komponierte und die seinen Namen be- rühmt gemacht haben: «Ich weiß nicht, was soll es bedeuten», «Ännchen von Tharau», «Morgen muß ich weg von hier», «Zu Etraßburg auf der Schanz» u. a. Unter den deutfchen Komponisten volkstüm- licher Melodien nimmt S. den ersten Platz ein. Sein Denkmal in Tübingen wurde 1874, ein an- deres zu Schnaith 1882 enthüllt. Sildehval, s. Finnwal. Silen, in der Mythologie, s. Silene. 3i1onV ^., Pflanzengattung aus der Familie der Caryophyllaceen (s. d.) mit etwa 300 meist der ge- mähigten Zone der Alten Welt angehörenden Arten. Einige finden sich auch in Südafrika, Nordamerika und in den arktischen Gegenden. Es sind krautartige Gewächse mit gegenständigen ungeteilten Blättern, regelmäßigen fünfzähligen Blüten, deren Blumen- krone oft lebhaft gefärbt ist.
Einige Arten werden wegen des rasenartigen Wuchses und der schönen Blüten in Gärten gezogen, z. V. das sog. Marien- röschen, 8. ai-insi-ig. ^. Zu den häufigsten in Deutschland wachsenden Arten gehört die Klatsch- nelke oder Tauben kröpf, 3. wüatH^., mit blasig entwickelten, weiß gefärbten Kelchen, von dem das Kraut früher offizinell war. Zu den arktischen und dockalpinen Arten gehört die schön blühende dichte, Rasen bildende 3. g^aulis ^., die auch in Gärten, auf Felspartien u. dgl. gezogen werden kann. Silene, dämonische Wesen der griech. Mytholo- gie, die ihrer ursprünglichen Naturbedeutung nach Dämonen des Fruchtbarkeit verbreitenden fließenden Wassers waren, und seit dem 5. Jahrh. v. Chr. als unzertrennliche Begleiter des Dionysos auf seinen ausgelassen lustigen Wanderzügen wie in seinen Kämpfen gegen die Giganten, die Indier u. s. tv. erscheinen.
Der berühm- teste der S. ist Marsyas. In der Kunst werden die S. zuerst mit tierischen Attributen, Pferdeobren undPferdcschweifen,zum Teil auch mit Hufen dar- gestellt;
in derselben Ge- stalt bildete man die ibnen äbnlichen Satyrn is. d.).
Später wurde Si- len l^ilenos) in der Poesie sowie in der bil- denden Kunst gewöhnlich als dickbäuchiger, glatz- köpfiger Alter mit einer Stumpfnase und kleinen Schweinsohren, häufig mit einem Weinschlauch in der Hand, oft trunken auf einem Esel dem bacchischen Zuge voran- rcitend oder von ein Paar Satyrn geführt dargestellt.
Eine schöne Statue aus dem Altertum ist: Silen den Bacchuskna- ben in den Armen haltend (im Louvre zu Paris, s. vor- stebende [* ] Figur; ähnlich in der Glyptothek zu Mün- cken und im Vatikan). -
Vgl. Mannhardt, Antike Wald- und Feldkulte (Berl. 1877);
Bulle, Die S. in der archaischen Kunst der Griechen (Münch. 1893).
Silengefchirr, s. Anschirren. 3i1sntiniu (lat), Schweigen;
Silentiarker, zum Schweigen verpflichteter Mönch (Trappist).
Silesia, der 257. Planetoid. äiiesia., lat. Name für Schlesien. Silesius, Angelus, s. Angclus Silesius. Silesius Minor, Pseudonym von O. Mar- bach (s. d.). Silhouette (spr. ßiluett), s. Schattenbild. 3i1ioi3poii3i2.o, s. Kieselschwämme.
Silicium (chem. Zeichen 8i; Atomgewicht 28,4), das von Berzelius 1810 in der Kieselsäure entdeckte Element.
Man kennt es in verschiedenen allotropen Modifikationen (s. Allotropie).
Amorph erhält man es, wenn man ein Gemenge von Kieselfluornatrium mit Kochsalz und metallischem Natrium in einen glühenden Tiegel einträgt und unter Abschluß der Luft einige Zeit im Glühen erhält. Am bequemsten aber, wenn auch unrein, gewinnt man das S., in- dem man 4 Teile Quarzsand mit 1 Teil Magnesium- pulver im Neagenzrohr oder Hess.
Tiegel erhitzt. Nach dem Lösen der Schlacke hinterbleibt das S. als dunkelbraunes, abfärbendes Pulver, das in Wasser, Schwefelsäure und Salpetersäure unlöslich ist, sich aber in Fluorwasserstoff und in wässerigem Kali unter Entwicklung von Wasserstoff löst.
Das 62*