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wurde im Orientkrieg gänzlich zerstört, hob sich aber dann allmählich wieder als Handelshafen.
Die Be- schränkungen des Pariser Friedens von 1856 wur- den 1871 durch den Londoner Vertrag beseitigt, und seitdem wurde S. wieder als Kriegshafen eingerich- tet und befestigt. 1890 ist beschlossen worden, S. ausschließlich in einen Kriegshafen zu verwandeln, den.Handelshafen nach Feodosia zu verlegen und für die Küstenschiffahrt die Schützenducht einzurichten.
Die Belagerung von S. während des Orient- krieges (s. d.) gehört zu den merkwürdigsten der Kriegsgeschichte überhaupt. Am kamen die verbündeten Heere unter Canrobert und Lord Raglan vor S. an.
Die Franzosen besetzten die Halbinsel des Chersones;
die Engländer nahmen ihr Hauptquartier in Valaklawa, wo auch die engl. Flotte einlief, während die französische in der Bucht von Kamysch ankerte.
Die Besatzung von S. konnte, da die Verbindung nach Norden und Osten offen blieb, jederzeit durch die russ. Feldarmee unter Fürst Menfchikow verstärkt oder von frischen Truppen ab- gelöst werden.
Zwar waren von den Werken der Verteidigungslinie, die seit der Landung der Ver- bündeten in Angriff genommen worden waren, nur acht vollendet, darunter der Turm auf dem Malakow- hügel, der Große Nedan und die isolierte Mast- bastion;
aber die Befestigungsarbeiten wurden unter der Leitung des Oberstlieutenants Totleben (s. d.) unermüdlich betrieben. Am 9. Okt. begann die eigent- liche Belagerung;
17. Okt. fand unter Mitwirkung der Flotten ein ziemlich unwirksames Bombardement statt.
Menschikow versuchte zweimal, S. zu entsetzen (25. Okt. bei Balaklawa, 5. Nov. bei Inkerman), jedoch ohne Erfolg.
Die Velagerungsarbeiten, durch den Felsgrund erschwert, schritten nur langsam vor. Dagegen verstärkten und vermehrten die Nüssen ihre Werke zu einer doppelten, ost dreifachen Verteidi- gungslinie.
General Osten-Sacken wurde Komman- dant von S. und führte eine aktive Verteidigung durch nächtliche Ausfälle.
Der franz. General Niel überzeugte endlich die Feldherren, daß der Angriff hauptfüchlich auf die Schiffervorstadt, die das Arse- nal und alle Mannewerkstätten enthielt, gerichtet werden müßte.
Während der Vorbereitungen hierzu fand in der Nacht zum wieder ein bedeutender Ausfall statt, der stärkste während der ganzen Belagerung.
Die Armee der Verbündeten war durch neue Verstärkungen auf 174000 Mann gestiegen;
auch die russ. Streitmacht war ansehnlich gewachsen und Fürst Gortschakow zum Oberbefehls- haber ernannt worden. Am 9. April begann das all- gemeine Bombardement, das 14 Tage dauerte. Am 7. Juni erstürmten die Franzosen (Bosquet), unter- stützt von einer engl. und türk. Division, die sog. Weißen Werke (zwei vorgeschobeneRedouten) und den Grünen Hügel.
Gegen den Malakow wurde 18. Juni ein Sturm unternommen, jedoch nach dreistündigem heftigem Kampfe auf allen Punkten abgefchlagen. Am 16. Aug. unternahmen die Russen noch einen letzten Entsatzversuch, der jedoch zu einer Niederlage an der Tschernaja führte. Am 5. Sept. sollte nun der Sturm von allen Batterien vorbereitet werden. In Erwartung desselben verstärkte Gortschakow die Be- satzung auf 71000 Mann, und Totleben ließ hinter der vordern Verteidigungslinie starke Abschnitte bauen. 5. Sept. begannen die Batterien das Feuer, welches drei Tage dauerte und die Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelte. Um 12 Uhr am 8. Scpt. begann dcr Sturm, und nach einem drei- stündigen furchtbaren Kampfe wurde der Malakow von den Franzofen genommen und behauptet, wäh- rend der engl. Angriff abgeschlagen ward.
Der Ver- lust des Malakow, des Schlüssels von S., bewog Gortschakow zum Rückzüge;
in der Nacht wurde die Südseite geräumt, die Befestigung an der Seefeite mit ihren Bastionen und Batterien 9. Scpt. ge- sprengt und ein Teil der Schiffe auf der Reede ver- senkt; 11. Sept. sanken zuletzt die Dampfer, nachdem die Verbündeten am 10. in S. eingerückt waren. Der Sturm hatte den Verbündeten mehr als 10000, den Russen nahezu 13000 Mann gekostet.
Die Nordseite von S war noch unbezwungen und wurde zur hartnäckigsten Verteidigung eingerichtet;
doch lieh es der unerwartet abgeschlossene^Friede hier zu keinem Kampfe mehr kommen.
Vgl. Niel, 8iöF6 äs ^dagtopol (Par. 1858); Weigelt, Die Belagerungen S.s (Berl. 1861);
Tot- leben, Die Verteidigung von S. (deutsch, 4 Bde., Petersb. und Berl. 1864-72);
C. Rousset, lliätoiro äs 1a ßiielrö ä6 Oini66 (2 Bde., 1877).
Sewenkalk, soviel wie Hippuritenkalk (s. d.). Sewerzolv (spr.ß^werzoff), Nikolaj Alexejewitsch, russ. Zoolog, s. Sjewerzow. Sewrüga (russ.), s. Stör. 3oxaSS8iin2. (lat.), in der Kirchensprache der die nächsten 60 Tage vor Ostern umfassende Zeit- raum; der erste Sonntag derselben, der achte vor Ostern, heißt Dominica 86x^68ima6 oder kurz 8. Sexärd, ungar. Stadt, s. Szegszärd.
Sexenmum (lat.), Zeitraum von sechs Jahren. Sexta (lat., «die Sechste»),
die sechste Klasse an höhern Schulen;
Sextaner, Schüler der S. Sextans,s. As (Münze). Sextant (lat.), in allgemeiner Bedeutung der sechste Teil eines Kreises oder ein Sektor von 60°. Ge- wöhnlich aber versteht man darunter den Spieg el- sext anten, ein Instrument zum Messen des Win- kels zwischen zwei Gegenständen.
Der Hauptvorteil des S. besteht darin, daß zu seiner Benutzung keine feste Aufstelluna. nötig ist. Er wird daher auf See immer zur Messung der Höhe der Sonne über dem Meeresspiegel benutzt, um Zeit und Breite zu be- stimmen.
Das Princip des S., von dem die Tafel: Nautische Instrumente und Sturmsignale, [* ] Fig. 5, eine äußere Ansicht giebt, ist aus der nack- stehenden [* ] Figur ersichtlich. Um den Mittelpunkt der Teilung eines ^- Kreissektors von '^ etwas mehr als X 60" dreht sich eine Schiene ^, die im Drehungs- punkt einen Spie- qel 3 trägt, dessen Ebene senkrecht ^~ auf der Ebene der Teilung steht. Ein zweiter Spie- gel K, gleichfalls auf dieser Ebene senkrecht, ist mit dem Teilkreise selbst fest verbun- den und zwar so, daß er mit 8 parallel steht, wenn die Schiene ^ auf den Nullpunkt der Teilung zeigt. Ein Fernrohr ^ ist ebenfalls fest mit dem Teilkreis verbunden, jedoch so, daß seine Absehlinie demselben parallel ist.
Vom Spiegel U ist nur die untere Hälfte