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den Kiemendeckeln und am Kopf. Früher hielt man alle diese Gebilde für Schleim produzierende Appa- rate und nannte sie Schleimkanäle. Leydig wies nach, daß es nervöse Endapparate sind, in die ein besonderer vom Mittelhirn kommender Nerv, der Seiten nerv Mervug latorHÜZ) endigt und zwar in Gestalt knopfförmiger Anschwellungen, deren zur Oberhaut gehörender Überzug im Innern kurze birn- sörimgeZeUcn bergen, in deren jede von unten her ein Nervenfäserchen tritt und die nach ausien ein feines Haar [* 1] tragen.
Dieser Bau spricht dafür, daß man es bei den Seitenorganen mit besondern Sinnesorga- nen zu thun haben, über deren Funktion man sick freilich keine richtige Vorstellung machen kann. (S. Fische, [* 2] Bd. 6, S. 828 d, und Tafel: Körper- bedeckung der Tiere II, [* 3] Fig. 1, 2, 3.) Die Zahl der die S. bildenden Schuppen giebt einen systematisch ausgenutzten Charakter ab, so sagt man (mit einer Abkürzung) z. V. bei der Be- schreibung des Barsches: 60-68 Schuppen, d. h. dieser Fisch hat am Numpf eine Linie von 60 bis 68 durchbohrten Schuppen.
Während die Fische eineS. haben, finden sich bei den betreffenden Amphibien drei, eine mittlere, die der der Fifche entspricht, eine obere neben der Wirbel- säule und eine weitere an den Seiten des Bauches. Da die Amphibien keine Schuppen haben, liegen die nervösen Endzellen unmittelbar in Hautgrübchen, wie es auch bei schuppenlosen Fischen der Fall ist. Seitenpolmaschine, s. Flachring. Seitenriß, s. Projektion [* 4] (Bd. 13, S,457d). Seitenfprung, in der Statistik, s. ^cart.
Seitenstechen, Seiten st ich (rikuroävnia, ^wuralFia), stechende Schmerzen in der Nippen- gegend, meist auf einer Seite, ein Symptom, das von schv verschiedenen Zuständen abhängen kann: so z. V. von Nervenkrankheit (Neuralgie, Spinal- irritation), von Erkrankung oder Verletzung der Mus- keln und Sehnen (z. B. nach großer Anstrengung oder von Rheumatismen), von Rippenbrüchen, aber auck von Entzündung des Brustfells und von Er- trankung der Lunge [* 5] selbst, wenigstens ihres serösen Überzugs (Lungenfells).
Die Bedeutung und Be- handlung dieses Zufalls ist demnach sehr verschieden. Bisweilen beruht das S. auch auf einer vorübergehen- den Mutüberfüllung der Milz. (S. Milzstecken^) Seitenstrangsklerose, eigentümliche Nücken- markskrankhcit, f. Lähmung (Bd. 10, S. 896 a). Seitentrum, s. Erzlagerstätten [* 6] (Bd. 6, S. 339 d). Seitenverwandte, diejenigen Verwandten, welche, ohne daß einer von dem andern abstammt, von demselben Dritten abstammen (s. Verwandt- schaft).
Man unterscheidet vollbürtige oder halb- bürtige S., je nachdem die Verwandten von dem- selben Elternpaare abstammen oder nur einen gemeinschaftlichen Stammvater oder eine gemein- schaftliche Stammmutter haben. Über das gesetz- liche Erbrecht der S. s. Gesetzliche Erbfolge. Seitlinge, drehkranke Schafe, [* 7] s. Drehkrankheit. Seitrohrkesfel, s.Dampfkessel (Bd. 4, S. 724 d). Seitwärtsabschneiden, eine geodätische Me- thode, s. Abschneiden. Seitz, Anton, Genremaler, geb. zu Roth am Sand bei Nürnberg, [* 8] besuchte die Kunst- schule daselbst und begab sich 1850 zu dem Maler Gisbcn Flüggen nach München. [* 9] Er begann seit 1860 auf Ausstellungen mit seinen Werken hervor- zutreten, erzielte besondere Erfolge aber erst seit 1863, wo er anfing, eine feine Klein- und Detail- malerei zu kultivieren. Er malt meist Interieurs, mit sorgfältiger Behandlung des Kostüms und in einem warmen, oft von Helldunkel beherrschten Kolorit.
Von seinen Bildern, die meist in das Aus- land gelangt sind, sind hervorzuheben: Der Geiz- bals (1800), Der Bettelmusikant und seine Tochter, Würfelspieler in einer Winkelkneipe (1862), Kegel- bahn im Gebirge (1866), Dilettantenquartett, Fah- rendes Volk (Neue Pinakothek in München), Kapu- zinermönch im Bauernhause (1883; Museum in Leipzig), [* 10] Politische Erklärung (1891). S. ist Pro- fessor und Ehrenmitglied der Münchener Akademie. Seja (?^a), Dsjeja ooer Dseja, linker Neben- fluß des Amur im russ.-sibir. Amurgebiet, entspringt auf dem Stanowojgebirge und mündet nach 1159, sckiffbar auf 690 km, bei Vlagowjeschtschensk.
Sejänus, Lucius Mus, Günstling des röm. Kaisers Tiberius, war der Sohn des Ritters Sejus Strabo aus der etrur. Stadt Volsinii, aber von einem Älius (vermutlich dem unter Augustus als Präfekt 'Ägyptens bekannten Gajus Alius Gallus) adoptiert. Der Vater war schon unter Augustus Be- fehlsbaber der Prätorianer. S. selbst befand sich im Gefolge des jungen kaiserl. (schon 4 n. Chr. verstor- benen) Prinzen Gajus Cäsar. Als Tiberius 14 n. Chr.denThron bestieg, übertrug erS. neben dessen Vater das Kommando der Garde, und als Sejus Strabo einige Jahre später Statthalter in Ägypten [* 11] wurde, erbielt S. das Kommando allein. In dieser Stellung bestimmte er den Kaiser zu einer Maßregel, die für die spätern Kaiser sehr verhängnisvoll wurde, indem er der bessern Disciplin der Soldaten und der bessern Sicherung des Kaisers halber nicht bloß die gesamte Garde, die unter Augustus zum Teil ausierbalb Noms auf einzelne Plätze verteilt war, in Nom zusammenzog, sondern auch 23 n. Chr. für diese Truppe am Viminalifchen Thore ein stark ver- schanztes Lager [* 12] errichtete.
Seine Pflichttreue, Ener- gie und Arbeitskraft erwarben ihm die Gunst und das Vertrauen des Kaisers im höchsten Grade. Damit erwachte aber in ibm die Herrschsucht, und nun räumte er alles aus dem Wege, was ihm entgegenstand; sein Streben ging nach dem Kaisertum. Den Kronprinzen Drusus, der ihn schwer beleidigt hatte, beseitigte er mit Hilfe von dessen ihm in ehebrecherischer Liebe ergebenen eigenen Gemahlin, der Prinzessin Livia (oder Livilla), 23 durch Gift; schlau trieb er die Ver- hältnisse zwischen Tiberius und dessen Nichte Agrip- pina (Witwe des Prinzen Germaniens) und ihren Söhnen zum Bruch und veranlaßte dadurch die völ- lige Ungnade und bald darauf den Tod dieser An- gehörigen des Kaisers (mit alleiniger Ausnahme des nachmaligen Kaisers Gajus Caligula).
Als es ibm dann gelungen war, den Tiberius zu bestimmen, 26 Nom für immer zu verlassen und seinen dauern- den Aufenthalt auf der Insel Capri [* 13] zu nehmen, konnte S. als der Stellvertreter des Kaisers und als künftiger Mitregent wenigstens des Nachfolgers des Trberius angeschen werden. Doch begann 31 der Kaiser den Günstling zu durchschauen und ihm seine Gunst zu entziehen. Und während S. sich zu einem großen Schlage gegen Tiberius rüstete, wußte ihn der Kaiser durch diplomat. Lift zu um- spinnen und zu besiegen. S. ließ sich so überrum- peln , daß er 18. Okt. 31 durch Tiberius' Agenten im Senat zu Nom verhaftet werden konnte. Der Senat ließ ihn sofort hinrichten. -
Vgl. Iülg, Vita pi-Hetoi-io (Innsbr. 1882). ¶