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[* 1] Fig. 1. [* 1] Fig. 2. Druck (Druckschrauben, Preßschrauben), zum ' genauen Einstellen von Maschinenteilen (Stell- schrauben), zur Übertragung einer Bewegung (Bewegungsschrauben) Anwendung finden. Jede Schraube besteht aus Schraubenspindel oder Schraube im engern Sinne (auch Schrauben- bolzen genannt) und der Schraubenmutter, welche die Spindel drehbar umschließt. Die wesent- lichste Eigentümlichkeit der S. bilden die Sckrau- bengewinde, Einschnitte mit dazwischen liegen- den Rändern, nach einer Schraubenlinie am Um- fange der cylindrischen Schraubenspindcl und an der Innenfläche der Schraubenmutter angeordnet und sich derartig ergänzend, daß die Ränder der Schraubenspindel in die Einschnitte der schrauben- mutter eingreifen und umgekehrt.
Jeden einzelnen Umgang des Gewindes nennt man einen Gang. [* 2] Ist das Profil des Schraubcngcwindes ein Dreieck, [* 3] so erhält man eine scharfgängige Schraube, wie sie in [* 1] Fig. 1 abgebildet ist; hat es dagegen qua- dratischen Querschnitt, so ist das erzeugte Gewinde ein flachgängiges (f. [* 1] Fig. 2); trapezförmige (halbierte) und runde Gewinde kommen selten vor. Die Entfernung, um welche das Gewinde einer Schraube auf einem vollen Umgänge längs der Sckraube fortrückt, wird die Steigung, Steigböhe oder Ganghöbc genannt.
Ist die Schraube nur mit einem einzigen fort- laufenden Gewinde ver- fehen, so beißt sie ein- gangig oder einfach; mehrgängig oder mebr - fach heißt eine Schraube, wenn sie mebrere parallel nebeneinander liegende, fortlaufende Gewinde be- sitzt. Der Unterschied zwischen dem Halbmesser des Schraubenkerns und der Schraubenspindel beißt die Gewinde tiefe oder Gang tiefe. Je nachdem das Gewinde, von vorn gefehen, nach rechts oder nacb links auf- steigt, ist die Schraube rechts- gängig oder links gängig; in der Regel werden rechtsgängige S. angewendet. Als Feinheit einer Schraube bezeichnet man das Ver- hältnis der höhe oder Breite [* 4] ihrer Gänge zu einer bestimmten Länge der Sträube. Die Wirkung der Befestigungsschrauben (s. Fig. 3) beruht auf der in den Gewinden statt- findenden Reibung [* 5] und darin, daß die Gewinde der S. zwar eine Drehung der Mutter auf der Spindel unter ganz allmählicher Vorwärtsbewegung ermöglichen, eine unmittelbare Verfchicbung in der Ächsenrichtung aber unmöglich machen. Je weniger steil das Ge- winde ist, desto größer ist die von der Schraube gebotene Sicherheit gegen selbstthätige Lösung der Verbindung unter stattfindendem Drucke.
Der Bol- zen der Schraube trägt an seinem glatten Ende den Schraubenkopf, der ebenso wie die an der Ge- windcseite aufgeschraubte Mutter meist sechseckige Grundrißform hat; seltener ist er viereckig, nur zu- weilen kreisförmig oder achteckig. Die Schrauben- mutter wird, nachdem der Bolzen durch die zu verbindenden Mctallkörper hindurch geschoben ist, auf denfelben ausgeschraubt und dann festgezogen. Echraubenkopf und Schraubenmutter von demselben Gewinde haben gewöhnlich gleiche Grundrihform; doch findet man auch sechseckige Muttern auf S. mit viereckigem Kopf.
Wird das Hohlgewinde statt in die Mutter in einen der beiden zu verbindenden Mctallkörper geschnitten, so ist die Schraube eine Kopfschraube, während die gewöhnliche Form [* 1] Fig. 3 den Namen Mutterschraube führt. In besondern Füllen wird der Kopf der Schraube durch einen Keil oder auf andere Weise ersetzt; zuweilen wird der Bolzen ganz eingeschraubt und der Kopf fällt dann weg (Stift schrauben). Das Festziehen und Lösen der Schraubenmuttern bei Befestigungs- schrauben geschieht mit Hilfe der Schrauben- schlüssel ss. d.). Um bei der vielseitigen Verwendung der S. ein- heitlicke Größenvcrhältnisse zu bewahren, hat man bestimmte Schraub cnsy steme eingeführt. In Europa [* 6] ist das System von Whitworth allgemein verbreitet; es nimmt für die scharfgängige Schraube einen Kantcnwinkel von 55° an und teilt die Ge- windestärken nach engl. Zollen ein.
Das in Ame- rika gebräuchlicke System ist das von Selters, welches gleichfalls das engl. Maß, aber einen Kan- tcnwinkel von 60° hat. Die neuerlich in Deutsch- land gemachten Versuche, ein Schraubcnsystem mit Mctcrmaß einzuführen, haben bis jetzt noch keinen durchgreifen- den Erfolg gehabt. Die Uhr- mach e r s ch r a u b c n haben eigene Systeme, und zwar ist das schwciz. Latardgc winde das verbreitetste. Zu Holzschrauben, d. h. S. zur Befestigung in Holz, [* 7] ver- wendet man fast uur Kopf- schrauben, wie die in [* 1] Fig. 4 ab- gebildete.
Der Bolzen ist hier schwach konisch. Das Einschrau- [* 1] Fig. 3. [* 1] Fig. 4. ben und Herausziehen geschieht mit dem Schrau- benzieber (s. d.). Zur Verhütung der Lösung der Befestigungs- schrauben werden verschiedenartige Scyrauben- sicherungen angewendet. Vielfach wird dicht über der fest angezogenen Mutter ein Loch in den Schraubenbolzcn gebohrt, welcher dann einen kleincn konischen Vorsteck st ist, Splint oder Spliehstist, aufnimmt. Bei starken S. zieht man indes der Splintsickerung diejenige mittels Keils vor.
Sehr gebräuchlich ist auch die Anwendung einer Kontermutter, Gegenmutter, Doppel- [* 8] oder Stellmutter, d. i. eincr zweiten Mutter, die man auf demselben Bolzen fest an die erste anschraubt, wodurch eine Lockerung dieser verhindert wird. Stellschrauben, welche zum Festlegen einer bestimmten Stellung zweier Flüchen oder Körper gegeneinander dienen, müssen in den meisten Fällen leicht lösbar sein. Wo sie von Hand [* 9] befestigt wer- den, wendet man vielfach Flügelschrauben an, dercn Kopf zwei das Anfassen erleichternde Lappen lMlgcl) trägt, so daß sie von Hand leicht drehbar sind.
Für ähnliche Zwecke sind auch Flügelmut- tern in Gebrauch; diese sind konisch und ebenfalls scitlick mit zwci flügelartigcn Lappen versehen. Während die Befestigungsschrauben mit wenigen Ausnahmen scharfgüngig geschnitten werden, giebt man den Bc Wegungsschrauben in der Regel flackcs, bci Messing oder Rotgußmctall rundes Ge- winde. Ihre Wirkung beruht darauf, daß bei der Drehung der Schraube in der Mutter oder der Mutter um die Schraube auch eine allmähliche ¶