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seiner Bearbeitung sanskr. Texte erschien 1823 «Na- ^avad-t^ita», eine Episode aus dem Epos «Na^d- karata», mit lat. Übersetzung (2. Aufl., von Chr. Lassen besorgt, Bonn [* 1] 1846); später ließ er den An- fang einer Ausgabe des epischen Gedichts «R^mH- Ma» (Bd. 1 u. 2, ebd. 1829-38) und im Verein mit Lassen eine Ausgabe des «HitopHäc^a» (ebd. 1829 -31) folgen. Seine orient. Studien führten ihn nach Frankreich und 1823 nach England. Nach seiner Rückkehr übernahm er auch die Aufsicht über das Museum vaterländischer Altertümer. In Ber- lin hielt er 1827 die auch im Druck erschienenen «Vorlesungen über Theorie und Geschichte der bil- denden Künste» (Berl. 1827). Diesen folgten seine «Kritischen Schriften» (2 Bde., ebd. 1828) und die an Mackintosh gerichteten «1^60x10113 8nr 1'etnäo 668 1KNZU63 H8iH^i(iu68» (Bonn und Par. 1832). In feinen fpätern Gedichten und Schriften wandte er sich energisch, oft boshaft spottend, gegen feiuc ehemaligen Genossen der Romantischen Schule, wie auch gegen Schiller, Goethe und selbst gegen seinen Bruder Friedrich. S. starb zu Bonn. Ein mehr nachschaffender als schaffender Geist, hat S. gerade durch seine Gabe, sich in andere Dichter- gestalten einzuleben, auf dem Gebiet der Litteratur- geschichte, ästhetischen Kritik und Nbersetznng sich bleibende Verdienste erworben, ja ganz neue Wege gewiesen. Böcking besorgte eine Ausgabe von S.s «Sämtlichen Werken» (12 Bde., Lpz. 1840-47),
der sich die «d^uvi-68, ecrites en li-an^is» (3 Bde., Lpz. 1846) und die «OpusculH latina» (ebd. 1848) anschlössen. Eine neue Auswahl seiner Gedichte er- schien 1854 (ebd.),
eine Auswahl aus seinen Werken, hg. von Walzet, in Kürschners «Deutscher National- litteratur». -
Vgl. Pichtos, Die Ästhetik A. W. von S.s in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Berl. 1894).
Schlegel, Dorothea von, eigentlich Veronika, Gattin von Friedr. von S., Tochter Moses Men- delssohns, geb. in Berlin, [* 2] vermählte sich jung mit dem Bankier Simon Veit, von dem sie sich 1798 scheiden ließ. Sie lebte seitdem in enger Gemeinschaft mit Friedrich von S., der sich 1804 in Paris [* 3] mit ihr vermählte, nachdem sie dort zum Protestantismus übergetreten war. Dorothea war eine geistreiche, aber excentrische Frau; sie ist die Verfasserin einiger von Friedrich S. herausgegebenen Schriften, des unvollendeten Romans «Florentin» (Bd. 1, Lüb. 1799),
des ersten Bandes der «Samm- lung romantischer Dichtungen des Mittclalters» (2 Bde., Lpz. 1804) und der Rittergeschichte «Lother uud Maller» (Franks. 1806). Sie starb in Frankfurt [* 4] a. M. Aus ihrer ersten Ehe stammt der Maler Philipp Veit. -
Vgl. Naich, Dorothea von S. und deren Söhne Johannes und Philipp Veit.
Briefwechsel (2 Bde., Mainz [* 5] 1881).
Schlegel, Fricdr. von, Ästhetiker und Litterar- historiker, Bruder von Aug. Wilh. von S., geb. zu Hannover, [* 6] war ursprünglich zum Kaufmann bestimmt, widmete sich fpäter in Göt- tingen, dann feit 1791 in Leipzig [* 7] dem Studium der Philologie, bis er 1794 zu feiner Schwester nach Dresden [* 8] übersiedelte. 1796 folgte er feinem Bruder nach Jena, [* 9] wo er sich befonders an Fichte [* 10] anschloß, aber mit Schiller, den er scharf angriff, heftig ver- feindete; 1797 lieh er sich in Berlin nieder. S. be- gann mit vortrefflichen Studien zur griech. Littcratur- gefchichte («Geschichte der Poesie der Griechen und Römer», [* 11] Verl. 1798, unvollendet).
Aber eine durch und durch aphoristische Natur, gelangt er zu keinen größern Werken. Nm so reicher sprudelt es von Fragmenten und Ideen, die er in dem von ihm mit seinem Bruder 1798-1800 als Organ der Roman- tischen Schule herausgegebenen «Athenäum» nieder- legte. Seine Unfähigkeit zu gcfchlosfcner Produktion bewies peinlich der vielbesprochene unvollendete Roman «Lucinde» (Bd. 1, Verl. 1799; hg. und fort- gesetzt von Christern, Hamb. 1842),
in dem er sein Verhältnis zu seiner Freundin (s. Schlegel, Dorothea von) in kühler Schamlosigkeit darstellte. Sein Freund Schleiermacher suchte das allseitig scharf verurteilte Werk in seinen «Briefen über die Lucinde» zu retten. 1799 siedelte S. wieder nach Jena über, wo er mit geringem Beifall philos. Vorlesungen hielt. Als Dichter versuchte er sich in den mannigfaltigsten Formen («Gedichte», Verl. 1809). In feinem ab- furden Trauerspiel «Marcos» (ebd. 1802) sind antike und romantische Elemente seltsam vermischt. 1802 reiste er nach Paris, wo er Vorlesungen über Philo- sophie hielt, die Monatsschrift «Europa» [* 12] (2 Bde., Frankf. 1803) herausgab und sich mit der Kunst und den roman. Sprachen, besonders aber mit der ind. Sprache [* 13] und Litteratur beschäftigte. Die Früchte diefes Studiums legte er in der Schrift «Über die Sprache und Weisheit der Indier» (Heidelb. 1808) nieder. In Köln, [* 14] wo S. feit 1804 lebte, trat er 1808 mit feiner Gattin zur kath. Kirche über, ein Schritt, der den Konvertiten zum ent- fchicdenen Gegner religiöser und polir. Freiheit machte. 1808 wendete sich S. nach Wien. [* 15] Im Feld- zuge von 1809 befand er sich als kaiserl. Hofsekretär im Hauptquartier des Erzherzogs Karl und wirkte durch kraftvolle Proklamationen auf den Geist der Nation. Später hielt er zu Wien Vorlesungen, die u. d. T. «Vorlesungen über die neuere Geschichte» (Wien 1811) und «Geschichte der alten und neuen Litteratur» (2 Bde., ebd. 1815; 2. Aufl. 1847) im Druck erschienen und seine neuen Anschauungen über Politik und Religion zum Ausdruck brachten.
Durch mehrere diplomat. Schriften erwarb er sich Metternichs Vertrauen, wurde 1815 Legationsrat der österr. Gesandtschaft bei dem Deutschen Bun- destage, kehrte jedoch Anfang 1818 nach Wien zu- rück, von wo er 1819 eine Reife nach Italien [* 16] machte. In Wien unternahm er 1812-13 die Monatsschrift «Deutsches Museum», später die Zeitschrift «Con- cordia» (Wien 1820-23) und hielt 1827 öffentliche Vorträge über «Philosophie des Lebens» (ebd. 1828), 1828 über «Philosophie der Geschichte» (2 Bde., ebd. 1829); Ende 1828 ging er nach Dresden, wo er ebenfalls eine Reihe von Vorträgen hielt, die u. d. T. «Philos. Vorlesungen, insbesondere über die Philosophie der Sprache und des Wortes» (ebd. 1830) erschienen. Er starb daselbst S. wurde durch die reiche Beweglichkeit und Frucht- barkeit seines Geistes der doktrinäre Begründer der sog. Romantischen Schule. Er ficht sür den Idealis- mus der freien Perfönlichkeit, für die Universalität des modernen Poet. Schaffens, wie er sie in Goethe verwirklicht fand. Er unterfcheidet scharf die Gren- zen der antiken und der modern romantischen Kunst. Aber er ist mit seinen Paradoxicn, mit seiner auf- lösenden Ironie, mit seiner fragmentarischen Manier- nur ein wichtiges Ferment der neuen Richtung; ev selbst ist ganz unschöpfcrisch. - Seine prosaischen Iugendschnften gab heraus I. Minor: «Friedrich S. 1794-1802» (Wien 1882). S. selbst besorgte eine unvollständige Ausgabe seiner nun meist völlig um- gearbeiteten «Sämtlichen Werke» (10 Bde., Wien ¶