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anlaßten jedoch bald die WM cines neuen Gegenkönigs Mataafa als Malietoa II., welcher sich in den Besitz von Apia zu setzen wußte und sich dort verschanzte. Die alten Unruhen be- gannen aufs neue. Der deutsche Konsul Knappe forderte, gestützt auf die Anwesenheit zweier Kriegs- schiffe, Einstellung der Feindseligkeiten und Aus- lieferung der Waffen; [* 1] bei einer Landung deutscher Truppen der Kreuzerkorvctte Olga wurden die- selben jedoch von Samoanern, unter Führung eines Amerikaners Klein, in überzahl an- gegriffen und das deutsche Konsulat in der Nacht vom 8. zum in Brand gesetzt.
Auf Grund einer mißzuverstehenden Depesche aus Berlin [* 2] erklärte Knappe unter Protest der andern Konsuln den Kriegszustand. Dies Vorgeben wurde jedoch von feiten des Fürsten Bismarck nicht anerkannt und Knappe abberufen. Auch Nordame- rika rief seinen Konsul und den Kommandanten seines Kriegsschiffs ab. Deutschland [* 3] lud die beiden andern beteiligten Mächte zu einer Konferenz nach Berlin ein, um sich über die weitere Behandlung der Samoafrage schlüfsig zu werden.
Noch bevor diese Konferenz begann bewirkte ein 16. März eintretendes furchtbares Naturereig- nis einen allgemeinen Waffenstillstand. Ein Orkan brachte bei den ungünstigen Hafenverhältnissen Apias die drei deutschen Kriegsschiffe (Olga, Adler [* 4] und Eber) und drei nordamcrik. Kriegsschiffe zum Stran- den und mit Ausnahme der Olga zum Scheitern', von deutscher Seite ertranken 5 Offiziere und 90 Mann, auf amerik. Seite waren die Verluste noch größer. Die im Dez. 1889 veröffentlichten Beschlüsse der Samoakonferenzvom14.Iuni1889erklärtendie Infelgruppe für unabhängig und neutral, beschränkte die Eingeborenen im Verkaufe ihrer Ländereien und setzte die Ernennung eines Oberrichters und die des Präsidenten des Kommunalrats von Apia durch die drei Vertragsmächte oder durch den König von Schweden [* 5] fest. Im Aug. 1889 wurde der gefangene Malietoa Laupepa wieder zurückgebracht, heißte zu Apia wieder feine Flagge und wurde 1890 von den drei Vcrtragsmächten an- erkannt.
Doch schon Juli 1893 begann der Kampf ^ zwischen ihm und seinem Nebenbuhler Mataafa von neuem. Zwar gelang es Malietoa mit deutfcher und engl. Hilfe seinen Gegner zu besiegen, worauf diefer als Gefangener auf den Marfballinfeln interniert wurde, aber schon im Sommer 1891 ent- standen neue Unruhen, da eine Partei den jungen > Tamascse, den Sohn des 1891 gestorbenen Gegen- tönigs gleichen Namens, zum König erhob. Wieder mußten ein deutsches und ein engl. Kriegsschiff ein- greifen, deren Befehlshabern sich im September die Aufständischen unterwarfen.
Diese fortwährenden Ruhestörungen erwiesen die Unhaltbarkeit der be- stehenden Zustände und die Notwendigkeit eines träftiqen einheitlichen Regiments, das naturgemäß den Deutschen hätte zufallen müssen, da die von ihnen vertretenen Handels- und Plantageninteresscn die der beiden andern Mächte bei weitem überwiegen (s. oben). Trotzdem wurde ein befriedigendes Ab- kommen bis jetzt (Mai 1895) namentlich durch die Handelseifersucht der austral. Kolonien Groß- britanniens gehindert, die das Verlangen stellten, die Verwaltung der S. solle der Kolonie Ncnscc- ^cm1) übertragen werden; dagegen erwies sich die Negierung der Vereinigten Staaten [* 6] den deutschen Ansprüchen geneigter.
Vgl. Jung, Der Weltteil Australien [* 7] (4 Bde., Lpz. 1883); B. von Werner, Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee (3. Aufl., ebd. 1890).
Samodershez (spr. hamode'rsch-, russ., genauer LamoäLrZec), Selbstherrscher, die Übersetzung des grch. Autokrator, Titel der russ. Kaiser, zuerst seitens der Geistlichkeit Iwan III. beigelegt, wird seit Anfang des 17. Jahrh..beständig gebraucht. Samogitien, poln. ^muä^, bei den Deutschen Schmudien oder Schamaiten (vom litauischen öemaitis, d. h. Niederländer) genannt, der an der Ostsee liegende Teil Litauens (s. d.), ein sehr fruchtbarer, von Seen bedeckter Landstrich.
Die Ein- wohner, erst im 16. Jahrh, völlig zum Christentum bekehrt, haben die litauische Volkstümlichkeit am reinsten bewahrt. Hauptstadt war Rossieny, Haupt- hafen Polangen. S. wurde um 1380 vom Deut- schen Ritterorden unterworfen, 1411 im ersten Thor- ner Frieden an Polen abgetreten und blieb als li- tauische Woiwodfchaft in dessen Besitz. Der auf dem linken Ufer des Niemen belegene Landesteil wurde bei der dritten Teilung Polens 1795 preu- ßisch und gehörte bis zum Tilsiter Frieden 1807 zu Neuostpreuhen.-
Vgl. Krumbholtz, Samaiten und der Deutsche [* 8] Orden [* 9] bis zum Frieden am Melnosee (Königsb. 1890).
Samojeden, russ. Z^mo^ä^, Zamo^ä^, oder, wie sie sich selbst nennen, Chasawa, Volk ural- altaiscken Stammes im nordwestl. Asien [* 10] und nord- östl. Europa, [* 11] zerfällt in die Iurakfamojeden am Eismeer zwischen dem Mesen und dem Ienissei, in die Tawgisamojeden zwischen dem Ienissei und der Chatanga, und in die Ostjaksamo jeden südlich von den obengenannten, in den Wäldern und Sumpfgebieten der russ. Gouvernements Tobolsk und Ienisseist. Ihre Gesamtzahl wird auf 15400 geschätzt, wovon 5400 auf das Gouvernement Ar- ckangelsk kommen. Sie treiben Fischfang und Renn- tierzucht und sind vom Christentum noch wenig be- rührt. Die Ursitze der S. waren wahrscheinlich im Süden, da sich am Sajanischen Gebirge sowie im Ouellengebiet des Ienissei und des Ob noch einige nunmehr türkisierte Stämme finden, wie die So- joten, Kamassinen, Koibalin u. s. w. -
Vgl. die Werke Castre'ns (s. d.), der besonders auch eine «Grammatik der samojedischen Sprache» [* 12] (Petersb. 1854) und ein «Wörterverzeichnis» (ebd. 1855) ver- öffentlichte, und Sommier, IIn estate in 8idiria lra OLtiacciii^ÄinoMi etc. (Flor. 1886).
Samojedenhalbinsel, s. Ialmal. Samokolv, Stadt in Bulgarien, [* 13] s. Samakov. Samory, s. Wassulu. Samos (von den Türken Susam-Adassi oder Beylik-Sissam genannt), Insel nahe der West- küste Kleinasiens, durch einen 1 - 2 km breiten Kanal von [* 14] dem Vorgebirge Mykale getrennt, wird von einem von Osten nach Westen streichenden pa- läozoischen, im Kcrkiberge 1440 in erreichenden Ge- birgszug durchzogen, an welchem sich, besonders an der Südseite, fruchtbare Ebenen anschließen. Die größte ift die im östlichern Teile der Südküste, in welcher im Altertum die Stadt S. mit der Burg Astypaläa und mit dem berühmten Tempel [* 15] der Hera [* 16] lag. Die Reste sind gering; besonderes Interesse bat die Wasserleitung [* 17] des Eupalinos. S. hat auf 468 hkin (1894) 48666 griech.-orthodoxe E., außer- dem bewohnen 13500 Samier die kleinastat. Küste. Unter den 614 Ausländern sind 565 Griechen. S. ist ein Fürstentum, der Psorte trvbu^ (^00000 ¶