Seminarien und Rektoren der
Akademien, die andern Vikarbischöfe und endlich Eparchialbischöfe. Die Klöster haben, ebenso
wie die Gemeinden, am Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts das
Wahlrecht ihrer geistlichen Vorstände verloren;
die Gutsbesitzer verloren ihr Patronatsrecht mit der Aufhebung der
Leibeigenschaft.
Die Grusinische
Kirche war ursprünglich gleich der armenischen autokephal und hatte ihre eigenen
Patriarchen;
bei der Unterwerfung Grusiens wußte man den damaligen
Patriarchen dahin zu bringen, daß er ohne seine
Synode zu fragen, sich
dem russ.
Synod unterwarf, so daß diese
Kirche jetzt zur russischen gehört, wenn sie auch den Gottesdienst in ihrer eigenen
Sprache
[* 1] und ihre Besonderheiten hat. Sie wird unter der Leitung des
Synod vom Erzbischof von
Kartalinien
und
Kachetien als
Exarchen von Grusien verwaltet; unter seinem Vorsitz besteht ein Grusinisch-Imeretisches Synodalcomptoir.
Außer dem Erzbistum giebt es noch 4 Eparchien.
Vgl.
Stourdza, Considérations sur la doctrine et l'esprit de l'église orthodoxe (Stuttg. 1816;
deutsch von Kotzebue, Lpz. 1817);
Christentum (Paderb. 1889); Dalton, Die Russische Kirche Eine
Studie (Lpz. 1892); Knie, Die russ.-schismatische
Kirche, ihre
Lehre
[* 4] und ihr Kult (Graz
[* 5] 1894).
[* 2]Kunst.Bis vor kurzem galt es als ausgemacht, daß die slawische und vor allem die Russische Kunst nur
eine Fortentwicklung oder gar eine willkürliche Verstümmelung der
Byzantinischen Kunst (s. d.) sei; doch kann es nach neuern
Forschungen keinem Zweifel mehr unterliegen, daß in den russ. Kunstformen nicht bloß byzant.
Elemente, sondern auch aus dem klassischen
Altertum überlieferte griechische sowie asiatische, indische, turanische und iranische
(persische), besonders letztere, zu unterscheiden seien. Die Originalität der russ.
Kunstformen besteht in der Verschmelzung aller dieser Elemente. (Hierzu die
Tafeln: Russische Kunst
I-III. - Taf. I:
Bildnerei.
Taf. II:
Baukunst.
[* 6] Taf. III: Malerei.)
Der erste Zeitraum umfaßt die Anfänge der Russische Kunst durch
Aufnahme aller der erwähnten Kunstelemente und durch ihre Verschmelzung.
In diesen Zeitraum fallen sowohl die ältesten, noch ganz barbarischen Kunstprodukte der Scythen und
Sarmaten, als auch alle diejenigen
Denkmäler slaw. und russ. Kunstthätigkeit, welche bis zum 11. Jahrh.
unter dem Einfluß der erwähnten fremden Kunstelemente stehen. Diesen Zeitraum könnte man den kurhanischen nennen, weil
die Kunstprodukte desselben fast ausschließlich aus Kurhanen, d. h. Gräbern,
stammen.
Die monumentalen Überreste dieses ältesten Zeitraums slaw. Kunst bedecken den
SüdenRußlands ziemlich dicht,
im SO. vom
Kaukasus beginnend, im NW.
bis in die Gegenden von
Tschernigow und Kiew
[* 7] reichend. Man hat bei den reichen Funden, welche die
Ausgrabungen dieser Grabstätten besonders in den letzten Jahrzehnten zu
Tage gefördert haben, hauptsächlich
zwei große
Klassen von Kunstprodukten zu unterscheiden: solche, die von einer hohen Kultur zeugen und meist griech.
Ursprungs sind, und solche, die sich als das Werk einer niedern, vielfach noch barbarischen Kulturstufe darstellen.
Die letztern sind wohl durchgängig als selbständige Kunstprodukte der Scythen, Sarmaten oderSlawen
anzusehen, während die erstern zur griech.
Archäologie gehören, aber dadurch von besonderm Interesse sind, daß sie vielfach
das Leben, die
Sitten, die Kleidung und
Industrie jener barbarischen
Völker zum Gegenstand haben. In letzterer
Beziehung sind
die bosporischen
Altertümer, die in der Umgegend von
Kertsch schon seit 1835 gefunden wurden, ganz besonders
lehrreich. So ist z. B. auf der Halbinsel
Taman in dem größern der beiden Kurhanen, die als
«Zwillinge» bezeichnet werden, 1869 ein
prächtiger goldener Frauenkopfschmuck, eine Art Diadem, im schönen griech.
Stil aus dem 4. Jahrh.
v. Chr. ausgegraben worden,
auf dessen dünnen Platten
[* 8]
Figuren befestigt sind, die den Kampf scyth.
Barbaren mit Greifen darstellen. Ein anderer großer und reicher Kurhan, der Czertomlitzkische bei Nikopol, am rechten
Ufer des untern
Dnjepr, der einen ganzen Gräberkomplex umfaßt und auch einem barbarischen Fürsten gewidmet war, enthält
unter vielen barbarischen Werken auch Gegenstände von feinster griech.
Arbeit. Sie bieten eine Fülle von Material, das
direkt sowohl über die Lebensart als die Geschmacksrichtung und die Kunstthätigkeit der alten
Slawen aufklärt.
Den prächtigsten Fund dieses
Grabes und bis heute mit den schönsten Schmuck des so überaus reichen Museums der
Eremitage
in
Petersburg
[* 9] bildet eine silberne
Vase in Form einer
Amphora,
[* 10] die wahrscheinlich als Kumysbehälter benutzt war.
Ihre Ornamente
[* 11] bilden eine
Apotheose des
Pferdes und schildern in charakteristischen
Darstellungen das Verhältnis der alten
Slawen zu diesem
Tiere.
In den Gräbern finden sich auch viele andere Gegenstände, so Schwerter
[* 12] mit verzierten Griffen,
Messer,
[* 13] Pferdegeschirre u. s. w. Auch hier sind neben griech. Formen
orientalische, besonders pers. Motive sichtbar, die von direktem asiat.
Einfluß zeugen.
Den schlagendsten
Beweis dieses Einflusses sowie überhaupt eine
Ausbeute barbarischer Kunstprodukte boten die
Ausgrabungen
des Alexandropolschen Kurhans im Jekaterinoslawschen
Kreise,
[* 14] 60-70 Werst vom
Dnjepr entfernt, dann des Heremesowschen Kurhans, 50 Werst
südöstlich vom vorhergehenden, des Krasnokutschen, zwischen Jekaterinoslaw und Nikopol, ebenfalls im
Thale des
Dnjepr, und
schließlich des Zimbalowschen im Melitopolschen
Kreise des
Taurischen Gouvernements, in der Nähe des Asowschen
Meers.
Die meisten Gegenstände dieser Fürstengräber sind rohe barbarische
Arbeiten, aber in den Ornamenten dieser Gegenstände
findet man neben den persisch stilisierten Greifen, neben dem
Lebensbaum und der Lotosblume eine absonderliche Verwertung
der Pferdeköpfe mit langgedehnten, schlangenartig ineinander gewundenen Leibern, Menschenkörper mit
Kleidern und
Beinen, die in gewundene Schlangen- und andere Tierornamente auslaufen und sich als Anfänge origineller Kunstformen
darstellen. Welchen Völkerstämmen auch die
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