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19 unabhängig erklärt. Das Königtum wurde befestigt durch Stiftung von Krondomänen (1884) und durch die Regelung der Thronfolge, indem der zweite Sohn des Fürsten Leopold von Hohenzollern, [* 1] Prinz Ferdinand, 1886 zum präsumtiven Thronfolger ernannt wurde, weil die mit der Prinzessin Elisabeth zu Wied geschlossene Ehe des Königs kinderlos war. Seinen entschiedenen Willen, sich gegen jeden Angriff zu sichern, zeigte Rumänien, [* 2] indem es 1886 mit den nach Brialmonts Plänen entworfenen Befestigungsbauten von Bukarest [* 3] anfing, denen 1887 die Befestigungslinie Focşani-Galatz folgte. So erwarb es sich eine geachtete Stellung, und da Rumänien ein ebenso großes Friedensbedürfnis fühlte wie das übrige Europa, [* 4] so war es natürlich, daß seine Beziehungen zum Dreibunde und hauptsächlich zu Deutschland [* 5] sich zu den freundschaftlichsten gestalteten.
Die mehrmaligen Besuche König Karls in Berlin [* 6] und Wien [* 7] und das jährliche Erscheinen Bratianus oder seines Mitarbeiters Demeter [* 8] Sturdza beim Fürsten Bismarck und Grafen Kalnoky waren thatsächliche Beweise der Stabilität eines Verhältnisses, das für den Orient Europas von allgemeiner Wichtigkeit war. Im Wirrsal der orient. Verwicklungen wurde das junge Königreich ein fester Ruhepunkt, und Febr. 1886 tagten die zum Frieden vom 3. März führenden Konferenzen zwischen Serbien, Bulgarien und der Türkei [* 9] in Bukarest.
Die Bojarenpartei aber, unterstützt von Paris [* 10] und Petersburg, [* 11] fing schon 1886 sich zu regen an, nahm 1887 eine schärfere Tonart an, bis sie März 1888 so weit ging, Straßenkrawalle in Bukarest und Bauernaufstände um die Hauptstadt zu veranlassen. Joan Bratianu gab nun seine Entlassung, obgleich ihn eine Kammer- und Senatsmajorität von über zwei Dritteln unterstützte, und die Junimisten (s. Junimea) unter Führung Rosettis ergriffen nun das Staatsruder.
Ihre erste That war, Joan Bratianu und seine Mitarbeiter in den Anklagezustand zu versetzen; doch nahmen sie später Abstand davon. Vom bis zum wechselten sieben Ministerien, der Junimisten- oder der Bojarenpartei angehörend, und unter verschiedenartigen Benennungen sich bekämpfend und vereinigend. Seit führt Lascar Catargiu die Präsidentschaft, der durch die Aufnahme einiger junimistischer Mitglieder in sein Kabinett, darunter der Ackerbauminister Carp (s. d.), sich deren Reformideen geneigt zeigte.
Nach auswärts gab die Regierung die Erklärung, daß eine Politik der Neutralität und der freien Hand [* 12] verfolge. Nach innen ging ihre Thätigkeit vielfach auf Eindämmung der freiheitlichen Strömung im Lande, centralisierte Verwaltung und Wahlbeeinflussung. Diesen Charakter tragen die während dieser Zeit erlassenen Gesetze für Kirchen- und Schulwesen, Justiz und Verwaltung, Regelung der Arbeiterverhältnisse auf dem Lande, Organisation der Armee. 1889 wurde die Goldwährung eingeführt und eine Erweiterung der frühern Befugnis der Regierung für den Verkauf von Staatsdomänen an Bauern erlassen; 1891 erfuhr die frühere Schutzzollpolitik eine Linderung durch einen neuen Zolltarif, dem 1890 ein stark zum Freihandel hinneigender Handelsvertrag mit Serbien vorangegangen war; es folgten Verträge mit Frankreich, Schweiz, [* 13] Italien, [* 14] England 1893, mit Deutschland, Österreich-Ungarn, [* 15] Belgien [* 16] 1894. Am erfolgte die Eröffnung des Donaukanals, der eine sichere Einfahrt in den St. Georgsarm ermöglicht.
Wie tief die Liebe zur Hohenzollerndynastie schon im Lande Wurzel [* 17] geschlagen hatte, zeigte sich als König Karl sein 25jähriges Regierungsjubiläum beging. Zur Befestigung der Dynastie trug noch die Vermählung des Kronprinzen Ferdinand mit der Prinzessin Marie von Sachsen-Coburg-Gotha und die Geburt des ersten rumän. Prinzen bei. Dazwischen (1891) fällt eine Hofintrigue, die den Kronprinzen regierungsunfähig zu machen bezweckte durch eine unebenbürtige Heirat mit dem Hoffräulein Helene Bacarescu. Trotz großer Schwierigkeiten hat sich eine feste Stellung im Osten Europas erobert.
Vgl. Mitileneu, Colectiune de tractate (Bukarest 1874);
Hurmuzaki, Dokumente (22 Bde., ebd. 1878–94);
ders., Fragmente (5 Bde., ebd. 1878–86);
Analele Parlamentare (7 Bde., ebd. 1888–94);
Sturdza-Petrescu, Dokumente (7 Bde., ebd. 1888–93);
Henke, Rumänien Land und Volk (Lpz. 1877);
Beaure und Mathorel, La Roumanie (Par. 1878);
Bergner, Rumänien (Bresl. 1887);
Samuelson, Roumania (Lond. 1882);
Zingeler, Die Hohenzollern in Rumänien (Bonn [* 18] 1890);
La succession au trône de Roumanie (Bukarest 1889);
Bacarescu, R.s Anteil am Kriege 1877/78 (Lpz. 1888);
Aus dem Leben König Karls von Rumänien (Bd. 1, Stuttg. 1894).