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(Lpz. 1846),
und endlich durch seine allerdings nüt großer Vorsicht zu benutzenden «Mitteilungen über Goethe» (2 Bde., Verl. 1841) verdient gemacht. Riemgabel, s. Riemen (Nuder). Risn (frz., fpr. rläng), nichts. Rieneck (Rineck), Stadt im Bezirksamt Lohr des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, rechts an der Sinn, am Ostfuße des Spessart und an der Linie Elm-Gemünden der Preuß.Staatsbahnen, hat (1890) 1325meistkath. E.,Post,Telegraph, ein Schloß; Holz- handel. Ries war einst Hauptort der Grafschaft Ries, die 1673 zum Teil an Johann Hartwig von Nostitz kam.
Rienzi (Rienzo), Cola di, eigentlich Nicola Lorenzo Gabrini, berühmt als Wicdcrherstcller einer Römischen Republik 1347 und Tyrann von Rom [* 1] 1354, geb. 1313 als Sohn eines röm. Schankwirtes. Gegenüber den gewaltthätigcnBaronen, die ibm den eigenen Bruder erschlugen, legte er sich den Titel «Konsulder Witwen und Waisen» bei und ließ sich von den guelsifchen Feinden des hcrrsckcndcn Adels mit andern an Papst Clemens VI. nach Avignon schicken, den er durch seine Beredsamkeit zur Rückkehr nach Rom zu bewegen suchte, damit er dessen innere Ruhe und äußere Größe wiederherstelle.
Petrarcas Für- spracke hatte er die Ernennung zum Notar der städtischen Kammer zu danken. Nach Rom 1344 zurückgekehrt, suchte er mit seinen Reden das Volk zur Erhebung zu bringen; aber erst die Hungersnot von 1347 verschaffte ihm einen großen Anhang, mit dem er (20. Mai) auf das Kapitol zog, um dort unter allgemeinerZustimmung seine 13 Verfassungs- gesetze zu verlesen. Die Senatoren wurden verjagt, der überraschte Adel flüchtete aufs Land und Ries nahm den Titel «Tribun der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit» an, indem er den päpstl. Le- gaten, der den Aufstand begünstigte, zum Kollegen wählte. Gestützt auf eine stets schlagfertige Miliz der Bürger, übte er nun zwar strenge Gcrecktigkeit und rottete das Näubcrunwesen rücksichtslos aus; allein sein plötzliches Emporsteigen, die Vereinigung fast des ganzen Kirchenstaates unter seiner Herrschaft und das falfche Gerücht, er sei ein Sohn Hein- richs VII., liehen ihn alsbald in eitle Pompbaftig- keit verfallen und das Gleichgewicht [* 2] verlieren. Zwar folgte zunächst noch das überraschte Italien [* 3] seiner Berufung eines allgemeinen Friedenskongresses, wie auch Ludwig von Ungarn [* 4] und Johanna von Neapel [* 5] seinen Schiedsspruch anriefen. Aber als er Ludwig den Bayer und Karl IV. zur Entscheidung ihres Thronstreites uach Rom berief und den Rö- mern das alleinige Recht zur Kaiserwahl zusprach, wandte sich der Papst von ihm ab und unterstützte einen Angriff der Barone auf ihn, der zum Ziel führte, als auch das Volk unwillig überR.s schlechte Verwaltung und den hohen Preis des Getreides sich von ihm abkehrte. Ries floh in die Einsamkeit, um sich nach mehrjährigen Bußübungen als Pro- phet der Neuausrichtung eines wcst- und oström. Kaisertums, letzteres unter ihm, und eines neuen Papsttums (1350) zu Karl IV. uach Prag [* 6] zu begeben.
Dieser ließ ihn verhaften und an Clemens VI. ausliefern (1352); dessen Nachfolger Innocenz VI., der die päpstl. Gewalt in Italien wiederherstellen wollte, sandte ihn mit Albornoz (s. d.) nach Italien, der ihm Perugia überwies. Allein Ries begab sich von dort mit Truppen nach Rom um, von Albornoz mit dem Titel l^nator von Rom ausgezeichnet, hier eine üppige und gewaltthütige Herrschaft aufzurichten; er legte drückende Steuern auf, ließ Güter einziehen, Hinrichtungen vornehmen und drängte so alsbald das Volk auf die Seite des Adels, der ihn auf dem Kapitol umstellte.
Als er in Bauernklciduna. zu entfliehen suchte, machte ihn ein Diener der Colonna nieder das Volk mißbandelte und verbrannte seine Leiche. N.s zweite Periode wurde über seiner ersten vergessen und die Dichtung und Tonkunst verklärte sein Bild; so Bul- wer in dem Roman «15. tke 1^8t ol tQ6 tridun63» (1835), Iul. Moscn, Kirner (C. Vlessig) und Pirazzi in einem Trauerspiel, Rich. Wagner in der Oper Ries (1842). Beim Aufgang links auf das Kapitol steht feit 1887 sein Vronzestandbild (von Masini). -
Vgl. Fortifiocca, Vita äi 15i6nxo (Vrcscia 1624, und bei Muratori, Ilei-nm, it^Iicaruni Lci'i^it. III); Ducerceau, (^i^ui-ation ä6 I^icoIaZ (^Iirini (Par. 1733; 2. Aufl. 1748);
T. de Nicnzi (Gabrini), O830i'vll?i0ni 3uU^ vitH äi 1Ii6N20 (Rom 1806);
Rö (Zesirino), 1^ vitll äi Ilwnxo (ForÜ 1828; Flor. 1854);
Papencordt, Cola di Ries und seine Zeit (Hamb. 1841);
Spach, (^ola äi 15. 6t 1'unit6 äs I'ltalik cl'api'öZl'lipLncorät ot(Fr6F0i'0viu8(Straßb.1869);
Zeller, 1^68 tridung 6t 103 r6V0iutioii8 6n Ita1i6 (Par. 1874);
Giuseppe Paolucci, ^pMnti Lwrici 80PI-H 00lH (1i N. (Bari 1883);
Auriac, Hwä65 1ii8t0!-iciu63 8U1' Nicola Ries (Amiens [* 7] 1885);
Nodo- canachi, (^«Ilr äi N. Higtoire ä6 Roiny ä 1342- -54 (Par. 1888); A. Gabrielli, ^ola äi N. (Nom 1890); ders., I^iätolÄi-io äi (^ola. äi II. (ebd. 1890).
Niepenhausen, Franz (geb. 1786) und Johannes (geb. 1789), Kupferstecher und Maler, Söhne des als Nachahmer Cbodowieckis und Stecher nach Ho- garth bekannten Ernst Ludwig Ries (1765-1840). Beide gaben 1805 die Eroberung von Troja [* 8] nach Goethes Abhandlung über die Gemälde des Po- lygnot in der Lcsche zu Delphi in Umrissen heraus. Tann besuchten sie 1804 die Akademie zu Cassel und 1805 die zu Dresden. [* 9] In Begleitung Tiecks traten sie 1807 eine Reise nach Italien an und wählten nun Rom zu ihrem Aufenthalt. In Rom ge- borten sie zu den bedeutendern Malern der romanti- schen Schule, wendeten sich aber schließlich dem histor.
Fache zu. Vornehmlich fuchten sie sich aber uach Rasfacl zu bilden, wie dies ihr großes Ölgemälde Die Verklärung Raffaels beweift. Für den Guelfen- ordensfaal in Hannover [* 10] malten sie: Heinrich der Löwe fchützt den Kaifcr Friedrich beim Herausgehen aus der Pcterskirche gegen den meuchlerischen Anfall der Römer. [* 11] Ebenso gemeinschaftlich arbeiteten sie «Leben und Tod der heil. Genovcva» in 14 radier- ten Blättern (Franks. 1806),
«Geschichte der Malerei in Italien» (Bd. 1, Heft 1 u. 2, Stuttg. 1810),
mit 24 Umrissen nach den ital. Meistern von Perugino, und die «Gemälde des Polygnotos in der Lesche zu Delphi» (16 Blätter mit Text, Gott. 1805). Nach Franz' Tode ließ Johannes eine Folge Kompositionen aus Raffaels Leben in 14 Blättern («Vita. äi I5^6iw», Nom 1834; deutsche Ausg., Gott. 1835) erscheinen. Außerdem lieferte er mehrere große Gemälde: Raffaels Tod (1836), Maximilian I. bittet in Kufstein beim Herzog Erich von Braunschweig [* 12] für die Gefangenen (1837), u. a. Er starb zu Rom. Nies, bis 1877 in Europa [* 13] ein allgemeines Papiermaß, enthaltend 20 Buch (s. d.), der zehnte Teil eines Ballens (s. d.) von 5000 Bogen [* 14] Druck- papier und 4800 Bogen Schreibpapier. Jetzt wird in Teutschland und Österreich-Ungarn [* 15] uach dem Neurics verkauft. (S. Papier, Bd. 12, S. 865 H.) ¶