forlaufend
802
zweite zu Plaucn, der dritte zu Gera [* 1] wurde. Die Linie vou Weida erlosch 1535, nachdem 1375 die Stadt Hof [* 2] nebst secks Amtsbezirken in Bayern [* 3] an den Burggrafen zu Nürnberg, [* 4] Weida felbst 1427 an Friedrich den Streitbaren, Kurfürsten von Sachsen, [* 5] veräußert worden war. Die Gera er Linie, welche sich im Besitz der Herrschaften Gcra, Lobenstein, Langenberg, Schleiz, [* 6] Saalburg und Vurgk befand, erlosch 1550 mit dem Tode Heinrichs des Jüngern, der 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg in die Neichs- acht erklärt worden war und Gera an Heinrich von Plauen [* 7] abgetreten hatte.
Aus der Linie Planen ist das heutige Fürstengeschlecht Reuß [* 8] emporgeblüht. Ihr Gründer, Heinrich I., erwarb sich durch seine Waffen- thaten gegen die Polen oder westl. Russen um 1247 den Beinamen Ruzze, Reuße oder Nuthene. (Vgl. Resch, Über den Nrsprung des dynastischen Namens Reuß, Gera 1874.) Dessen Söhne Heinrich der Böhme und Heinrich der Reuße teilten die Linie Plauen 1306 in eine ältere burggräfliche (Plauen) und in eine jüngere (Reuß). Der burggräfl. Linie wurde 1426 in der Person Heinrichs XI. (I.) von Kaiser Sigismund als Erblehn die Vurggrafschaft Meisten und die damit verbundene fürstl.
Würde verliehen. Heinrichs XI. Bruder Heinrich war 1410-13 Hoch- meister der Deutschen Ritter. Heinrichs XI. Sohn Heinrich II. muhte die Vurggrafschaft 1534 an Sachsen abtreten. Mit dem Tode Heinrichs VII. (gest. 1572), der Plauen und das Vogtland 1569 an Sachsen verkauft hatte, erlosch diese Linie. So blieb von dem alten Herrengeschlecht der Vögte nur noch das Haus Plauen jüngerer Linie oder I das Haus Reuß übrig, dessen Stifter Heinrich der! Reuße 1309 starb. Nach dem Tode Heinrichs des i Friedsamen (gest. 1535) hatte sich dieses 1564 in! drei Linien geteilt, von denen aber die mittlere 1616 ausstarb.
Die nun übrigbleibenden Linien sind die noch heute bestehende ältere und jüngere Linie des Fürstenhauses Reuß (s. oben). Der Ahnherr der ältern Linie war Heinrichs des Friedsamen ältester Sohn, mit dem Beinamen Botschafter. Diefe Linie teilte sich wiederholt, am stärksten im 17. Jahrh., in die Nebenzwcige Ober- und Untergreiz, Vurgk und Dölau, und erlangte 1673 den Grafentitcl. Ein be- rühmter Kriegsheld dieser Linie ist Heinrich VI., der als sächs. und kaiserl. Feldmarschall unter Prinz Eugen gegen die Türken kämpfte und in der Schlacht von Zenta 1697 siel.
Die sämtlichen Lande der ältern Linie vereinigt besaß zuerst Heinrich XI. aus dem Hause Obergreiz, Enkel des Feldmarschalls. Er er- hielt 1778 erblich vom Kaiser Iosepb II. die reichs- fürstl. Würde. Ihm folgte 1800 sein Sohn Hein- rich XIII., der 1807 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bunde beitrat. Nach seinem Tode 1817 folgten nacheinander seine beiden Söhne Hein- rich XIX. (1817-36) und Heinrich XX. (1836-59), auf diesen sein Sohn Heinrich XXII. (s. d.), zunächst unter Vormundschaft seiner Mutter Karoline, Tochter des Landgrafen Gustav von Hessen- Homburg. [* 9] Das preußenfeindliche Verhalten der Fürstin im Deutschen Kriege von 1866 führte eine Occupation des Landes durch Preußen [* 10] herbei. Erst nach dem Frieden mit letzterm trat das Land in den Norddeutschen Bund ein. Am übernahm Heinrich XXII. die Regie- rung selbst und veröffentlichte eine Verfassung.
Der Stifter des Fürstenhauses N. jüngerer L in i e, Heinrich des Friedsaulen jüngster Sohn (gest. 1572), erwarb Lobenstein, ein Drütel von Schleiz und ! den Nest von Oberkranichfeld. Sein nach geborener Sohn Heinrich PostHumus erwarb das ?rivii6Fwin äö non Hppßilanäo, bestimmte durch ein Familien- gesetz die Unteilbarkeit des Landes, gründete das (^muN8wm Illustre (Rutheneum) zu Gera, führte durch Aufnahme des Niederländers Nie. de Emit den Aufschwung der Wollzeugfabrikation herbei und tilgte die Landesschulden.
Durch die Teilung seiner Söhne entstanden 1647 die Specialhäuser Gera, Schleiz, Lobenstein und Saalburg. Letzteres erlosch 1666, und von Lobenstein zweigte sich die Linie Ebersdorf ab. 1673 erhielten alle vier Linien den Grafenstand. Die Grafen von Schleiz, Loben- stein und Ebersdorf beerbten die 1802 ausgestorbene Linie Gcra, erhielten 1806 die reichsfürstl. Würde, gehörten 1807-13 dem Rheinbunde und seit 1815 dem Deutschen Bunde an. Der Zweig Ebersdorf ist berühmt geworden durch die Gründung der Herrn- huter Kolonie 1727. Die Gemahlin Zinzendorfs, Erdmuthe Dorothea, war eine Schwester Hein- richs XXIX. von Ebersdorf.
Diese Linie erlosch mit dem Tode Heinrichs I.XXII., Nachdem dieser 1848 der Herrschaft entsagt hatte, fiel Lobenstein-Ebersdorf Heinrich 1^X11. von Schleiz zu, der sonach das gesamte Gebiet Reuß jüngerer Linie nach 223jähriger Zerstückelung wieder vereinigte und starb. Ihm folgte sein Bruder Hein- rich 1.XV1I., unter dem eine Reorganisation der Ver- waltung und des Iustizwescns durchgeführt wurde und das Land dem Norddeutschen Bunde beitrat.
Nach seinem Tode folgte sein Sohn Heinrich XIV. (s. d.). Unter ihm wurden durch ein dem preußischen nachgebildetes Gesetz die Klassen- und Einkommensteuer eingeführt, die Schule durch das Volksschulgesetz von 1870 ge- fördert und 1871 ein neues Wahlgesetz erlassen. Von der Linie Schleiz trennte sich 1689 die Neben- linie Köstritz, die, weil indessen das Vrimogenitur- recht eingeführt war, keinen Landesteil erhielt, wohl aber mehrere Rittergüter, außer Köstritz besonders Hohcnlcuben mit Reichenfels, besitzt.
Das jeweilige Haupt der Familie führt das Prädikat «Fürst», die übrigen Mitglieder das Prädikat «Prinz». Die Paragiatslinie Neuß-Sckleiz-Köstritz teilt sich zur Zeit in zwei Zweige, Nachkommen Heinrichs IX. und Heinrichs XXIII. Ihr Haupt ist seit Heinrich XXIV., Besitzer der Fide'ikommisse Ernst- brunn und Hagenberg in Niederösterreich; dessen Bruder Prinz Heinrich VII. (s. Reuß) war von 1878 bis 1894 Botschafter des Deutschen Reichs in Wien. [* 11] Litteratur.
Maier, Chronik des fürstl. Hauses der Reußen von Plauen (Weim. 1811);
Limmer, Entwurf einer urkundlichen Geschichte des gesamten Vogtlanocs (Gera 1825);
oers., Kurze Geschichte des Hauses N. (Ronncb. 1829);
Vocke, Vaterlandstunde der fürstl. reußischen Länder (Nordh. 1852);
Vrück- ner, Landes- und Volkskunde des Fürstentums Reuß jüngerer Linie (2 Bde., Gera 1870);
Mauke, Heimats- kunde des Fürstentums Reuß (3. Aufl., Halle [* 12] 1877). Reuß, Heinrich VII., Prinz, deutfcher Staats- mann und preuß. General der Kavallerie, geb. als dritter Sohn des verstorbenen Prinzen Heinrich I^XIII. aus der Paragiatslinie Reuft-Schleiz-Köstritz, studierte in Heidelberg [* 13] und Berlin [* 14] 1845-48 die Rechte, trat 1848 in das 8. preuß. Manenregiment und 1853 in den diplomat. Dienst Preußens. [* 15] Er wurde 1854 Legationsrat bei der preuß. Gesandtschaft in Paris, [* 16] 1803 Gesandter in Cassel, 1864 in München [* 17] und ¶