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in jüngster Zeit nördlich der Eider angelegten Kron- werk, ist Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel), [* 1] einer Wasserbau-, Schiffahrts- inspektion, mehrerer Konsuln sowie der 36. Infan- teriebrigadc, eines Artillerie- und Traindeftots und hat (1890) 13195(7721männl.,5474weibl.) E., darunter 769 Katholiken und 124 Israeliten, in Garnison das 1. und 4. Bataillon des In- fanterieregiments Herzog von Holstein Nr. 85, die 1. Abtei- lung des Feldartillerieregiments Nr. 9 und das Trainbataillon Nr. 9, Postamt erster Klasse, Telegraph [* 2] und Fernsprechverbindung. Zu nennen sind die Marienkirche (1287) mit schönem Altarblatt, die Christ- und Garnisonkirche (1695), kath. Kirche, Synagoge, drei grosie Drehbrücken [* 3] des Nordost- seekanals, das Lornsendenkmal, das Krieger- und Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Gerhardsbrunnen und die neue Schleuse zwischen Eider und Kanal. [* 4]
Größere Hafenanlagen an der Obereider und dem Kanal sind (1894) im Bau. Ferner hat die Stadt ein Gymnasium und Realgymnasium, eine höhere Mädchen-, Knabenmittel-, Tiefbau-, Fortbildungs- schule, Wasserleitung, [* 5] Kanalisation, Gasanstalt, Krankenhaus, [* 6] Strafanstalt (600 Insassen), Rends- burger Bank, Spar- und Leibkasse, Spar- und Vor- schuhverein; Wollspinnereien, Baumwollweberei, Fabriken für Pianoforte, künstlichen Dünger, feuer- feste Steine, künstlichen Sandstein und Granit, Monnierröhren, Pinsel und Bürsten, Erportschlach- terei, Brauerei, Gerbereien, Färbereien, Wagenbau- und Holzbearbeitungsanstalten, Dampssägewerke und Holzhandlungen, Kram-, Vieh- und Pferde- märkte; in der Nähe die Eisengießerei [* 7] und Ma- schinenfabrik Karlshütte und die Brauerei Wilhelms- thal. - Renfrew, früher nur auf einer von der Eider um- flossenen Insel gelegen, wird unter dem Namen Reinoldcsvurg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh, erwähnt und gehörte nach dem Schiedsgericht von 1252 zu Holstein.
Bis 1806 stand am frühern Hol- sienthor ein Stein mit der Inschrift Nidora Uoinani tsriniiiuZ inipLi'ii. N. war feit 1329 Stadt und seit 1539 eigentliche Festung [* 8] und mit der Geschichte des Landes eng verflochten. Bei der Erhebung der Her- zogtümer gegen Dänemark [* 9] im 1.1848 war die Stadt eine Zeit lang Sitz der provisorischen Negierung; während des Krieges 1848-51 bildete die Festung den Stützpunkt der schlesw.-Holstein. Armee; 1852 kam die Stadt wieder an die Dänen, die nach Fort- schaffung des schlcsw.-holstein. Kriegsmaterials die im Norden [* 10] gelegenen Wälle und Mauern demolier- ten. Als nach dem Tode des Königs Friedrich VII. die Occupation Holsteins durch deutsche Bundes- truppen erfolgte, besetzten die Sachsen [* 11] die Stadt. Am marschierten von hier aus die Österreicher und Preußen [* 12] in das Her- zogtum Schleswig [* 13] ein. Nach dem Abzug der Vun- destruppen war Renfrew bis zum Kriege 1866 von Trup- pen beider Mächte besetzt und fiel 1866 an Preußen. -
Vgl. Warmstedt, eine Holstein.
Stadt und Festung (Kiel 1850).
Renö I. (Nenatus) von Anjou, Herzog von Lothringen und Bar, Graf von Provence, Titular- tönig von Neapel, [* 14] geb. zu Angers als der zweite Sohn Ludwigs II. (s. d.) von Neapel, wurde 1419 von seinem Großoheim, Herzog Heinrich von Bar (gest. 1430), zu seinem Mitregenten und Erben eingesetzt und erhielt durch seine Gemahlin Isabella, die Erbin Herzog Karls I. von Lothringen (gest. 1431), das Herzogtum Lothringen. Anton von Vaudemont, der Vrudersohn Karls I., erhob indessen Ansprüche auf Lothringen, bekriegte Renfrew und nahm ihn gefangen.
Beide Teile unterwarfen sich dem Schiedsspruch Philipps von Burgund, der aber nur eine Vermählung Iolanthes, der Tochter R.s, mit Friedrich, dem Sohne Antons, zu stände brachte. Dann wurden die Streitenden 1434 vom Kaiser Sigismund vor das Baseler Konzil beschieden, wo Renfrew, der zeitweilig aus der Haft entlassen war, vom Kaiser mit Lothringen belehnt wurde. Anton von Vaudemont aber wandte sich von neuem an Philipp von Burgund, der Renfrew befehlen ließ, sich wieder in seinem Gewahrsam zu Dijon [* 15] zu stellen, was dieser 1435 that. Zu derselben Zeit war ihm durch den Tod der Königin Johanna II. und seines Bruders öudwig III. Abscheiden der Thron [* 16] von Neapel-Sicilien nebst Anjou und Provence zu- gefallen.
Als Philipp von Burgund ihn aber nicht frei ließ, ernannte N. seine Gemahlin Isabella zur Regentin, doch sah sie sich sofort von Alfons V. von Aragonien, der ebenfalls Anspruch auf das Erbe machte, angegriffen. Inzwischen hatte Renfrew gegen ein Löscgeld 1437 die Freiheit erlangt und war in Neapel gelandet. Allein mehr und mehr ge- wann Alfons das Übergewicht: 1442 mußte Renfrew ibm das Königreich überlassen und nach der Provence zurückkehren. Nachdem er Lothringen seinem ältesten Sohn Johann übergeben hatte, widmete er sich ganz den schönen Künsten, der Malerei, Gartenkunst u. a., und erneuerte an seinem Hofe mit Sang und Schäfer- spielen, die er selbst dichtete, die Tage der altpro- vencal. Troubadours. Er starb zu Air', nachdem er die Provence an Frankreich ver- macht hatte. Seine Tochter Margarete (s. d.) von Anjou war die Gemahlin Heinrichs VI. von Eng- land. Einen Teil seiner Poesien gab Quatrebarbes (4 Bde., Par. 1844-46) heraus. -
Vgl. Villeneuve de Bargemont, Hi8toii-6 äs N. ä'^i^ou (3 Bde., Par. 1825); Renouvier, 1^63 p6inti-68 6tl68oii1ninin6iii-8 äu i-oi 15. (ebd. 1857);
Lecoy de la Marche, 1^6 roi N. (2 Bde., ebd. 1875).
Neue II. von Lothringen, s. Lothringen (Bd. 11, S. 307 a). ' ^nata. RenöedeFranee, Herzogin vonFerrara, s. Re- Renegat (neulat.), Verleugner, besonders der vom Christentum zum Islam Übergetretene; im weitern Sinne derjenige, der seinem Glauben oder seiner Partei abtrünnig wird. V.SNV8 (lat.), die Nieren; Renfrew 8uoc6nwMti, Ne- bennieren. Volzkonservierung. Renesches Austrocknungsverfahren, s. Renetten, s. Reinetten. Renettenäther, Renettenessenz, Birnäther (s. d.) mit geringem Zusatz von Valeriansäureester.
Renfrew (spr. -fru), im Mittelalter zuerst Strathgryfe, später Rinfrew, Grasschaft an der Westküste des südl. Schottlands, zählt auf 657,3 (zkin (1891) 290798 E. Im W. erhebt sich Hügel- und Bergland, das 487 in Hohe erreicht. Der Clyde nimmt hier den Cart auf. Das Klima ist sehr feucht und veränderlich, Ackerbau und Viehzucht [* 17] sind für die Bedürfnisse der Bewohner nicht ausreichend; be- deutend ist der Reichtum an Steinkohlen, ferner Schiffbau, Baumwollmanufaktur, Seiden- und Lein- weberei und andere Industriezweige. Die ¶