die Apodemik. Reiseanweisungen wurden wohl am frühesten mit besonderer Rücksicht auf die
Wallfahrten nach dem
HeiligenLande
entworfen und zuerst handschriftlich verbreitet. So z. B. von
Johann Bassenheimer 1426: «Das ist die Ordnung, wie man sich
halten soll über
Meer und auch die heiligen
Städte besuchen» (in der königl.
Bibliothek zu
Dresden).
[* 1] Auch
sind sie schon im 15. Jahrh. gedruckt, allerdings, wie folgendes
Beispiel zeigt, unter seltsamem
Titel:
«Ain hubscher Tractat
wie durch
Herzog Gotfrid von
Pullen
(Bouillon) ... das gelobte
Landt ... gewonnen ist» (Augsb. 1479). Aus dem 16. Jahrh.
sind zu nennen: «Gradarolus, de regimine iter agentium»
(Bas. 1561);
Am meisten verbreitet waren im 17. Jahrh. die
Schriften Martin Zeillers:
«Getreuer Reisgefert»
(Ulm
[* 2] 1632). Dergleichen Werke sind noch bis Ende des 18. Jahrh. (z. B.
«Apodemik», Lpz. 1795) erschienen. Ein vorzügliches
Buch ist A. Michelis’ «Reiseschule» (4. Aufl.,
Lpz. 1889). Merkwürdig ist, daß sich auch eine Gegenströmung gegen das
Reisen bemerklich machte. Kurfürst
Friedrich III. von
Brandenburg
[* 3] erließ 1700 ein Reiseverbot und P. I.
^[Paul Jacob] Marperger
verlangte in seinem Schriftchen «Anmerkungen über das Reisen in frembde
Länder»
(Dresden und
Leipzig
[* 4] ohne Jahr, um 1720),
man müsse eine Reisesteuer einführen, um zu verhindern, daß durch die Reisen zu viel
Geld ins
Ausland geschleppt
werde.
Neuerdings hat man in
Deutschland,
[* 5] ebenfalls nach engl. Vorbild, auch Reisebibliotheken,
d. i. Sammlungen von
Schriften unterhaltenden
Inhalts zur Lektüre während der Fahrt, begonnen. Mit den Reisebüchern vermehrten sich auch die Post- und Reisekarten,
unter denen für
Deutschland besonders die von
Graf, Handtke, Liebenow zu empfehlen sind. Die Form der
Reisebeschreibung ist öfter benutzt worden, um moralisch-pädagogischen, naturwissenschaftlichen oder satir.
Staatsbahnen,
[* 14] hat (1890) 1155 E., darunter 408 Katholiken und 49 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 15] evang. und kath.
Kirche, ehemaliges Piaristenkloster.
Nahebei Schloß Reisen des Fürsten
Sulkowski mit 85 E., Gemäldegalerie,
Park und Orangerie.
wozu «Commentationes criticae» (2 Bde., 1822
u. 1823) kamen. Ritschl gab aus R.s Vorlesungen
heraus: «Reisigii emendationes in Aeschyli Prometheum» (in «Ritschelii
opuscula philologica», Bd. 1, Lpz.
1867);
Haase mit wertvollen eigenen Anmerkungen R.s «Vorlesungen über lat.
Sprachwissenschaft» (ebd. 1839; neu bearb. vonHagen,
[* 21] Heerdegen, Schmalz und Landgraf, 3
Tle., Berl. 1881-88).
-
Vgl. Dittenberger,De Carolo Resigio Thuringo
(Halle 1892).
(von
Reise in der ursprünglichen Bedeutung Kriegsfahrt), die schwerbewaffneten Reiter (Ritter und ihre
Knappen)
der
Heere des Mittelalters. (S.
Deutsches Heerwesen, Bd. 5, S. 62.)
Joh. Jak.,
Philolog und
Orientalist, geb. zu Zörbig bei
Halle a. S., studierte
in
Leipzig und
Leiden,
[* 22] erhielt 1748 in
Leipzig den
Titel als Professor der arab.
Sprache
[* 23] und wurde 1758 Rektor der Nikolaischule.
Er starb Außer seinen
«Animadversiones ad graecos auctores» (Bd. 1-5, 1757-66)
sind zu erwähnen: dieAusgabe der
Schrift des Konstantinus Porphyrogennetos
«De caeremoniis» (zusammen
mit
Leich, 2 Bde., Lpz. 1751-54),
des
Theokrit (2 Bde.,
Wien und Lpz., 1765-66), der griech. Redner (12 Bde.,
Lpz. 1770-75),
der sämtlichen Werke des Plutarch (12 Bde., ebd. 1774-82), des
Dionysius von Halikarnaß (6 Bde., ebd. 1774-77),
des Maximus Tyrius (2 Bde., ebd. 1774-75), der «Reden»
des Dio
Chrysostomus (2 Bde., ebd. 1784
u. 1798) und des Libanius (4 Bde., Altenb.
1791-95). Seine
Übersetzung der «Reden» des
Demosthenes und
Äschines (5 Bde., Lemgo 1764-69) und der Reden im
Thucydides (Lpz.
1761) ermangelt der Eleganz, zeichnet sich aber durch große
Treue und kräftige
Sprache aus. D’Orvilles
«Chariton» übersetzte er ins
Lateinische. Im Gebiete der arab. Litteratur, auf deren histor. und ästhetischen Wert er
als einer der ersten hinwies, machte er sich namentlich durch die Bearbeitung der «Annales
Moslemici» des
Abulfeda (hg. von
Adler,
[* 24] 5 Bde., Kopenh.
1789-94) verdient. -
Vgl. Morus, Vita Reiskii (Lpz. 1777);
GelehrterBriefwechsel zwischen Reiske,
Moses Mendelssohn und Lessing
(2 Bde., Berl. 1789).
R.s Selbstbiographie
(Dessau
[* 25] 1783) gab seine Gattin heraus.
Ernestine Christine N., Tochter des
SuperintendentenMüller, geb. zu
Kemberg, gest. daselbst war seit 1764 mit
Reiske vermählt und unterstützte ihn bei seinen gelehrten
Arbeiten. Auch lieferte sie u. d. T. «Hellas»
(2 Bde., Mitau
[* 26] 1778) und in den
Schriften «Zur
Moral» (Dess. und Lpz. 1782),
sowie «Für deutsche Schönen» (Lpz. 1786)
Übersetzungen
aus griech. Schriftstellern und schrieb eine «Verteidigung»
ihres
Mannes gegen die
Angriffe Michaelis’ in Göttingen (ebd. 1786).