Hinsichtlich der Verhütung der chronischen Quecksilbervergiftung ist bei allen Quecksilberkuren eine sachverständige
ärztliche Überwachung durchaus erforderlich; über die hierbei nötigen Vorsichtsmaßregeln s.
Syphilis. Zur Verhütung der technischen Quecksilbervergiftung kommen vor allen Dingen eine möglichst vollkommene
Ventilation der Arbeitsräume, eine angemessene
Beschränkung des Aufenthalts in denselben, das Verbot der Nahrungsaufnahme
im Arbeitslokal, Waschen der
Hände und Wechseln der Kleidung beim Verlassen desselben, häufige
Bewegung
in freier Luft u. s. w. in Betracht.
Als feinstes Reagens, ob Quecksilberdünste in den
Arbeits- oder Wohnräumen vorhanden, können lebende
Blumen dienen; sie
sterben in quecksilberhaltiger
Atmosphäre schnellstens ab.
Beim Auftreten der ersten
Symptome muß der
Kranke schleunigst
aus der quecksilberhaltigen
Atmosphäre entfernt werden; die eigentliche Behandlung besteht in warmen
Bädern,
Sorge für gute
Ernährung, adstringierenden Mundwässern und in längerm Gebrauch des Jodkaliums.
[* 2] ehemaliges freiweltliches, reichsunmittelbares Frauenstift im Obersächsischen
Kreise,
[* 3] ward von König
Heinrich I. gegründet, erhielt aber erst durch
Otto I. 13. Sept. 936 seine innere
Verfassung. Das
Stift, dessen vier
erste Äbtissinnen
Töchter von deutschen
Kaisern waren, wurde von letztern mit
Gütern und Privilegien ausgestattet. Seine
Besitzungen erstreckten sich bis zum Vogt- und
Havellande; es besaß die Reichsstandschaft mit Sitz und
Stimme auf der rhein.
Prälatenbank und die obersächs.
Kreisstandschaft. 1539 fand der
Übertritt zur
Reformation statt. Die Schutzherrschaft war ursprünglich
bei dem sächs. Kaiserhause, nach dessen Aussterben sie vielfach neu und weiter verliehen,
verkauft und verpfändet ward. Nachdem sie 1479 erblich geworden war, fiel sie 1485 der
Albertinischen Linie des sächs. Kurhauses
zu, welche sie mit andern Gerechtsamen 1697 für 340000 Thlr. an das Kurhaus
Brandenburg
[* 4] verkaufte. Durch den
Reichsdeputationshauptschluß von 1803 ward das
Stift, das noch 110 qkm mit 13 200 E. umfaßte, der
KronePreußen
[* 5] als erbliches
Fürstentum überwiesen, 1807 zum Königreich Westfalen
[* 6] geschlagen und 1813 dem preuß.
Staate wieder einverleibt. -
Vgl.
Voigt, Geschichte des
Stifts Quedlinburg (3 Bde., Lpz. 1786
u. 1787; Quedlinb. 1791);
Fritsch, Geschichte des vormaligen
Reichsstifts und der Stadt Quedlinburg (2 Bde., Quedlinb.
1828);
Düning,Stift und Stadt Quedlinburg im Dreißigjährigen
Kriege (ebd. 1894).
[* 2] Kreisstadt im
Kreis
[* 7]
Aschersleben
[* 8] des preuß. Reg.-Bez.
Magdeburg,
[* 9] ehemalige
Stifts- und Hansestadt, in der
Nähe des Unterharzes, an der
Bode, der Linie
Magdeburg-Thale und der
NebenlinieFrose-Ballenstedt-Quedlinburg (29,9
km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 10] Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt)
[* 11] und einer Reichsbanknebenstelle,
hat (1890) 20 761 (10 097 männl.,
10 664 weibl.) E., darunter 788 Katholiken und 87 Israeliten,
in Garnison die 3. Eskadron des Kürassierregiments von Seydlitz Nr. 7, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 12] Fernsprecheinrichtung, noch teilweise erhaltene
Mauern und
Türme, 7 evang. und eine neuere
kath.
Kirche.
Der nördl.
Arm der
Bode oder Mühlengraben scheidet die
Altstadt (von
KaiserHeinrich I. als Stadt begründet) von der im 12. Jahrh.
angelegten Neustadt,
[* 13] während der südl.
Arm (die Wilde
Bode) diese beiden Stadtteile mit den Vorstädten Neuerweg, Westendorf
und
Münzenberg von der erst 1862 angelegten Vorstadt Süderstadt trennt. Die
Stifts- oder Schloßkirche, dreischiffige, flachgedeckte
Basilika,
[* 14] 1021 geweiht, nach dem
Brande 1070 neu gebaut, 1320 im
Chor vollendet, 1862 hergestellt, birgt die
GräberHeinrichs
I., seiner Gemahlin Mathilde und seiner Enkelin Mathilde sowie den 1868 wieder aufgefundenen, in den
Felsen gehauenen Gruftbau
Heinrichs I. und die Betkapelle der Königin (10. Jahrh.) in der
Krypta und eine sehr reiche Schatzkammer;
die 986 erbaute
Kirche des Marienklosters (Coenobium ad Montem Zionis) auf dem
Münzenberg liegt in Trümmern, die ehemalige
Wipertikirche, eine
Basilika des 12. Jahrh., mit wohlerhaltener
Krypta (10. Jahrh.), dient wirtschaftlichen
Zwecken.
Das Schloß auf hohem Sandsteinfelsen war einst Sitz des Frauenstifts Quedlinburg, das sehr alte Rathaus, mit Anbauten
der got. und
Veränderungen aus der Renaissancezeit, hat vorn einen steinernen Roland. Ferner hat die Stadt ein Gymnasium, 1540 von
der
ÄbtissinAnna II. von
Stolberg
[* 15] gestiftet, mit alter
Bibliothek (10000
Bände), Real-, höhere Mädchenschule,
Präparandenanstalt, ein städtisches Museum mit
Bronze- und Steingeräten, Waffen,
[* 16]
Urkunden,
Siegel- und Münzstempeln; einen
Park, den
Brühl, mit Denkmälern der hier geborenen
Klopstock (1824) und
Karl Ritter (1865). Die Stadt besitzt eine sehr ausgedehnte
Feldmark, und
Acker- und
Gartenbau bilden den Haupterwerbszweig. Wichtig ist der Samenbau, der neben dem
von
Erfurt
[* 17] den ersten Rang in
Deutschland
[* 18] einnimmt, daneben Fabrikation von
Tuch, Stärkezucker,
Anilinfarben und Drahtwaren.
Der Handel mit Vieh, zumal auf dem Viehmarkte im Oktober, ist erheblich. -
Vgl. Ranke und Kugler,
Beschreibung und Geschichte
der Schloßkirche zu Quedlinburg (Berl. 1838);
Janicke, Urkundenbuch der Stadt Quedlinburg (2 Bde.,
Halle
[* 19] 1873-82);
Hase
[* 20] und Quast, Die
Gräber in der Schloßkirche zu Quedlinburg (Quedlinb. 1877).
Anne style (spr. kwihn änn steil), der
Stil der
Englischen Kunst (s. d., Bd.
6, S. 126
a), der im Anfang des 18. Jahrh. herrschte, ein aus dem Palladianismus
(s. d.) hervorgegangenes
Barock, das in derben, einfachen und massigen Formen sich ergeht.
(spr. kwihnbörö),Ort (1050 E.) in der engl.
GrafschaftKent, auf der
Insel Sheppey in der Themsemündung, bei Sheerneß, ist Endpunkt der Postdampferlinie Vlissingen(Flushing)-Queenborough.