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Bauholz, Kokosnüsse, Balsam, Benzoe, Ipeca- cuanha und andere Droguen sind wichtige Wald- produkte. Man zieht alle Arten Haustiere, doch arten Schafe [* 1] und Ziegen aus; Wildbret, Affen [* 2] u. s. w. giebt es in großer Menge. Marmor findet sich reichlich, Gold [* 3] nur wenig. Stapelprodukte sind Baumwolle, [* 4] Zucker, [* 5] Rum und Häute. Die Bewoh- ner sind in der rationellen Landwirtschaft am weite- sten vorgeschritten. Fabrikmäßig wird Eisengießerei, [* 6] Seifensiederei, Branntweinbrennerei und Zucker- siederei betrieben. 4 Eisenbahnen führen von der Hauptstadt ins Innere; die Fälle von Paolo Af- fonso umgeht die Bahn von Iatoba nach Piranhas in Alagoas. - 2) Hauptstadt des Staates Pernice, bei den Brasilianern Cidade do Necife oder Recife (Riff) genannt, nach Rio [* 7] de Janeiro und Vahia die größte Stadt des Reichs, Sitz des Bischofs von Olinda, eines Appellationstribunals, eines Handels- gerichts, einer Fakultät der Jurisprudenz und eines deutschen Konsulats, hat etwa 180000 E., darunter viele Neger, liegt unter 8" 3' südl. Br. und 34° 52' westl. Länge hinter einem mehrere Kilometer langen Riff auf niedrigem Boden, ist daher trotz der neuen Drainageanlage für Europäer ungesund und zer- fällt in drei durch die zwei Flußmündungen getrennte Stadtteile. (S. umstehenden Situationsplan.) Der Bairro Necife, Sitz des Geschäftsverkehrs, enthält das Zollamt, Sternwarte, [* 8] großes Seearsenal mit Schiffsjungenschule und Warenmagazine; ebenfalls auf einer Insel liegt Säo Antonio mit Theater, [* 9] Ka- serne, Waisenhaus und dem Regierungsgebäude, das noch aus Holland.
Zeit stammt. Auf dem Festlande liegt Boavista, das Villenviertel, mit dem Spital, der Nechtsfakultät und dem erzbischöfl. Palast. 5 Brücken [* 10] verbinden die Stadtteile, die Straßen sind breit und sauber, Pferdebahnen dienen dem Verkehr; es bestehen Gasbeleuchtung, Wasserleitung [* 11] von Ca- ranga her und fünf große Krankenhäuser. Unter den Kirchen ist Nossa Senhora da Conceicäo nen- nenswert. Dampftrambahnen und 4 Bahnlinien führen in das Binnenland. Neben dem Handel hat sich die Industrie rasch entwickelt: es giebt Vaum- wollspinnerci, Ölmühlen, Maschinenbau, Schiffs- bau, Cigarrcnindustrie, Zuckerrasfinerie, Glas- und Schuhfabrikation.
Der Hafen, durch das 10 in dreite, bei Sturmflut allerdings überflutete Riff gebildet, ist mittlern Seeschiffen zugänglich, doch plant man eine Vertiefung der Einfahrt sowie Dock- bauten. Ausfuhrartikel sind: Zucker aus den Plan- tagen ganz Nordbrasiliens nach Südbrasilien, Nord- amerika, England;
Baumwolle, Baumwollsamen, Häute und Felle, Rum und Alkohol.
Zur Ein- fuhr kommen Maschinen, Stückgut, Flaschenbier, Kabeljau, Metallwaren, Glas [* 12] und Eisenbahnmate- rial. 1895 liefen ein 700 Dampfer und 302 Segler mit zusammen 1,i8 Mill. Registertonnen. Regel- müßig laufen an Dampfer der I^o^ai HIaii steam IiicI (^oinpan^, der I'aciüe Zteam XkviZÄtion Ooinpkn^, der N638kF6ri68 Naritim68, der Ham- burg - Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesell- schast und nordamcrik. Gesellschaften aus Newport und Baltimore. [* 13] Kabel gehen nach Europa, [* 14] Nord- amerika und nach dem Süden. Pernau, rW. ?6i'nmv. 1) Kreis [* 15] im nordwestl. Teil des russ.Gouvernements Livland, [* 16] am Rigaischen Meerbusen, hat 5342,9 hkm, davon 35,3 ykin In- seln im Mecre und 18,9 ykin Landseen, 97 673 E.; Ackerbau, Viehzucht, [* 17] Waldindustrie, Branntwein- brennerei, Bierbrauerei, [* 18] chem. und Tuchfabriken. - 2) Kreisstadt im Kreis Pernice und Hafenstadt, an der Mündung der Pernawa oder Pernice (134 km lang) in den Nigaischen Meerbusen, Sitz eines deutschen und anderer Konsuln, hat (1893) 13568 E., 1 russ., 2 evang. Kirchen, Gymnasium, deutsche Zeitung, Zollamt, 3 Banken, Seebäder und Seehasen; Aus- fuhr (1893: 4,3 Mill. Rubel) von Getreide, [* 19] Flachs, Leinsamen: Einfuhr (122677 Rubel) von Heringen, Steinkohlen, SuperPhosphaten.
Den Schiffsverkehr vermitteln 42 Dampfer, 20 Segelschiffe mit zusam- men 28 880 t. Pernice, 1255 gegründet, war ehemals Festung [* 20] mit bedeutendem Kriegshafen. Pernice, Lothar Anton Alfred, Sohn von Ludw. Wilh. Ant. Pernice, geb. widmete sich der Jurisprudenz, habilitierte sich 1867 zu Halle, [* 21] wurde daselbst 1870 zum außerord. und 1871 zum ord. Pro- fessor ernannt. 1872 wurde er nach Greifswald [* 22] für röm. Recht berufen, ging 1877 wieder nach Halle und 1881 nach Berlin, [* 23] wo er 1884 Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde. Er schrieb: «Zur Lehre [* 24] von den Sachbeschädigungen nach röm. Recht» (Weim. 1867),
«Marcus Antistius Labeo. Das röm. Privatrecht im 1. Jahrh, der Kaiserzeit» (Bd. 1-3, Halle 1873-92). Pernice, Ludw. Wilh. Ant., Jurist, geb. zu Halle, studierte daselbst, in Berlin und Göttingen [* 25] die Rechte, habilitierte sich 1821 zu Halle, erhielt 1822 eine außerordentliche und 1825 eine ordentliche Professur. 1843 wurde er Ordinarius des Spruchkollegs, dessen Mitglied er seit 1823 war, und erhielt das Direktorat der Universität. 1844 schied er als Professor aus und wurde zum außerordentlichen Negierungsbevollmächtigten an der Universität ernannt; 1845 wurde er auch Direk- tor des Halleschen Schöppenstuhls. 1848 trat er wieder in die Fakultät ein, blieb aber Kurator. 1852 wurde er in die Erste Kammer gewählt.
Seit 1854 war er Mitglied des Herrenhauses für die Univer- sität Halle und Kronsyndikus. Pernice starb zu Halle. Er schrieb: «Geschichte, Altertümer und Institutionen des röm. Rechts» (Halle 1821: 2. Aufl. 1824),
" OIiLervationkZ ä6 principum eo iuituniHU6 imperii geimaniei inäs 9.d H. NDOlÜOVI Ludioctorum.juriä privati mut^ta rations» (ebd. 1827),
«Huii68ti0N63 ä6^ui-6 pudlico AsrniÄnico» (3 Hefte, ebd. 1831-35),
«OoäEx Mi'i8 municiM- 1i8 Hai6ii3i8 » (ebd. 1839),
«vs LanctH conloeäs- ratione» (ebd. 1855),
" OommentHtio ä6 8inFuIlili ä^nH8tiao 8ckau6uia6 Mre» (1854),
«Rechtsgutach- ten betreffend die event. Succession der Sonderbur- ger Linie des Hauses Holstein-Oldenburg» (Kopenh. 1863),
«Die staatsrechtlichen Verhältnisse des gräfl. Hauses Giech» (Halle 1859). -
Vgl. Pernice, Savigny, Stahl (Berl. 1862).
Pernice, Victor Anton Herbert, Jurist, Sohn des vorigen, geb. in Halle, widmete sich dort, dann zu Bonn [* 26] und Berlin jurist. und philol. Studien, habilitierte sich 1856 zu Berlin für röm. Recht und wurde 1857 Professor in Göttingen. 1866 trat Pernice in die Dienste [* 27] des Kurfürsten von Hessen, [* 28] als dessen Bevollmächtigter er 1867 in Berlin, spä- ter in Prag [* 29] und Wien [* 30] beschäftigt war. Er starb in Halle. Als Verteidiger der Got- torpschcn Erbansprüche auf Schleswig-Holstein [* 31] ist Pernice Hauptvcrfasser der «Oldenburger Staatsschrift» (Oldenb. 1864) sowie der «Kritischen Erörterungen zur schlesw.-Holstein. Successionsfrage» (2 Bde., Cass. 1866). Er schrieb ferner: «Die ¶