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Frankreich besteht noch heute grundsätzlich der durch die Französische Revolution (1795) eingeführte Paß- zwang;
für Elsaß-Lothringen [* 1] (s. d.) ist bis jetzt das franz. Recht in Kraft [* 2] verblieben, von welchem gegen- über Frankreich eine Zeit lang (1888-91) energisch Gebrauch gemacht wurde. Zwangspaß, Reiseroute oder Marsch- route ist ein Passaglia, mittels dessen jemand von der Polizei unter Androhung von Strafe vorgeschrieben wird, sich an einen bestimmten Ort zu begeben und sich dort bei der Behörde zu melden.
Tem Betreffen- den wird hierbei auch eine bestimmte Route, die er bei Strafe einzuhalten bat, vorgezeichnet.
Meist dienen jetzt die Zwangspässe zur Beförderung be- strafter Personen in ihre Heimat. Leichenpässe werden von der Polizeibehörde ausgestellt bei Transport einer Leiche vom Sterbeort an einen andern Ort;
sie sind in Bayern, [* 3] Württem- berg, Baden [* 4] obligatorisch bei Strafe;
in Preußen [* 5] kann beim Mangel eines Leichenpasses Öffnung des Sarges durch die Polizei verlangt werden. über Gesundheitspaß s. Quarantäne;
über Seepaß s. d. und Certifikat.
Paß (in der Baukunst)
![Bild 62.936: Paß (in der Baukunst) - Passaglia [unkorrigiert] Bild 62.936: Paß (in der Baukunst) - Passaglia [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0936.jpeg)
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Paß.Militärpaß ist ein amtliches Leaiümations- papier, das alle Mannschaften des Beurlaubten- standes bei ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst erhalten und bei Kontrollversammlungen und andern dienstlichen Anlässen vorzuzeigen haben. Paß, [* 6] in der Baukunst [* 7] der zwischen den Nasen des got. Maßwerkes (s. d.) befindliche Kreisbogen oder die den Nasenschwung tangierenden geraden Scitcn. Je nach der Anzahl derselben unterscheidet man den Dreipaß, [* 8] Vierpaß u. s. w. (S. die vor- stehenden Abbildungen.) Paß, in der Reitkunst ein dem Pferde [* 9] angelern- ter Gang, [* 10] der darin besteht, daß es (wie das Kamel) beide Füße einer Seite zugleich hebt. Passabel (frz.), erträglich, leidlich. Passacaglia (spr.-kalja, Pafsacaglio), ein alter gravitätischer, der Chaconne (s. d.) ähnlicher Tanz in ungeradem Takt, der besonders bei den roman. Völkern beliebt war und auch noch oft in der Kunstmusik des 18. Jahrh, erscheint;
er hat eine kurze wiederkehrende [* 6] Figur als Grundbaft. Pafsade (frz.), Bewegung vorwärts beim Fechten mit dem Zwecke, die Menfur zu verengern, d. h. dem Gegner näher zu kommen, wird ausgeführt durch ein Vorsetzen des rückwärtigen Fußes bis zur Spitze des vordern als erstes und ein Vorsetzen des vor- dern Fußes als zweites Tempo.
Laufen (körperliche Be

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Galopp.In der Reitkunst bedeutet Passaglia eine Lektion der Hohen Schule (s. d.), die in mehrfacher Niederholung einen kurzen Galopp [* 11] mit einer Kurzkehrtwendung (Pirouette) verbindet. Passage (frz., spr. -ahsche), Durchgang (s. Ga- lerie), Durchfahrt;
in der Musik eine [* 6] Figur von schneller Bewegung und kürzerer Ausdehnung. [* 12]
Man unterscheidet Accordpassagen (Arpeggien) und Tonleiterpassagen. (S. auch Spinnerei.) Pafsageninftrument (spr. -ahschen-), Meri- dian i n st r u m e n t, Durchgangsinstrument, Mittagsrohr, eins der wichtigsten astron.
In- strumente, von Olaus Römer [* 13] erfunden, dient dazu, den Moment des Durchgangs eines Sterns durch den Meridian zu bestimmen. Da in diesem Moment die Sternzeit gleich der Nektascension des betreffen- deil Sterns ist, kann es sonach zur Zeitbestimmung benutzt werden.
Läßt man bei einem Meridiankreis [* 14] (s. d.) den feingeteilten Kreis [* 15] nebst den zugehörigen Mikroskopen weg, so hat man im wesentlichen ein Passaglia. In neuerer Zeit baut man namentlich kleinere Passaglia häufig mit gebrochenem Fernrohr [* 16] (f. nach- stehende [* 6] Figur).
Prismatisches Pulver -

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Prisma.In dem Würfel in Mitte der hori- zontalen Achse sitzt ein Prisma, [* 17] das die vom Objek- iv c tiv ll. lommenden Strahlen durch die hohle Achse nach dem Okular d reflektiert;
kl ist das gußeiserne Stativ, 6o die Wasserwage zum Horizontalstellen der Achse, ä ä eine Vorrichtung, durch die das Fern- rohr aus den Lagern gehoben und um 180° gedreht werden kann, endlich c ein kleiner Kreis zum Ein- stellen der Sterne.
Der durch diese Konstruktion erzielte Vorteil ist, daß das Auge [* 18] immer in gleicher Richtung durch das Fernrohr sieht;
ein Nachteil ist aber der Lichtverlust, der durch die Brechung [* 19] und Reflexion [* 20] im Prisma veranlaßt wird. Paffagere Befestigung (spr. -sasch-), s. Feld- befestigung.
Pafsagevertrag (spr. -ahschc-), s. Frachtvertrag.
Passagier (spr. -schihr, vom franz. M38HFor), Reisender, besonders ein solcher, der mit Wagen, Eisenbahn oder Dampfschiff [* 21] befördert wird. Passagieren (frz., spr. -schi-), s. Spanischer Tritt.
Passaglia (spr. -älja), Carlo, ital. Theolog, geb. 1814 zu Pieve a San Paolo bei Lucca, [* 22] trat in den Jesuitenorden, wurde 1844 Professor am (^olls^ium. I^omllnum und erwarb sich als solcher wie als Prä- sident der zur Verbreitung der Verkündigung des neuen Mariendogmas, das Passaglia 1853 in einem drei- bändigen Werke «über die unbefleckte Empfängnis» verteidigte, eingesetzten Kommission den Ruhm musterhafter Orthodoxie. Von der patriotischen Be- geisterung für die Einheit Italiens [* 23] und Cavours Ideal der freien Kirche im freien Staat ergriffen, trat Passaglia 1859 aus dem Jesuitenorden aus und for- derte in einer Flugschrift «I^ro causa iwlica aä eM- e0p08 clUkolicos» im Interesse der nationalen Eini- gung vom Papste den Verzicht auf feine weltlicke Herrschaft als eine geschichtliche Notwendigkeit. Er mußte infolgedessen aus Rom [* 24] fliehen, wurde 1861 an der Turiner Universität Professor der Moral- philosophie und setzte als Mitglied des ersten ital. Parlaments und in der von ihm 1862-66 ¶