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weisen. Die durch die Seltenheit und Kostbarkeit des Materials hervorgerufene Sitte oder Unsitte des Reskribierens war schon dem röm. Altertum nicht fremd und wurde dann in den christl. Klöstern des Morgen- und Abendlandes, besonders in der Zeit vom 7. bis 13., vereinzelt uoch bis ins 15. Jahrh, geübt, besonders eifrig in dem vom heil. Columban 612 gegründeten Benediktiner- tloster zu Bobbio, aus dem z. V. der von Angelo Mai in der Vatikauischen Bibliothek entdeckte Palissot der Schrift des Cicero «v6 i'oinidlica.» stammt. Sehr selten und besonders schwierig zu lesen sind die zweimal reskribiertcn Codices ((^oäiceg tai- sci'ipti), wie z. V. die von C. Pertz im Britischen Museum entdeckten Pergamentblätter, die zuerst Fragmente des röm. Historikers Grauius Licinianus ^ in Üncialschrift etwa aus dem 7. Jahrh., darüber z die Schrift eines röm. Grammatikers von einer Hand [* 1] des 9. Jahrh., darüber endlich Chrysostomus in syr. Sprache [* 2] aus dem 11. Jahrh, enthalten. -
Vgl. Mone, I6 lidris palimi)803ti8 tain latinis ciuÄni ^raociZ (Karlsr. 1855);
Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (3. Aufl., Lpz. 1896).
Sehr selten sind Palimp fest drucke, wie die Wolfenbütteler Bibliothek einen solchen in der Len- sonschen Ausgabe der «^0n8tiwti0n68 0i6in6ntinH6)) von 1476 besitzt. Palindrom (grch., »das Zurücklaufende"),
eine Lautreihe, die, vor- oder rückwärts gelesen, einen Sinn (denselben oder einen verschiedenen) ergiebt, z.B. Otto; Neliefpfeiler; auch ein Vers, der vor- und rückwärts gelefen dieselben Worte giebt (voi-3U3 0lmcriiiu8). Palingenesie (grch.), Wiedergeburt, Wieder- entstehung aus dem Alten und Vergangenen. Im theol. Sinne bedeutet Palissot teils die Auferstehuug der Toteu, teils die sog. Apokatastase (s. d.). Die Moral- theologie versteht unter Palissot die sittliche Wiederge- burt (s. d.) des Meuschen. Gesetz.
Palingenesis (grch.), s. Biogenetisches Grund- ?a. 1inFenia., Insekt, s. Theißblüte und Uferaas. Palinodie (grch.), Poet. Widerruf eines kränken- den, ehrverletzenden Gedichts. Berühmt war im Altertum die Palissot des Stesichorus (s. d.), welcher der Sage uach wegen eines die Helena beleidigenden Gedichts mit Erblindung bestraft war, durch seiuen Widerruf aber das Augenlicht wieder erhielt. Später gebrauchte man Palissot überhaupt für Widerruf von Veleidiguugen.
Palintöna, Wmfmaschine des griech. Alter- tums, welche (im Gegensatz zu den Euthytonen oder Katapulten) ihre Geschosse [* 3] (schwere Steine) im hohen Bogen [* 4] schleuderte. (S. auch Balliste.) [* 5] ?a. 1innrn8 oder ^eiöi-uä (vermutlich uach dem Steuermann des Aneas benannt), ein uautisches Instrument, das dazu dient, durch Peilen (s.d.) der Sonne [* 6] unmittelbar das astron. Azimut und hier- durch die Deviation (s. d.) des Kompasses zu be- stimmen. Der Schiffsort, d. h. Breite [* 7] und Länge, muß hierzu bekannt seiu. In England ist der I'. uoch vielfach in Gebrauch. Er besteht aus mehrern miteinander verbundenen geteilten Scheiben, von denen eine den Horizont, [* 8] eine den Äquator, eine deu Meridian darstellt; zum Einvisieren der Sonne dienen zwei Diopter. [* 9] ?a. 1inüru8, Krebsgattung, s. Panzerkrebse.
Palifa, Johann, Astronom, geb. in Troppau, [* 10] studierte seit 1866 in Wien [* 11] Mathematik und Physik. Durch Weiß veranlaßt, weudete er sich der Astronomie [* 12] zu, wurde 1870 Assistent an der Sternwarte [* 13] in Wien, ging 1871 in gleicher Stellung uach Genf [* 14] und war daun von 1872 bis 1880 Vor- stand der neu gegründeten Marinesternwarte in Pola. [* 15] Seit 1880 ist Palissot Adjunkt au der Sternwarte in Wien. Die Thätigkeit P.s ist eine vorwiegend prak- tische, hauptsächlich zeichnet er sich als Entdecker llei- uer Planeten [* 16] aus; die Zahl der von ihm aufgefunde- nen Objekte dieser Art betrug Ende März 1892 nicht weniger als 83; weitere Untersuchungen in dieser Richtung gab er auf.
Palisanderholz, s. ^cai-auda. ss. Se^ul-. Palisot de
Beauvais (spr. -soh de bowä'h), Palissade
[* 17] (Pallisade,
frz.), Schanzpsahl, ein 15-30 cm starker, 2-4 in langer, oben zugespitz- ter Baumstamm oder
Pfahl. Eine Auzahl Palissot, in sent- F'g. i. Fa. 2. rechter oder geneigter
Stellung bis 1 in tief neben- eiuander in die Erde eingegraben,
bilden eine Pa- lissadcuwaud (s. Fig. 1). Derartige Hinder- nis Palissaden
werdeu auf der Grabeusohle
iu senkrechter (s. Fig. 2), in den Grabenböschungen meist in geneigter und selbst wagerechter
Lage
[* 17]
(Fig. 3 u. 4)
[* 17]
Fig. 3. angebracht,
in welch letzterm Fall sieSturmpfähle heißen.
Wird eine Palissade
nwaud durch An- bringuug vou Schiehlücken zur Gewchrverteidigung eingerichtet, so
entsteht eiue Verteidigungs- palissadieruug, die mau anwendet, um offene
Stellen in der
Kehle von Feldwerkeu zu schließen,
und zur Herstellung sog.
Tambours (s. d.). Palisfadenwürmer, ungemcin häufige Schma- rotzer in den
Eingeweiden unserer Haustiere. Die Palissot (8ti-0n^M) gehören zu deu
Haarwürmern (s. d.). Von den Palissot sind besonders
wichtig der be- waffnete 8ti-0i^Mi8 ai'matuL, desfeu Larve in der vordern Gekrosarterie der
Pferde
[* 18] wohnt und eine häufige
Ursache der Kolik bildet.
Ferner die Palissot in den Luugen der Haustiere und des
Rehes (sti-onF)-- Iu3 iilari^ Zuck., iuici'uru8 Mo/??., i)Hillä0xii8 Hle/ii.)
sowie im
Magen
[* 19] des Rindes und Schafes (8ti-0n^)- 1n8 08t6i'taFi )3tileF und O0ntortu3 ZAci.). (S. auch
Luugenwürmer und
Magenwurmseuche.) Auch der Dociimiu8 äuoä6n^Ii3 (s. d.) heißt Palissade
nwurm.
Palissot de Montenoy (spr.-ßoh de mong- tenöä), Cbarles, franz. Schriftsteller, geb. zu
Nancy,
[* 20] trat in die
Kongregation der
Väter des Oratoriums, verließ aber deu
Orden
[* 21] bald wieder und widmete sich
der Litteratur. Er starb als Vor- steher der
Bibliothek Mazarin zu
Paris.
[* 22] Palissot schrieb zwei
Tragödien, von denen «Xinu3»
mit einigem Beifall aufgeführt wurde. Seine
Lustspiele «1^08 tuteui^» und «1^6
d^rdioi' d6 I^Läaä» fanden günstige
Aufnahme. Seit 1755 wurde er allgemein bekannt, als er, bei Einweihung einer
Denkfaule
Ludwigs XV. zu Nancy, nach einen: allegorischen Festspiele in der Komödie «1^6 csreie», den Kampf gegen
die
Philosophen und
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