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Orlöans (frz., spr. -äng), glatte Gewebe [* 1] mit Kette aus gezwirntem Baumwollgarn und Einschlag aus Kammgarn, welche einfarbig, meliert, moiriert, bedruckt, gerippt, gemustert, auch mit Seidenstreifen hergestellt werden. Orleans (spr. -äng).
1) Arrondifsement des mittelfranz. Depart. Loiret, hat auf 2415,72 ykm (1891) 174321 E., 14 Kantone und 10? Gemein- den. - 2) Hauptstadt des Depart. Loiret, liegt 110 km südlich von Paris, [* 2] am rechten Ufer der Loire, unter 47" 54' nördl. Br. und 1° 54' ostl. L. von Greenwich, in freundlicher, durch Gemüsebau (Spargel) berühmter, nach NO. mit dem Wald von Orléans [* 3] bedeckter Ebene, an den Linien Paris' Tours, [* 4] Orléans. - Malesherbes (64 km), Orléans-Montargis (76 1 cm), Orléans-Gien (63 Km) und Paris-Orléans-Agen der Orleans- dahn, Chartres-Orléans (76 km) der Staatsbahn und am Orlöanskanal (73 km; zur Verbindung mit dem Loing und dadurch mit der Seine), ist Sitz des Prä- fekten, des Generalkommandos des 5. Armeekorps, der 10. Infanteriedivision und der 5. Artillerie- brigade, eines Appellhofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Handelsgerichts, Schiedsgerichts, ciner Handelskammer, einer Filiale der Vank von Frankreich, eines Bischofs und eines prot.
Kon- sistoriums und hat (1891) 54270, als Gemeinde 63705 E., in Garnison das 76. Infanterieregiment, das 30. und 32. Artillerieregiment und die 5. Gen- darmerielegion. Der älteste und tiefste Teil der Stadt zeigt enge Gassen mit altertümlicher Holz- architektur, von hier führt eine schöne Brücke [* 5] (aus dem 18. Jahrh.) über die Loire zur südl. Vorstadt St. Marceau, wogegen von der Brücke nach Norden [* 6] die breite Rue Royale zum Platz Du Martroi leitet, dem Mittelpunkt der Stadt, seit 1855 mit einer bronzenen Reiterstatue der Ieanne d'Arc von Foya- tier (am Sockel 16 bronzene Reliefs von Vital Du- bray) geschmückt.
Weiter nördlich und aufwärts führt die Straße Bannier zum gleichuamigen Platz, rechts mit St. Paterne abschließend. Diese teilweise (im got. Stil des 18. Jahrh.) ueu gebaute Kirche liegt unweit des Bahnhofs und an den fchönen Boule- vards, die von hier nach Westen und nach Osten, im Bogen [* 7] die Stadt nach drei Seiten umgebend, bei- derseits bis zur Loire hinabführen. Von der Nue Royale, unweit des Platzes Du Martroi, führt öst- lich die Straße Ieanne d'Arc hinauf nach dem Domplatz, zur Kathedrale Ste. Croix, einem 148 m langen spätgot.
Bau (1601-1829), welcher eine im- poskkte reiche Facade (von Gabriel, Architekt Lud- wigs XV.) mit d'rei Portalen und zwei Türmen sowie ein fünfschiffiges, 33 m hohes Innere hat und auf der Stelle der 1567 durch die Calvinisten zer- störten Kirche steht, von der uoch die 11 Seitcn- tapellen stammen. An dem Platz ^te. Croix befindet sich auch das Rathaus (von 1530, früher Residenz, worin Franz II. starb, erneuert und erweitert 1850 -54) mit statuengeschmückter Facade und einem Bronzestandbild der Jungfrau von'O.imHofe. Vor dem Rathause ist seit 1859 das Bronzestandbild des in Orléans geborenen Rechtsgelehrten Rob. Pothier (gest. 1772) von V. Dubray.
In der Straße Ieanne d'Arc ist das Lyceum, diesem gegenüber das Bronzestand- bild der Republik von L. Roguet (1850). Dahinter ticgt das getürmte alte Rathaus (Renaissancebau von 1442 bis 1498), in welchem sich eine Sammlung von Gemälden und Skulpturen, eine naturgeschicht- liche Sammlung und das Museum Ieanne d'Arc befinden. Westlich davon ist das Historische Museum im hübschen kleinen Hotel Cabut (16. Jahrh.), das fälschlich das Hotel der Diana von Poitiers genannt wird.
In der Straße Du Tabour befindet sich das Haus der Agnes Sorel. Unweit des Flusses, west- lich der Brücke, ist Notre-Dame de Recouvrance, ein Renaissancebau zur Erinnerung an die Befreiung durch Ieanne d'Arc, mit Fresken von H. Lazerqes. Von da flußaufwärts liegt die Kirche St. Aignan (aus dem 15. Jahrh.) und weiter nordöstlich (am Boulevard St. Marc) St. Euverte (aus dem 12. und 15. Jahrh.), 1857 bedeutend restauriert. Außerdem sind noch bemerkenswert die Präfektur, ein ehema- liges Kloster, der Iustizpalast (1821-24), das Hotel de Dieu (das schönste Krankenhaus [* 8] Frankreichs) und die Getreidehalle.
Eine Pferdebahn durchschneidet die Stadt von Norden (von Les Aydes) nach Süden (Oli- vet). Orléans besitzt ein Lyceum an Stelle der 1312 von Philipp IV. gegründeten Hochschule, welche bis zur Revolution bestand, ein großes Priesterseminar, Se- minare für Lehrer und Lehrerinnen und eine Hand- werkerschule, ferner ein Krankenhaus, ein Hospital, ein Irrenhaus und ein Taubstummeninstitut, so- dann eine Bibliothek von 53000 Bünden, Museen, einen botan. Garten [* 9] und eine Gesellschaft für Wissen- schaft, Kunst und Litteratur sowie eine für Ackerbau.
Die wichtigsten Industrieanlagen sind Fabriken von Strumpfwaren, Tuchen, chem. Produkten, Weinessig, Topfwaren, Posamenten sowie Zuckerrafsinerien und Brauereien. Orléans liegt an dem von jeher wichtigen Punkte, wo die Loire der Seine am nächsten kommt und sich dann nach Westen wendet. Es bildet dadurch nicht nur einen wichtigen Knotenpunkt der Eisen- bahnen, sondern auch der Wasserstraßen, wo die Waren von Nantes [* 10] herauf und die Produkte des Innern (Steinkoblen, Eisenwaren, Salz, [* 11] Wolle, Ge- treide, Obst, Wein, Branntwein, Farbekrüutcr u.s.w.) herabkommen.
Vei O.ist die Loire durch lange Dämme eingeengt, um das Fahrwasser zu vertiefen. aber damals Cenabum (Genabum); es war durch die Versammlungen der Druiden ein religiöser Mittel- punkt der gallischen Kelten. Hier brach 52 v. Chr. der große Aufstand gegen Cäsar los. Kaiser Aure- lian gab der Stadt den Beinamen ()iviw8 ^ureiiani, woraus Orléans entstanden ist. Unter Chlodwig wurde in Orléans das erste nationale Konzil abgehalten, unter Chlodomir wurde es Mittelpunkt eines ueuen mero- wing. Teilreichs. Unter den letzten Karolingern gehörte Orléans schon zum Zausbesitz der Kapetiuger. 1309 wurde hier eine Universität gegründet. Unter den Valois wurde Orléans die Hauptstadt der fast selb- ständigen Seitenlinie der Herzöge von Orléans. Es bildete einen Damm gegen die siegreichen Engländer und war 1428 das beste Vollwerk der Franzosen, wäre aber doch erobert worden, wenn Ieanne d'Arc (s.d.) nicht im Mai 1429 die Stadt entsetzt hätte. - In den Hugenottcnkriegen war Orléans ein Stützpunkt der Reformierten; das Edikt von Orléans (1561) gewährte ihnen Religionsfreiheit. 1563 wurde Orléans von Franz von Guise belagert, der dabei ermordet wurde. Im Sept. 1792 wurden auch in Orléans Greuel der Jako- biner gegen die Gefangenen begangen. Als die Franzosen während des Deutsch-Fran- zösischen Krieges von 1870 und 1871 ansingen, eine neue Feldarmee an der mittlern Loire zu bilden, 41* ¶