617 Greenwich vereinigen, worauf der Gesamtstrom eine westl.
Richtung annimmt. Der Nu Garib oder Oranjefluß entspringt am Kathkin
Pik in etwa 3160 m Höhe, bewässert das Basutoland und bildet zu einem großen
Teile seines Laufs die Grenze zwischen dem
Oranje-Freistaat und der
Kapkolonie. Sein bedeutendster rechtsseitiger Zufluß, der
Caledon oder Mogokara,
bildet in der obern Hälfte seines Laufs die Grenze zwischen dem brit. Basutoland und dem
Oranje-Freistaat. Der
Vaal (auch
Likwa genannt), der im Distrikt Ermelo entspringt, trennt den
Oranje-Freistaat von der
Südafrikanischen Republik und nimmt
rechts den Mooi und den Haartsfluß auf.
Der vereinigte Oranjefluß durchzieht als Nordgrenze der
Kapkolonie das Hottentottenland in bedeutenden
Krümmungen
und mündet unter 28°38' südl.
Br. in den Atlantischen Ocean. Seine periodischen Zuflüsse sind von Norden
[* 1] der Hygap oder
Molopo mit dem
Kuruman und Nosob, und der
Aub oder
Große Fischfluß, von
Süden aus der
Kapkolonie der Ongars und der 270 km
lange Hartebeest. Zwischen den Mündungen des Hartebeest und des Hygap bildet der Oranjefluß 46 m
hohe Wasserfälle, die Anghrabies.
Westlich von der
Vereinigung seiner Quellarme hat er schon die
Breite
[* 2] des Rheins bei
Düsseldorf,
[* 3] in seinem untersten Laufe
während der Regenzeit die
Breite von 5 km. Seine Wassermenge ist so gering, daß er den größten
Teil des Jahres hindurch an den meisten
Stellen zu Fuß durchwatet und ungeachtet der großen Länge seines Laufs nirgends
für die Schiffahrt tauglich gemacht werden kann. Seine nur etwa 1220 m breite Mündung wird durch eine Sandbank derart geschlossen,
daß in der trocknen Jahreszeit nicht einmal ein Kanu darin einlaufen kann. Kurz
vor der Mündung bildet
der durch die vorliegende Sandbank aufgestaute
Strom einen seichten Süßwassersee. Die in allen diesen
TeilenAfrikas plötzlich
und mit ungemeiner Heftigkeit eintretenden Gewitterregen bewirken oft ein Steigen des
Stroms von 6 bis 10 m über den gewöhnlichen
Wasserstand. (S.Karte:
Kapkolonien.)
ein von holländ. Kolonisten (Boeren) im
Binnenlande von Südafrika
[* 4] gegründete Republik, geschieden
im N. durch den
Vaal von der
Südafrikanischen Republik, im O. durch das Drakengebirge von der brit.
KolonieNatal, im SO. durch
den
Oranjefluß von der
Kapkolonie, grenzt im
W. an Westgriqualand und hat 131070 qkm. (S. Karte:
Kapkolonien.)
Das Land liegt im Durchschnitt 1300–1400 m ü.d.M. und besteht aus wellenförmigen baum- und buschlosen Ebenen, welche
sich von den
Drakenbergen und deren Nebenzweig, den Malutibergen in Basutoland, gegen NW. abdachen.
Wald findet sich fast nur an den
Flüssen. Die letztern gehören alle zum Gebiete des Oranje-, desCaledon-
und Vaalflusses.
Das Klima ist sehr gesund für Europäer, der Winter (von April bis Ende
August) ziemlich kalt, der
Sommer
reich an heftigen Gewittern; lange anhaltende Dürren kommen häufig vor. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 16,2° C. Wilde
Tiere werden selten angetroffen; nur
Antilopen werden noch gejagt. Die Straußenzucht (1461
Stück) lieferte in
den letzten Jahren
günstige Resultate.
Während der östl.
Teil ungemein günstig für den Getreidebau erscheint, eignet sich das übrige Land vorzüglich zur Schaf-
und auch Rinder- und Pferdezucht.
[* 5] Oranje-Freistaat besaß (1890) 6,6 Mill. Schafe,
[* 6] 900000 Rinder
[* 7] und 249000
Pferde.
[* 8] Farmen bestehen 6000 mit
24,6 Mill.
Acres, wovon 250600 unter Anbau stehen. Diamanten wurden (1893) 209653
Karat im Werte von 414179
Pfd. St. gewonnen; auch
Gold
[* 9] und
Steinkohlen sind vorhanden.
Der Handel geht über
Kapland und
Natal, Schafwolle ist der wichtigste
Artikel.
Eingeführt werden meist engl. Waren. Mit der
Kapkolonie und Basutoland bildet der Oranje-Freistaat die südafrik. Zollunion. Die Wege sind
gut; das
Eisenbahnnetz (Colesberg-Pretoria, Harrismith-Grenze von
Natal) hatte eine Länge von etwa 1000 km; neue
Linien sind im
Bau.
Die Bevölkerung beträgt (1890) 77716 E., außerdem 129787 Eingeborene. Die Einwanderung aus England und
Deutschland
[* 10] steigt. Die holländ.-reform.
Kirche herrscht vor, doch sind auch alle engl. Sekten vertreten.
Es giebt 149 Regierungs- und 53 Privatschulen.
Grey College in
Bloemfontein bereitet auf die
Universität in
Kapstadt
[* 11] vor. Jeder Waffenfähige von 16 bis 60 Jahren kann zum
Dienst einberufen werden. Das Land zerfällt in 19 Distrikte. Der Volksraad mit 58 Mitgliedern ist gesetzgebende Körperschaft.
Der Präsident wird vom
Volke auf 5 Jahre gewählt. –
Das Wappen ist ein silberner Schild,
[* 12] belegt mit
drei blauen Hifthörnern; im Schild eine weiße Scheibe mit einem
Baum, rechts davon eine Viehherde, links ein Löwe; unter
dem
Baum auf grünem
Boden ein Lastwagen. Landesfarben sind: Orange,
Weiß.
Geschichte. Als gegen 1840 die Übermacht der Engländer in
Natal, wohin die
Boers aus der
Kapkolonie wenige
Jahre vorher eingewandert waren, drückender wurde (s.
Natal), zog ein
Teil der holländ. Kolonisten über die
Drakenberge zurück
und gründete 1842 unter Moke den Freistaat am
Oranjefluß. Die Engländer ließen ihnen auch dort keine Ruhe; sie annektierten 1847 das
Land und schlugen die gegen diesen Gewaltakt sich empörenden
Boers bei Boomplaats aufs Haupt.
Die unausgesetzten, unvermeidlichen und kostspieligen Kämpfe der engl. Regierung mit den Eingeborenen
und die Armseligkeit der Erträgnisse des wenig versprechenden
Landes bewogen England schon 1854, die Herrschaft über den
Oranje-Freistaat wieder aufzugeben und ihn als selbständige Republik anzuerkennen. Unter nichtigem
Vorwand reklamierte England 1871 dasjenige
Stück Land, in dem die ersten Diamantfunde gemacht worden, die Umgebung von dem
jetzigen
Kimberley, und schlug es zu Westgriqualand; infolge heftiger
Proteste mußte es sich bequemen, dem Oranje-Freistaat dafür eine
Entschädigung von 2 Mill. M. zu zahlen. Der
Einfall Dr. Jamesons in die
Südafrikanische Republik
[* 13] wurde
der
Anlaß zu einem
Bündnis mit diesem
Lande (April 1896), das von dem im Febr. 1896 neu gewählten Präsidenten Steijn abgeschlossen
wurde. –