Für neu hinzutretende Bahnstrecken wird der von der Gesellschaft zu entrichtende
Pachtzins besonders vereinbart, derselbe
darf jedoch nicht unter 1000
Fl. pro
Kilometer betragen. Der Überschuß über 4 Proz. des Jahresgewinns wird zwischen
Staat
und Gesellschaft zu gleichen
Teilen geteilt, bis der Anteil der Gesellschaft 6½ Proz. ihres
Kapitals beträgt.
Von einem hiernach noch verbleibenden Überschuß fallen vier Fünftel an den
Staat und ein Fünftel an die Gesellschaft.
Sollte letztere dagegen infolge von Kriegsereignissen weniger als 4 Proz. Reingewinn erzielen,
so wird der daran fehlende Betrag vom
Staate zugezahlt.
In dem mit der
Holländischen Eisenbahngesellschaft ebenfalls vereinbarten
Vertrag sind ähnliche Bestimmungen getroffen; der jährliche
Pachtzins für die bereits im Betriebe gewesenen
Staatsbahnstrecken beträgt 550000
Fl.
Außer der Gesellschaft für den Betrieb der Staatsbahnen
[* 1] und der
Holländischen Eisenbahngesellschaft
besteht noch eine größere Anzahl von Gesellschaften, wie Übersicht A auf S. 337 ergiebt; Übersicht B ergiebt die Betriebsverhältnisse
der vier größern Gesellschaften im J. 1894.
Auf sämtlichen
[* 2] niederländische Eisenbahnen (einschließlich der auf fremden Gebieten liegenden
Strecken 1894 im Durchschnitt = 3689 km lang) waren
an
Betriebsmitteln (Anfang 1895) vorhanden: 1039
Lokomotiven einschließlich Tenderlokomotiven, 2543 Personenwagen, 6897 bedeckte
und 12590 offene Lastwagen. Zur
Beförderung gelangten (1894) 33215190
Personen, 34628 tGepäck, 13468223
t
Güter und 602838 t Dienstgut, außerdem
Tiere, Equipagen u. s. w. Die Einnahmen betrugen aus dem Personenverkehr 18886884
Fl., aus dem Gepäckverkehr 416647
Fl. und aus dem Güterverkehr 19597384
Fl.
Außerdem waren (Ende 1894) 51 Trambahnunternehmungen mit 1092 km vorhanden, darunter 24 Dampftramlinien (475 km), 20 Pferdebahnen
(201 km) und 7 Unternehmungen (416 km) mit Pferde-und Lokomotivbetrieb. Doppelgleisig waren 107 km.
–
Vgl.
Claus, Die Neuordnung des Eisenbahnwesens im Königreich der
Niederlande
[* 3] (im
«Archiv für Eisenbahnwesen», Berl. 1892,
1896).
[* 2]Komödianten, s.
Englische Komödianten. ^[= Bezeichnung von wandernden Schauspielertruppen, die gegen den Ausgang des 16. Jahrh. (1586 urkundlic ...]
[* 4]
[* 2]Kunst, diejenige Kunst, welche sich in den
Niederlanden
(Belgien
[* 5] und
Holland) selbständig neben der
deutschen und franz. Kunst entwickelte. (Hierzu die
Tafeln: Niederländische Kunst Ⅰ‒Ⅶ. – Taf. Ⅰ‒Ⅱ:
Baukunst.
[* 6] Taf. Ⅲ‒Ⅳ:
Bildnerei. Taf. Ⅴ‒Ⅶ: Malerei.)
I.
Baukunst. Aus der Zeit der Karolinger ist von Baudenkmälern, außer den spärlichen Resten in den
Anlagen des Valkhofs
bei Nimwegen,
[* 7] fast nichts mehr vorhanden und selbst die Epoche des roman.
Stils ist nur durch einzelne
Teile von
Gebäuden, wie das
Mittel- und Kreuzschiff der
Kathedrale in
Tournai, vertreten. Im 13. Jahrh.
verbreitete sich von
Frankreich aus der got.
Stil nach den
Niederlanden, erlitt aber hier manche Umbildungen. Es entstanden
Gebäude, welche die Gedrungenheit und Massigkeit des vorgot.
Das
Äußere der damals erbauten
Kirchen macht in seiner Gesamtwirkung den Eindruck des Nüchternen und
Schwerfälligen. Die einzigen Prachtthüren, die schon im 13. Jahrh. mit
Statuen verziert wurden, sind das Seitenportal der
Servatiuskirche in Maastricht
[* 18] (s.
Taf. Ⅲ,
[* 19]
Fig. 1), die
Portale der Liebfrauenkirche in Dinant und der Kollegiatkirche in
Huy, und nur der
Chor der
Kathedrale in
Tournai (um 1260 begonnen) zeigt den got.
Stil in voller Schönheit.
Von der Einfachheit des Äußern sticht die Pracht des weit und geräumig gestalteten Innern auffallend ab. Die Peterskirche
in
Leiden (1315 erbaut) gilt als die schönste
KircheHollands im reichen got.
Stil, der in der 1341‒1409 erbauten Wallfahrtskirche
Notre-Dame zu
Hall
[* 20] beiBrüssel den Höhepunkt zierlicher und prächtiger Durchbildung erreicht. In derselben
Zeit entstanden eine Reihe mächtiger
Kathedralen: St. Rombaut in Mecheln
[* 21] (1312 vollendet),
Notre-Dame in
Antwerpen (seit 1352),
der größte got.
Dom in den
Niederlanden, von malerisch wirkungsvoller Innenperspektive (s.
Taf. Ⅰ,
[* 19]
Fig. 1), die Peterskirche
in Löwen
[* 22] (1452‒97),
Ste. Waudru zu
Mons
[* 23] (seit 1450).
Endlich erhielten auch die
DomeSte. Gudule zu
Brüssel,
St. Martin zu
Ypern und St.
Jean zu
Herzogenbusch, deren
Inneres vorher in sehr ernstem
Stil durchgeführt war, jetzt eine glänzende
Ausstattung. Eine besonders durch ihr reich verziertes
Innere hervorragende
Kirche spätgot.
Stils ist die Jakobskirche zuLüttich
[* 24] (s.
Taf. Ⅰ,
[* 19]
Fig. 2), die ihre jetzige Gestalt 1513‒38 erhielt. ^[]
Die mit dem Wohlstand und
Gemeingeist gesteigerte Baulust bewirkte dann in den großen Stadtgemeinden auch eine reiche Ausbildung
der für allgemeine Zwecke und auf allgemeine Kosten errichteten städtischen Baudenkmale. Stattliche Burgtürme (s.
Bergfried) sind noch in Gent, Nieuport,
Aelst und an andern Orten vorhanden; mit denselben verband man
häufig die für die Ordnung und Bequemlichkeit des gewerb- und handeltreibenden Gemeinwesens dienenden
«Hallen», die im 14. Jahrh.
in großartiger
Weise, aber ohne besondern Schmuck aufgeführt wurden. Hervorragende
Beispiele solcher
Verbindung von Kaufhaus
und Wachtturm sind die 1304 vollendete Tuchhalle zu
Ypern (s.
Taf. Ⅰ,
[* 19]
Fig. 3) und die
Hallen zu
Brügge
(Ende des 14. Jahrh.). Alleinstehende
Hallen aus derselben Zeit finden sich in Löwen, Mecheln, Gent und
Antwerpen.
Aufs glänzendste offenbart sich jedoch die Vorliebe für bürgerliche Prachtbauten zur Zeit der
Gotik in den Stadt- oder Rathäusern
(Hôtels de ville). Hierher gehören: das 1377 gegründete
Stadthaus in
Brügge, das im Anfang des 15. Jahrh.
begonnene Rathaus zu
Brüssel (s.
Tafel: Rathäuser Ⅰ,
[* 19]
Fig. 5), eins der größten und schönsten seiner Art in den
Niederlanden;
das 1447‒63 erbaute Rathaus zu Löwen (s.
Tafel: Niederländische Kunst Ⅱ,
[* 19]
Fig. 3), einMuster des
prächtigen spätgot.
Stils; ferner die Rathäuser zu Gent (Nordfaçade 1518‒33), Middelburg und Oudenaarde. Das schöne
Rathaus in
Leiden wurde 1596 vollendet. Seit dem 16. Jahrh. begann in den
Niederlanden die Renaissance
Boden zu
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