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strichen und lebte nun zurückgezogen und in ungünstigen Verhältnissen in Paris, [* 1] wo die konservativen Sektionen den Konvent bedrohten.
Dieser ernannte Napoleon I zum Gehilfen Barras' und übertrug ihm die Leitung der Verteidigung. Napoleon I schlug am 13. Vendémiaire den Ausstand mit schonungsloser Energie nieder und wurde 16. Okt. zum Divisionsgeneral und 26. Okt. zum Oberbefehlshaber der Armee des Innern ernannt. Am vermählte er sich mit Josephine (s. d.), der Witwe des Generals Beauharnais, die ihm zwei Stiefkinder, Eugen (s. Leuchtenberg) und Hortense (s. d.), zubrachte;
die Ehe blieb kinderlos. Bereits hatte Napoleon I durch den Einfluß der Direktoren Carnot und Barras den Oberbefehl über die Armee von Italien [* 2] erhalten, und 12. März ging er von Paris dahin ab. Er fand das Heer in dem traurigsten Zustande, trotzdem drängte er durch einige glückliche Gefechte bei Montenotte, Millesimo u. s. w. (11. bis 15. April) die Österreicher bis an den Po zurück. Die Sardinier wurden bei Ceva und Mondovì (20. und 21. April) geschlagen und 14. Mai zog Napoleon I siegreich in Mailand [* 3] ein. Binnen wenigen Wochen war die ganze Lombardei bis zur Etsch erobert, und die Österreicher sahen sich in Mantua [* 4] eingeschlossen. (S. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 190 b fg.) Napoleon I schaltete nach diesen Erfolgen als unumschränkter Gebieter und kümmerte sich wenig um die Weisungen der Regierung in Paris.
Auf eigene Hand [* 5] schloß er Verträge, erhob Kontributionen und organisierte die Verwaltung, wie es ihm gutdünkte.
Alle Versuche der Österreicher, Mantua zu entsetzen, mißlangen, so daß die Stadt kapitulieren mußte.
Damit war die Eroberung der Lombardei vollendet, und die zweideutige Haltung des Papstes gab Vorwand zum Einmarsch in den Kirchenstaat und zu dem Vertrag von Tolentino
Napoleon I ergriff sodann die Offensive gegen Österreich, [* 6] das ihm den Erzherzog Karl entgegenstellte.
Aber dieser konnte nicht hindern, daß Napoleon I in Istrien, [* 7] Kärnten, Steiermark [* 8] vordrang und 5. April Judenburg besetzte, worauf das Wiener Kabinett die Friedenspräliminarien zu Leoben 18. April abschloß, denen 17. Okt. der Friede von Campo-Formio (s. d.) folgte. Am traf Napoleon I wieder in Paris ein.
Hier hatte inzwischen am 18. Fructidor der Staatsstreich der radikalen Direktoren gegen die konservative Mehrheit der Kammer stattgefunden, wobei Napoleon I im Sinne der Radikalen durch Enthüllungen über Pichegru mitgewirkt hatte.
Jetzt sah das Direktorium mit Eifersucht auf den populären und eigenwilligen General und bot alles auf, um ihn wieder von Paris zu entfernen. Er erhielt den Oberbefehl über die sog. Armee von England, die an den Ufern des Kanals zusammengezogen wurde und die brit. Inseln mit einer Landung bedrohte. Napoleon I erkannte bald die Unausführbarkeit des Unternehmens und entwarf den abenteuerlichen Plan zu einer Expedition nach dem Orient, worauf die Direktorialregierung bereitwillig einging. Am landete Napoleon I bei Alexandria in Ägypten, [* 9] wo er wichtige Erfolge errang. (S. Ägyptische Expedition der Franzosen.) Unterdessen hatte in Europa [* 10] der Krieg zwischen Frankreich und der zweiten Koalition begonnen, und das Kriegsglück war den franz. Waffen [* 11] untreu geworden.
Infolgedessen entschloß sich Napoleon I zur Heimkehr, übergab den Oberbefehl in Ägypten an General Kleber und schiffte sich 22. Aug. mit etwa 500 Begleitern ein. Am landete er zu Fréjus und traf 16. Okt. wieder in Paris ein.
Nachdem er sich mit Sieyès und den einflußreichsten Generalen verständigt hatte, stürzte er durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire die Direktorialregierung.
Von diesem Tage an war Napoleon I der anerkannte Gebieter Frankreichs.
Die neue Konstitution, die man nach seinen Wünschen entwarf, trat bereits in Kraft [* 12] und ward nachträglich durch eine allgemeine Volksabstimmung mit mehr als drei Mill. Stimmen bestätigt.
Demnach erhielt er unter dem Titel eines Ersten Konsuls auf zehn Jahre die volle monarchische Gewalt, während seine beiden Nebenkonsuln nur eine beratende Stimme hatten.
Auch verlegte er seine Wohnung alsbald in den Palast der Tuilerien und hielt hier einen glänzenden Hof. [* 13]
Die Emigrantenliste wurde geschlossen, und fast neun Zehnteile der Ausgewanderten durften zurückkehren.
Während der nächsten Jahre sah sich Napoleon I durch Verschwörungen und Attentate bedroht, die teils von den Republikanern, teils von den Royalisten angestiftet wurden. Seine erste Sorge richtete Napoleon I dahin, das militär. und polit.
Übergewicht Frankreichs wiederherzustellen. Im Mai 1800 zog er mit einem Heer über den Großen St. Bernhard, griff die Österreicher bei Marengo [* 14] (s. d.) im Rücken an und erfocht 14. Juni einen entscheidenden Sieg.
Die Österreicher mußten hierauf gemäß der Konvention von Alessandria 15. Juni hinter den Mincio zurückgehen, und die Cisalpinische Republik trat wieder ins Leben. Napoleon I kehrte 3. Juli nach Paris zurück. Da die Franzosen auch in Deutschland [* 15] glücklich kämpften, so mußte sich das Wiener Kabinett zum Frieden von Lunéville (s. d.) bequemen, wodurch in Deutschland der Rhein, in Italien die Etsch als Grenze festgesetzt wurden.
Piemont ward nunmehr (April 1801) der franz. Republik einverleibt.
Schon vorher hatte Napoleon I das von den Franzosen besetzte Großherzogtum Toscana unter dem Namen eines Königreichs Etrurien an den Infanten Ludwig von Parma [* 16] verliehen wogegen Parma unter franz. Herrschaft kam.
Demnächst gelang es ihm, mit Rußland ein freundschaftliches Verhältnis herzustellen, und beide Mächte im Einverständnis übten den entscheidenden Einfluß in Deutschland, das unter franz. und russ. Vermittelung durch den Reichsdeputationshauptschluß (s. d.) neu geordnet wurde.
Mit England schloß Napoleon I den Frieden zu Amiens [* 17]
desgleichen wurde der Krieg mit der Türkei [* 18] beendigt, nachdem inzwischen die Franzosen Ägypten geräumt hatten. So war der allgemeine Weltfriede wiederhergestellt.
Nicht minder wichtig und erfolgreich war die Thätigkeit des Ersten Konsuls im Innern.
Die Verwaltung ward organisiert, indem an die Stelle der gewählten Municipalitäten eine von oben her ernannte, in strengster Subordination gehaltene Bureaukratie (Präfekten, Unterpräfekten, Maires) eintrat.
Die Steuererhebung ward neu geregelt und zur Hebung [* 19] des Kredits eine Amortisationskasse und die Bank von Frankreich gegründet.
Eine strenge und gewandte Polizei unter Fouché überwachte die Presse [* 20] und die Parteien.
Durch das Konkordat vom wurde die kath. Kirche mit 9 Erzbischöfen und 41 Bischöfen wiederhergestellt;
doch mußte sie auf ihre in der Revolution eingezogenen Güter verzichten, wogegen der Staat die ¶