forlaufend
101
Muschelsch
ieber, s. Dampfmaschine.
[* 1]
Muschelseide (I^ana penna), Vyssus, eine in geringer Menge verarbeitete Gespinstfaser von grün- lichblonder bis olivenbrauner Farbe, die im Glanz der Seide [* 2] gleichkommt, in der Feinheit und Länge der Fasern dieselbe aber nicht erreicht.
Dieselbe ent- stammt der Steckmuschel (?innH nodiliZ ^.), die an der Küste des Mittelländischen Meers gesammelt wird.
Die Faser bildet einen Bart von 4 bis 6 cm Länge, der abgelöst und gereinigt, hierauf getrocknet und mittels der Handspindel zu Garn gesponnen wird.
Man fertigt daraus auf dem Webstuhl [* 3] Tücher und andere Gewebe [* 4] von geringer Breite, [* 5] die man ungefärbt (naturfarbig) verwendet. Muschelsilber, s. Muschelgold.
Muscheltiere, s. Muscheln. [* 6] Mufchelvergiftung. Verschiedene Weichtiere können unter gewissen Umständen giftige Eigen- schaften annehmen und dann durch ihren Genuß Ver- giftungen hervorrufen, deren Symptome .,, in vieler Zinsicht den durch das sog. Fischgift (s. d.) erzeugten ähneln.
Die Fälle von Musen [* 7] betreffen aus der Klasse der Gastropoden vornehmlich die große Weinbergschnecke, Helix pom^tia. !., die sich mitunter von giftigen Pflan- zen (Tollkirsche, Wolfsmilch u. a.) nährt und dann giftig wirkt, und die gemeine Uferschnecke, I.itorinii litorsH ^.;
aus der Klasse der Lamellibranchiaten ge- hören hierher die eßbare Miesmuschel, N)'tiki8 eäu1i8 ^., die häufig Masjen- erkrankungen verursacht hat, die ge- wöhnliche Auster, [* 8] Ostrea, eäulig ^., die bisweilen während der Laichzeit lvon Mai bis Juli) gesundheitsschädlich ist (Austernvergiftung), einche Arten der nahe verwandten Gattung ^non^a, ferner (^r- dium oäuls 1^., sowie Oonax cisnticn^tH ^,. und (^- prasa, ti^rig _l., welche letztern in Ostindien [* 9] und im Kapland zu Zeiten als giftig gelten. Über die chemische Natur des Muschelgiftes haben Salkowski und Brieger eingehende Unter- suchungen angestellt und gefunden, daß dasselbe nicht erst bei der Fäulnis entsteht, sondern bereits in den lebenden Muscheln nachgewiesen werden kann und vorzugsweise in der Leber der Muschel aufge- speichert ist. Nach Brieger ist das specifisch curare- ähnliche Gift der Miesmuscheln, das Mytilotoxin, eine schwer darstellbare, widerlich riechende, den Leichcnalkaloiden verwandte Base, welche mit Gold- chlorid mikroskopische Würfel von der Zusammen- setzung ^Ai4^0^u0i4 bildet. Das Gift findet sich nur bei Tieren, welche in stagnierendem, verun- reinigtem Wasser leben, wogegen die auf klarem, sandigem Grund in freier See gezüchteten oder ge- fangenen Muscheln völlig unschädlich sind. Nach Virchow und Salkowski lassen sich giftige und ungiftige Muscheln sehr gut unterscheiden, wenn man sie in Alkohol legt; die giftigen färben den Alkohol stark goldgelb, die ungiftigen nur ganz un- merklich. Erhitzt man diese Lösungen im Reagens- gläschen mit einigen Tropfen reiner Salpetersäure, so erscheinen die giftigen Lösungen grasgrün, die ungiftigen aber nur schwach gefärbt, fast farblos. Muschelwächter, s. Krabben. sstande. Muschik (Mushik, russ.), Mann vom Bauern- Muschikongo, Negerstamm in Angola (s. d.). Muschir, türk. Titel, s. Wesir und Pascha. NInso!, s. Moose; [* 10]
N. tronäoFi, s. Laubmoose; M IiopiUlci, s. Lebermoose.
NIn"ozo2.pia2.s, Fliegenschnäpper, eine aus 44 Gattungen und gegen 300 Arten bestehende, meist südl. Gegenden, aber überhaupt nur die Alte Welt und die austral.
Region bis Neuseeland bewohnende Familie kleiner, munterer, zänkischer Singvögel mit lockerm, fast seidenartigem Gefieder, hakig übergebogenem, sonst geradem Schnabel, der hinter der Spitze eine Kerbe hat, abgerundeten Flü- geln, deren dritte und vierte Schwinge die längsten sind, und meist einfachen Farben.
Sie nähren sich meist von Insekten, [* 11] die sie, von einem Aste auf sie losschießend, geschickt im Fluge haschen, fressen aber auch Würmer, [* 12] Schnecken [* 13] und im Notfall Beeren. Sie kommen nach Mitteleuropa im Frühjahr und ziehen im Herbst, gehen bis nach Schweden [* 14] hinauf, bauen ihr Nest auf Bäume, in Mauer- und Ast- löcher.
Unter den vier Arten, die nach Deutschland [* 15] Fig. 1. [* 16] Fig. 2. kommen, ist der gefleckte Fliegenschnäpper (NnzcickM ^i-isola ^., s. Fig. 1), etwa von Sper- lingsgröße, der bekannteste. Er ist oben mausgrau, unten schmutzigweih, auf Scheitel und Bauch [* 17] mit schwarzen und braunen Flecken.
Ferner gehört hier- her der Halsbandfliegenschnäpper (NuLci- capa. coliariZ Ze/ist., s. Fig. 2), ein zierliches, schwarz und weiß gefärbtes Vögelchen.
NIusoiÄas, s. Gemeinfliegen.
Nlusoiuvae, s. Moose. Muscogee (spr. -gih), Ort im Indianerterri- torium ls. d.);
Musen, Muscogulgee oder Mus- kogee, Indianerstamm, s. Creek. Mwsoüii (lat.), die Muskeln [* 18] (s. d.). Muscülus, Wolfgang, eigentlich Müslin oder Meuslin, Mitbegründer der Reformation, geb. zu Dieuze in Lothringen, trat 1512 in das Venediktinerkloster zu Lirheim.
Durch die Schriften Lutbers für die Reformation gewonnen, verlieh Musen 1527 das Kloster, wurde am Straß- burger Münster [* 19] Diakonus, 1531 Prediger in Augs- burg, wo er erfolgreich für die Durchführung der Reformation thätig war, und richtete 1544 das evang. Kirchcnwesen zu Donauwörth ein. 1548 flüchtete Musen nach der Schweiz, [* 20] wo er als Pro- fessor der Theologie in Bern [* 21] starb. Er schrieb be- sonders die «I^oci coiuiiiuiisZ» iVas. 1554 u. ö.). -
Vgl. L. Grote, Wolfgang Musen (Hamb. 1855).
Museen, Mehrzahl von Mufeum (s. d.). Muselman, s. Muslim. Musen, weibliche Gestalten der griech. Mytho- logie. Homer und die Älteste Dichtung überhaupt ¶