Haumeindelande zu und man erhält das nötige
Gleichgewicht
[* 1] zwischen
Rechten und Lasten durch periodische, in der Regel alle 15 Jahre
erfolgende Neuverteilung. Der russ. Gemeinbesitz am
Lande blieb unberührt durch die Aufhebung der
Leibeigenschaft. Seitdem
aber das Gesetz von 1861 den Gemeinden die
Ablösung der
Kopfsteuer (durch
Zahlung eines jährlichen höhern
Betrages) ermöglicht hat und der alte patriarchalische Familienverband sich zu lockern beginnt, macht sich das Bestreben
immer mehr geltend, für die Anteile der
Bauern am
Boden eigentumsähnliche erbliche
Rechte zu begründen, den Gemeinden aber
nur ein gewisses Aufsichtsrecht vorzubehalten, ähnlich demjenigen der alten deutschen Dorfgemeinden. –
(spr. -boh),HonoréGabriel Riqueti,
Graf, franz. Politiker, geb. zu
Bignon bei
Nemours, stammte aus eiuer angeblich im 13. Jahrh. aus
Florenz
[* 3] nach
Frankreich eingewanderten Familie Riqueti, wahrscheinlicher
einer provençalischen Kaufmannsfamilie, die im 16. Jahrh. die später zum Marquisat erhobene
Herrschaft in der Provence erwarb. Sein
Vater, Victor Riqueti, Marquis de Mirabeau (geb. gest.
hing dem Physiokratischen
System an und schrieb in diesem
Sinne eine Menge Werke, von denen vor allem der «Ami des hommes»
(5 Bde., Par. 1755)
Anerkennung fand.
Ungeachtet seiner philanthropischen Bestrebungen übte der Marquis in seiner Familie ein hartes Regiment. Honoré
Mirabeau war der zweite Sohn. Er kam, daheim falsch behandelt und verwahrlost, 1764 nach
Paris
[* 4] in ein strenges Militärpensionat
und trat 17jährig als
Lieutenant in das Kavallerieregiment
Berry. Sein wildes Leben hatte jedoch zur Folge, daß ihn der
Vater 1768 auf
die
Insel Ré gefangen setzen ließ, und erst nach sechs
Monaten erhielt Mirabeau die Erlaubnis, nach Corsica
[* 5] zur franz.
Legion abzugehen. Da ihm der
Vater aber die
Mittel für die militär.
Carriere verweigerte, verließ er 1770 als Hauptmann
den Dienst und ging auf ein Familiengut in
Limousin. Im Juni 1772 heiratete er, um sich seiner Schulden zu entledigen, die
Tochter des reichen Marquis von Marignane.
Sein Schwiegervater verstand sich aber nur zu einem geringen Jahrgeld; Mirabeau sah sich bald zu
Grunde gerichtet und im Mai 1773 durch
einen Haftbrief in die kleine Stadt Manosque verwiesen.
Weil er sein Exil brach, ließ ihn der
Vater 1774 auf das Schloß If
und von da im Mai 1775 auf das
Fort Joux bei Pontarlier bringen. Seine Gattin, die er dringend rief, folgte ihm nicht dahin,
und Mirabeau trat mit der schönen
Sophie de Ruffey, der 24jährigen Gattin des alten Marquis von Monnier, in ein Liebesverhältnis,
das eine neue Haft
M.s in Dijon
[* 6] zur Folge hatte.
Von hier entfloh er in die
Schweiz,
[* 7] von da mit
Sophie vereint nach
Holland, wo er sich im Okt. 1776 zu
Amsterdam
[* 8] unter dem
Namen
Mathieu niederließ und den
«Rat an die Hessen
[* 9] und andere an England verkaufte deutsche
Völker»,
d. i. ihren Herren lieber
den Gehorsam zu kündigen als sich zu Schergen der Tyrannei zu erniedrigen, den «Essai
sur le despotisme» und Schmähschriften gegen seinen
Vater veröffentlichte. Inzwischen sprach das Gericht zu Pontarlier das
Todesurteil über den Entführer aus, und das Parlament zu
Besançon
[* 10] ließ es in effigie vollziehen, während der
Vater die
Auslieferung desSohnes betrieb.
In der That wurde Mirabeau zu
Amsterdam mit
Sophie verhaftet und auf den Donjon zu Vincennes, seine Geliebte aber in ein
Kloster zu Gien gebracht. In seiner harten Gefangenschaft, die 42
Monate dauerte, schrieb er, wie stets die
Schriften anderer
plündernd, aber das fremde Gut durch Schwung und Leidenschaft umschmelzend, den glänzenden Essay «Des
lettres de cachet et des prisons d’État» (2 Bde., Hamb.
1782). Seine ebendort geschriebenen, von Leidenschaft erfüllten
Briefe an
Sophie veröffentlichte Manuel u. d. T. «Lettres
originales de Mirabeau, écrites du donjon de Vincennes» (4 Bde.,
Par. 1792 u. ö.), nicht ohne eigenmächtig dabei zu
verfahren.
Hier in Vincennes schulte sich
M.s reicher
Geist. Erst nachdem sein von der rechtmäßigen Gattin geborener Sohn gestorben
lvar, erhielt Mirabeau die
Freiheit, Im Sept. 1782 bewirkte er mit genialer Keckheit zu Pontarlier die Aufhebung des
gegen ihn und
Sophie ergangenen
Urteils. Hierauf versuchte er vergebens eine
Annäherung an seine Gattin;
er machte deshalb einen Prozeß anhängig, den er aber verlor (1783). In Gesellschaft einer jungen Holländerin,
Henriette
von Nehra, ging er Ende 1784 nach England, wo er 1788 die durch
Franklin und Chamfort veranlaßten «Considérations sur l’ordre
de Cincinnatus» herausgab, die besonders in Nordamerika
[* 11] große Wirkung hervorbrachten. Zu
London
[* 12] schrieb
er auch die gegen die Politik
KaiserJosephs Ⅱ. gerichteten «Doutes sur la liberté de l’Escaut», wozu
ihn vielleicht holländ.
Gold
[* 13] bewogen hatte.
Nach
Paris zurückgekehrt, begann er, von den großen
Bankiers unterstützt, die heftigsten
Angriffe gegen die Finanzverwaltung
Calonnes. Dieser suchte den gefürchteten Publizisten zum Schweigen zu bringen, indem er ihm 1785 den
Auftrag erteilte, eine
Schrift gegen die span. St.
Karls-Bank zu verfassen, zu der Clavière Material lieferte. Als ihn eine
Schrift«Sur les actions de la Compagnie des eaux de
Paris» mit
Calonne, bei dem er den erhofften Lohn nicht fand, wieder
entzweite und ihn auch mit
Beaumarchais in
Fehde verwickelte, ging Mirabeau. Mit Empfehlungen des Ministers Vergennes, der ihm nachträglich
die Mission eines geheimen
Agenten übertrug, nach
Berlin.
[* 14] Als solcher drängte sich an den Prinzen
Heinrich und den Thronfolger,
den spätern
Friedrich Wilhelm Ⅱ., heran, verfaßte pikante Depeschen und sammelte, unterstützt von
dem deutschen Offizier
Mauvillon, eine Menge wichtiger Materialien, die er zur Abfassung des Werkes
«De la monarchie prussienne
sous Frédéric-le-Grand» (4 Bde., Lond.
1787; 8 Bde., ebd. 1788) benutzte. Nach seiner Rückkehr Anfang 1787 schrieb
Mirabeau aufs neue gegen
CalonnesVerwaltung, da er die gehoffte
Stellung als Sekretär
[* 15] der Notablen nicht fand.
Unter seinen Flugschriften brachte hauptsächlich die «Dénonciation de l’agiotage
au roi et à l’assemblée des notables» (1787) eine schlagende Wirkung hervor. Auch Necker erlitt durch ein ähnliches
Pamphlet:
«Suite de la dénonciation de l’agiotage» (1788), einen empfindlichen
Angriff.
Mirabeau galt bereits als ein Hauptvertreter der Interessen des Dritten
Standes, als die Zusammenberufung der
Reichsstände vorbereitet wurde. Um
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