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Fig. 1. Flachmeißel
geht sie von einer ichmalen Seite zur andern und ist demnach länger als beim
Kreuzmeißel.
Ersterer wird zum Einarbeiten von Nuten und über- haupt in solchen Fällen gebraucht, wo man starke Späne abnehmen will;
letzterer findet Ver- wendung, wenn breite, aber dünne Späne ge- nommen werden sollen. Die Bewegung des Meißen [* 2] erfolgt durch Hammer- ichläge, welche auf den Kopf des in der Hand [* 3] gehaltenen Meißen geführt werden.
Der Meißen unter- scheidet sich hierdurch vornehmlich von den durch unmittelbaren Druck der Hand geführten Grabstichel (s. d.).
Dreh- meißel
(s. d.) sind
Drehstähle für Holz.
[* 4] Meitzelpflug, ein Pflug,
[* 5] dessen Scharspitze ein verschiebbarer ^tahlmcißel
bildet, ist bei hartem oder steinigem
Boden empfehlenswert.
Meißen.
1) Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, [* 6] hat 683,i? c^in und (1890) 101646, 1895: 109748 (53138 männl., 56 610 weibl.) E. in 5 Stadt- und 277 Landgemeinden. - 2) Hauptstadt der Amtshauptmannschast Meißen, ge- genüber von Cölln (s. d.), an und auf Hügeln, an der Elbe, in die bicr der Triebischfluß mündet, und an der Linie Leipzig-Döbeln- Dresden der Sächs.
Staatsbah- ncn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Dresden), einer königl. Gewerbeinspcktion und eines Hauptsteueramtes, hat (1890) 17875, 1895: 18828 (9107 männl., 9721 weibl.) E., darunter 1143 Ka- lholiken und 33 I^raeliten, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, [* 7] Neste der alten Be- ^stiMngen, einen Dom, dessen Renovierung geplant ist, St. Afrakirche, 1205 zuerst erwähnt, Stadt- oder Marienkirche, 1150 vom Burggrafen Hermann I. ge- stiftet, eine kath. Kirche (1887), ein Kloster St. Asra der regulierten Augustinerchorherren, von Bischof Dietrich (1024-39) gegründet, feit 1543 Sitz der 1879 neu gebauten Iürstenfchule mit fchöner Aula (Wandgemälde von Pawels und Große), Reste der Kreuzgänge und Kirche eines Franziskanerklofters, Ruinen eines Eistercienserinnenklosters zum Heiligen Kreuz [* 8] unterhalb der Stadt an der Elbe, Rathaus (1473 begonnen), auf dem Schloßberg ein spätgot. Schloß, an Stelle der alten markgräfl.
Burg unter Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht dem Beherzten ieit 1471 durcb den Meister Arnold von Westfalen [* 9] erbaut, welches feit feiner Restauration unter Kur- fürst Iobann Georg II. den Namen Albrechts- burg führt. (S. Tafel: Burgen [* 10] II, [* 1] Fig. 6 u. 7.) Nack Erfindung des Porzellans durch I.F.Vöttger (s.d.), dem 1892 ein Denkmal errichtet ist, wurde es 1710 zur Porzellanfabrik, der ersten in Europa, [* 11] eingerichtet und nach Verlegung derselben in das Trrebischthal 1863 in architektonischer Reinbcit her- gestellt und im Innern durch Wandgemälde ge- ickmückt.
Hervorragend ist das Treppenhaus mit seinem stalaktitenartigen Gewölbe [* 12] und den Galerien jowie die Gewölbe der Säle. Im Schlohhof das Denkmal Albrechts des Beherzten.
Der Schlohberg ist durch eine vielleicht aus dem 13. Jahrh, stammende Brücke [* 13] mit dem Asraberge verbunden. An die Al drcchtsburg stößt der got. Dom, an stelle des von Kaiser Otto I. erbauten und zu Anfang des 13. Jahrh, abgebrannten von Bischof Withego"l. (1266-93) ! begonnen, unter Withego II. (1312-42) bis auf die beiden westl. Türme vollendet;
letztere wurden im 15. Jahrh, erbaut, 1479 nach dem Brande von 1413 erneuert, 1547 aber vom Blitz zerstört.
Den westl. Haupteingang verdeckt die von Kurfürst Friedrich dem Streitbaren 1425 erbaute Fürstenkapelle, die das eherne Grabmal des Stifters und andere Grab- platten enthält.
Das Domkapitel besteht aus acht Kapitularen (darunter zwei Professoren der Theologie an der Universität Leipzig), [* 14] an der Spitze ein Dom- propst und ein Domdechant.
Die Fürstenschule (s. d.), deren erster Rektor Georq Fabricius (s. d.) war, zählte Gollert (1729 -34), Rabener und Lessing (1741 -46) zu ihren Schülern.
Ferner hat die Stadt eine Realschule mit Progymnasium, Handels- und land- wirtschastliche Schule, Krankenhaus [* 15] (1890), Schlacht- hof, Gasbeleuchtung und Wasserwerk (1892). Im Anfchluß an die «Königlich [* 16] Sächfifche Por- zellan-Manufaktur zu Meißen^ (s. d.) hat fich in Meißen das keramische Kunstgewerbe hoch enlwvHe'ct. Ferner hat die Stadt Eisengießereien und Maschinenfabriken, die größte Iutefpinncrei und -Weberei Sachsens, Fabrikation von Stöcken, nebst Elfenbeinschnitzerei, Zündern, Cigarren und Tabak, [* 17] Vleckwaren und Nähmaschinen, [* 18] 2 Brauereien, Schiffahrt, Speditions- handel; nahebei reiche Thonlager, Granit- und Porphyrbrüche fowie Wein- und Obstbau. In der Umgegend liegen das von Miltitzsche Schloß Sieben- eichen mit Park, das alte schloß Scharfenberg mit Silberbergbau, der Stadtpark und der Heilige Grund. - Die Burg Meißen wurde um 930 von Hcinrick I. ge- gründet; um sie, als Sitz des Markgrafen, bildete sich bald eine Stadt. Im Hussitenkriege litt Meißen große Bedrängnis; 1447 brannte es gänzlich nieder; im Dreißigjährigen Kriege wurde es 1632 von den Kaiserlichen genommen, 1637 von den Schweden, [* 19] die es zum Teil niederbrannten. Die Elbbrücke brannte Kurfürst Johann Friedrich 1547 bei seinem Rückzüge vor Kaiser Karl V. hinter sich ab; lieh Marschall Davout ihre beiden Hauptjoche in Brand stecken und wurden sie bei dem Rückzüge des sächs. Heers durch Sprengung aber- mals vernichtet. Durch große Überschwemmungen litt Meißen 1784,1845, 1862, 1876 und 1890.
Vgl. Gersdorf, Urkundenbuch der Stadt Meißen (im 1873); Flathe, Das Kloster der Augustinerchorherren zu St. Afra (in von Webers «Archiv für ^ch^'. Ge- schichte», Neue Folge II, ebd. 1876);
Gurlitt, Das Schloß zu Meißen (Dresd. 1881): Mitteilungen des Vereins für die Gefchichte der Stadt Meißen (1882fg.); Loofe, Altmeihen in Bildern, mit Text (Meiß. 1889).
Gefchichte. Die Mark Meißen entstand als eine der fünf Marken, in welche Kaifer Otto I. nach Geros Tode 965 dessen große Sorbenmark zerlegte.
Sie er- streckte sich, die Gaue Nisani, Dalaminza und Chutizi umsassend, vom Gebirge aus an der Elbe und den beiden Mulden abwärts bis Htrehla, Dahlen und Grimma. [* 20]
Als ihr erster Markgras wird Wig- bcrt genannt;
einer seiner nächsten Nach^Io,er, Etkehard l., unterwarf die Milzener jenseit der Elbe und wurde als Kronprätendent nach Kaiser Ottos III. Tode 1002 zu Pölde ermordet. Den ¶