Zeiten war der Lyriker zugleich
Komponist und Dichter, und das
Volks- und Gesellschaftslied ist bis jetzt ohne
Gesang undenkbar,
ein recitiertes lyrisches Gedicht ist im
Grunde nicht viel besser als ein Lesedrama. Die früher herrschende
Ansicht, das Epos,
das die Begebenheiten der Außenwelt meldet, sei älter als die Lyrik, beruhte auf der sehr begreiflichen
Thatsache, daß die Mehrzahl unserer ältesten
Dichtungen Epen sind; subjektive Eingebungen des
Moments schrieb man eben nicht
auf, während das Epos schon als
Vertreter der Geschichte und durch seinen
Umfang die Aufzeichnung begünstigte.
Unter den Gattungen der Lyrik unterscheidet man im Anschluß an die antikeTerminologie die kunstvoll ausgestaltete,
meist dem Gottesdienst geweihte
Hymne, die feierliche Ode, die frei dahinstürmende Dithyrambe, die
Reflexion
[* 1] und Gefühlsleben
verbindende Elegie, dann das einfachere Lied (s. d.), das geistlich und weltlich,
für
Chor und für Einzelne bestimmt sein kann. Dagegen ist es nicht richtig, wenn man das
Epigramm, die
Epistel, das
Lehrgedicht und ähnliche rein gedankliche
Dichtungen zur Lyrik rechnet. -
Vgl. DuPrel,Psychologie der Lyrik (Lpz. 1380): Jacobowski,
Die Anfänge der
Poesie
(Dresd. 1891);
R. M. Herner, und Lyriker (Bd. 1 der «Beiträge
zur Ästhetik», Hamb. 1890).
(spr. liß) oder Leye, Nebenfluß der Schelde, entspringt bei dem
Dörfchen Lysbourg auf dem Plateau von
Artois im franz. Depart.
Pas-de-Calais, wird bei
Aire schiffbar, tritt in das Depart.
Nord ein, bildet 30 km weit die Grenze, geht bei
Menin ganz nach
Belgien
[* 2] über, berührt hier Kortrijk und mündet bei Gent
[* 3] nach einem Laufe von 205 km, wovon 115 aufBelgien und die Grenze kommen und 159 km schiffbar sind. Der
Lys vermittelt mehrere Kanalverbindungen, unter denen der von Deynze nach Heyst führende
Kanal
[* 4] 53 km lang ist. - Am Lys ließ
Ludwig XIV. 1695 durch 20000
Bauern in acht
Tagen seine ersten Linien anlegen, die sich aber als unhaltbar
erwiesen. Am siegten die
Holländer am Lys über die
Franzosen. -
Gora, poln. Lysa Góra,d. i. kahler
Berg, Höhenzug in den
Kreisen Kjelzy und Opatow der russ.-poln. Gouvernements
Kjelzy und Radom, von NW. nach SO. 38 km lang,
benannt nach der gleichnamigen Haupthöhe lysa Gora oder
Heiliger Kreuzberg (611 m hoch, mit dem Benediktinerkloster zum
Heiligen
Kreuz).
[* 6] Eine andere Höhe,
Lysiza (Łysica), mit einem
Kloster der heil.
Katharina, hat 605 m. Die lysa Gora gehört zu den
Ausläufern
der Karpaten, ist auf dem Kamm felsig, stellenweise bewaldet, reich an Eisenerzen und es knüpfen sich
an sie Sagen von
Hexen und
Teufeln.
(grch. Lysandros), spartan. Feldherr und Staatsmann, war der Sohn des Aristokritus
aus dem Königsgeschlecht der
Herakliden, seine
Mutter dagegen war eine Helotin. Er erhielt 408
v. Chr. den
Befehl über die
spartan. Flotte, lähmte mit Hilfe des ihm befreundeten jüngern Cyrus, der als pers.
Satrap in
Sardes regierte, bald die
Bewegungen der
Athener und schlug 407 die athenische Flotte in
Abwesenheit des
Alcibiades
bei
Notion. Nach der
Niederlage und dem
Untergange seines Nachfolgers Kallikratidas in der
Schlacht bei den
Arginusen (406) trat
er, da das Gesetz verbot, ihn zum zweitenmal zum Nauarchen zu ernennen, aufs neue faktisch an die
Spitze der
Flotte als Unterbefehlshaber unter dem nominellen Flottenführer Arakus.
Er überraschte und nahm 405 auf der
Reede von
Agos-Potamos
die letzte Flotte der
Athener. 406 eroberte er
Athen
[* 7] und machte dadurch dem
PeloponnesischenKriege ein Ende.
Nachdem Lysander auch noch
Samos, die letzte Bundesgenossin
Athens, unterworfen hatte, ging er daran, seine weiten Pläne für die
Gründung eines großen Seereichs zu verwirklichen.
In den meisten
Städten des alten athenischen Seebundes, in
Kleinasien,
auf den
Inseln führte er oligarchische
Verfassungen unter
Aufsicht spartan.
Harmosten
(Statthalter) ein. Eine
Zeit lang war er der mächtigste und gefeiertste
Mann inGriechenland,
[* 8] wurde aber nicht ohne
Grund von den Regierenden in
Sparta
mit Mißtrauen betrachtet und 403 abberufen. Rasch schwang er sich aber wieder zu einer führenden
Stellung empor: des Agesilaus
(s. d.)
Wahl zum König (398) war sein Werk. Freilich folgte auf diese neue
Erhöhung bald ein ebenso tiefer
Fall, da Agesilaus sich mit ihm überwarf. Lysander wurde dann bei dem
Ausbruch des böotisch-korinth.
Krieges gegen
Sparta als Befehlshaber
nach
Böotien gesandt und fiel in dem
Treffen bei Haliartus (395
v. Chr.). L.s Leben beschrieben Plutarch und
Cornelius Nepos.
-
einer der wildesten
FjordeNorwegens, Zweig des
Bukkefjords (s. d.), von Felsen von 1000 m Höhe überragt,
erstreckt sich von
Stavanger,
[* 10] bis 2 km breit, 37 km weit nach
Osten.
attischer Redner, Sohn des
Cephalus, aus einer syrakusan. Familie, geb. um 444
v. Chr. zu
Athen, begab sich, 15 J.
alt, nach
Thurii in Unteritalien, wo er bei dem Syrakusaner
Tisias Unterricht in der Rhetorik erhielt. 411 kehrte er in seine
Vaterstadt zurück, mußte diese aber während der Herrschaft der
Dreißig Tyrannen wieder verlassen und flüchtete sich nach
Megara. Nachdem Thrasybul zum Freiheitskampfe sich gerüstet und Lysias selbst dessen Unternehmen unterstützt hatte,
kehrte er abermals nach
Athen zurück und lebte daselbst als Isotele (bevorrechtigter Schutzverwandter)
bis in sein hohes
Alter.
Von seinen Reden sind 33, wovon einige unvollständig, andere verdächtig, auf uns gekommen. Diese Reden,
die Lysias mit Ausnahme einer einzigen, der gegen
Eratosthenes, nicht selbst gehalten, sondern meist zum Gebrauch für andere,
einige wohl auch nur zur
Übung verfaßt hat, zeichnen sich besonders durch Reinheit, Einfachheit und Klarheit derSprache
[* 12] aus. Herausgegeben sind die Reden, außer in den Gesamtausgaben der attischen Redner (von
Bekker,
Baiter, Sauppe und
Müller),
von Förtsch (Lpz. 1829),
Franz
(Münch. 1831), Scheibe (Lpz. 1852; 3. Aufl. 1874), Cobet (Amsterd. 1863),
und in einer Auswahl von Rauchenstein (Lpz. 1848; 1. Bdchn., 10. Aufl.,
von Fuhr, Berl. 1889; 2. Bdchn., 9. Aufl. von demselben,
ebd. 1886) und von Frohberger (3 Bde., Lpz.
1866-71; Bd. 1, 2. Aufl., von Gebauer,
1880; kleine Ausg., 2 Hefte, 1875; 2. Aufl., von Gebauer und
Thalheim, 1882-92), übersetzt von
Falk (Bresl. 1843) und von
Baur (4 Bdchn., Stuttg. 1856 fg. u. ö.).
das in
Athen südöstlich der
Burg an der alten Tripoden (Dreifuß)-straße 335 auf 334
v. Chr.
von Lysikrates anläßlich seines choregischen
Sieges errichtete
Denkmal in
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