forlaufend
Spazier-330
gange bieten, ist Sitz eines Erzbischoss, eines Appell- hofs und eines Tribunals erster Instanz und hat (1881) 22 735, als Gemeinde 68 063, (1891) 76000 E., in Garnison das 22. Kavallerieregiment, krumme und enge Straßen sowie unan- sehnliche Häuser.
Der roman. Dom San Martino, 1060-70 erbailt, ist im 14. Jahrh, im got. Stile umgebaut;
er besitzt ein Altarbild von FraBartolommeo (1509; s. Tafel: Italienische Knust VII, [* 1] Fig. 7) und Mar- mordenkmäler.
Die dreisckiffige Basilika [* 2] San Frediano, aus dem 7. Jahrh., ist im 12. Jahrh, umgebaut und 1827 erneuert.
Ferner be- stehen viele andere Kirchen, Denkmäler der Herzogin Marie Luise von Vourbon, von Bartolini (1843), zum Danke für die von ihr 1823 - 32 angelegte Wasserleitung, [* 3] und Garibaldis, von Lucchesi (1889), Standbilder des F. Burlamacchi (hingerichtet 1548), Karls III. von Spanien [* 4] (1822), Victor Emauuels II. (1885), ein Palazzo pubblico, 1578 uach Amma- natis Entwurf begonnen, aber nicht vollendet, mit Altertümer- und Gemäldesammlung (Bilder von Pontormo, Tintoretto, Giulio Romano, FraVarto- lommeo u. s. w.), ein erzbischöfl.
Palast, Reste eines röm. Amphitheaters (124 m lang, 97 in breit) aus der ersten Kaiserzeit und eines Theaters. An Vildungsanstalten bestehen eine königl. Aka- demie für Wissenschaften, Litteratur und Künste (1684 begründet), eine andere, den ähnlichen Zweck verfolgende Akademie (^ccHäLmiH dei iilom^ti), eine königl. Kunstakademie, ein Lyceum, ein Gym- nasium, eine Dombibliothek, reicb an mittelalter- lichen Miniaturen, eine erzbischöfl.
Bibliothek mit Handschriften und seltenen Ausgaben, eine Lidlio- t6CH Rea,i6 mit Handschriften (lat. Gedichte Tassos, von seiner Hand [* 5] geschrieben) und alten Drucken und eine öffentliche Bibliothek von 58000 Bänden. Die Stadt hat Seiden-, Sammet-, Baumwoll- und Tuchfabriken, Eisengießerei, [* 6] Glas- und Stroh- papierfabriken, und treibt starken Handel mit Seide [* 7] und Öl sowie Feldbau.
In der Nähe der Stadt gieöt es viele Villen, darunter die Villa di Marlia (5 km eutfcrut);
15 km westlich die röm. Ruine Bagui di Nerone, 25 km nördlich die Bagni di Lucca Geschichte.
Die alte, ursprünglich etrusk., später ligur.
Stadt Luca wnrde 177 v. Chr. von den Römern in Besitz genommen und durch eine röm. Kolonie verstärkt und gehörte zu der Provinz des cisalpinischen Galliens.
Nach dem Sturze des Römischen Reichs gehörte Lucchesini den Goten, später den Langobarden (bis 774) und Franken (bis 962), und bildete vor Florenz [* 8] den Hanptplatz der Graf- schaft Tuscicn, um bei deren Verfall im 12. Jahrh, zur Freistadt zu werden.
Parteikämpfe zwischen Guelfen und Ghibellinen, Adel und Volk schwäch- ten es, so dasi es 1314 sich dem Uguccione della Faggiuola, dem Herrscher von Pisa, [* 9] unterwerfen muhte.
Nach dessen Vertreibung kam es in die Ge- walt des Castruccio Castracane (s. d.);
ihn ernannte Ludwig der Bayer 1327 zum Herzog von und Reichsstatthaltcr in Toscana.
Nach seinem Tode (1328) kam Lucchesini durch Kauf nacheinander an die Spinola von Genua, [* 10] König Johaun von Böhmen, [* 11] die Rossi von Parma, [* 12] die Scaliger von Verona [* 13] und an Flo- renz, dann durch Eroberung an Pisa.
Unter be- zahlter Beihilfe Karls IV. wieder unabhängig ge- worden (1370), erhielt es sich mW Unterstützung Genuas von Florenz frei. 1628 kam die Regierung in die Hand weniger Geschlechter, bis es, von den Franzosen erobert, sich eine neue Verfassung aufdringen lassen mußte.
Napoleon gab 1805 die Republik Lucchesini als Fürstentum seiner Schwe- ster Elisa Vacciocchi (s. d.), und 1814 von den Nea- politanern, dann von den Österreichern bis 1816 besetzt, kam es, bis Parma frei wurde, an die Her- zöge von Parma.
Karl Ludwig von Bourbon, Sohn der 1824 gestorbenen Marie Louise, verwitweten Exkönigin von Etrurien, trat es angesichts der Be- wegung in Italien [* 14] kurz vor seiner Thronbesteigung in Parma nach dem Tode der Witwe Napoleons I., Marie Luise, der Parma auf Lebenszeit verliehen war, im Okt. 1847 an Toscana ab. -
Vgl. Nomorw 6 äoeumenti pei- 86i-vir6 all'istolia äelio stato o cittö. äi I.. (14 Bde., Lucca 1813-60);
A. von Reu- mont, Fr. Vurlamacchi (in Raumers «Historischem Taschenbuch'), Lpz. 1849); T. Del-Carlo, 3toi-iH popolHi-o äi 1^. (2 Bde., Lucca 1877).
Lucca, Pauline, oramat.
Sängerin, geb. zu Wien, [* 15] sang schon als Kind in Kirchenmusi- ken, trat 1858 als Choristin beim Kärntnerthor- theater ein und erhielt 1859 ein Engagement in Olmütz, [* 16] 1860 ein solches am Deutschen Tbeater in Prag, [* 17] wo sie sich bald die Gunst des Publikums er- warb. Im April 1861 siedelte sie nach Berlin [* 18] über. Hier errang sie als Mitglied der Königlichen Oper große Erfolge. Am verheiratete sie sich mit dem Baron von Rhaden, wurde mit lebens- länglichem Engagement und Pension zur königl. Kannnersängerin ernannt und verbreitete ihren Ruhm durch zahlreiche Gastspiele in Deutschland, [* 19] England iseit 1863) und Rußland (seit 1867).
1872 verließ sie uach einem Streit mit dem Publikum die Ber- liner Königliche [* 20] Oper, reiste 1873-74 in Amerika, [* 21] wo sie sich, nachdem ibre erste Ehe gerichtlich gelöst worden war, mit von Wallhofen verheiratete.
Seit 1880 trat sie wieder mehrmals in Berlin auf, war dann in Wien engagiert und zog sich später nach Gmunden zurück.
Sie ist eine ausgezeichnete Dar- stellerin der Soubretten- und Spielopernpartien und beherrscht ebenso moderne tragische Rollen. [* 22] Lucchesttti (spr. lukke-), Girolamo, Marchese, preuß. Staatsmann, aus einer lucchesischen Patri- cicrfamilie, geb. in Lucca, wurde durch d'Alembert an Friedrich d. Gr. empfohlen, der ihn 1780 zu seinem Bibliothekar und Vorleser mit dem Titel eines Kammerherrn ernannte.
Friedrich Wil- helm II. schätzte den Marquis als gewandten Unter- händler und gebrauchte ihn zu diplomat.
Missionen. 1787 vermittelte Lucchesini in Rom [* 23] zwischen der Kurie und dem Mainzer Erzbischof, brachte einen Ausgleicb zu stände und erlangte die Bestätigung dcr Wahl Dalbergs zum Koadiutor von Mainz. [* 24]
Seit April 1789 Gesandter in Warscbau, wußte er durch ge- schickte Intriguen den preuß. Einfluß bei den Polen zu vermehren und die Verbindung der Republik mit Rußland und Österreich [* 25] zu lockern;
im März 1790 wurde die preuß.-poln. Allianz durchgesetzt.
Bei dem Köuige wirkte Lucchesini den Plänen Hertzbergs entgegen; nach dessen Entlassung wurde er neben Vischoffwcrder der Leiter der preuß. Politik. Im franz. Feldzuge (1792) begleitete er den König zur Führung der diplomat.
Unterhandlungen, wurde dann im Nov. 1793 zum Gesandten in Wien und zum Staats- minister ernauut.
Dem Kriege gegen Frankreich ab- geneigt, beförderte er den Baseler Frieden mit der ¶