forlaufend
438
genügsame Weltbürger (Düsseldorfer Galerie) und Ein Försterheim (1886).
In der Caritas, Bacchantin (1883), Daniel in der Löwengrube (1891) versuchte sich der Künstler auch in idealen Stoffen, öfters auch im Porträt. So in den in ganzer [* 1] Figur gegebenen Porträten von Mommfen und Helmholtz (1881; Berliner [* 2] Nationalgalerie).
Seit 1884 hat Kneller seine Lehrthätigkeit an der Berliner Akademie wieder niedergelegt, um ganz seiner Kunst zu leben. Knebel, Karl Ludw. von, geb. zu Wallerstein in Franken, studierte zu Halle [* 3] und trat 1763 als Offizier beim Regiment des Kron- prinzen von Preußen [* 4] in Potsdam [* 5] ein.
Während seines Militärdienstes verkehrte er viel mit Namler, Gleim, Mendelssohn, Nicolai u. a. Nach 10 Jah- ren nahm er seinen Abschied und übernahm in Wei- mar die Stelle eines Hofmeisters bei dem Prinzen Konstantin. Im Dez. 1774 begleitete er den Erb- prinzen und dessen Bruder nach Paris. [* 6]
Auf diefer Reife befuchte er Goethe in Frankfurt [* 7] und ver- mittelte dessen Vekanntfchaft mit dem Erbprinzen Karl August.
Nach seiner Rückkehr und dem frühen Tode seines Zöglings erhielt er mit dem Charakter eines Majors eine lebenslängliche Pension. 1798 verheiratete er sich mit der Sängerin Luise Rudorsf und zog sich hierauf nach Ilmenau zurück, ver- taufchte jedoch 1805 diesen Aufenthalt mit Jena, [* 8] wo er starb.
Nur bedingt ist Kneller zu den Dichtern zu rechnen, obschon seine anonym erschienene «Sammlung kleiner Gedichte» (Lpz. 1815) und seine «Distichen» (Jena 1827) sich durch klassisch reine Form auszeichnen.
Dagegen leistete er Vor- treffliches als überfetzer der «Elegien des Properz» (Lpz. 1798) und in seiner Übertragung von des Lucretius «vo rerum nawra.» (2 Bde., ebd. 1821; 2. Aufl. 1831).
Später übersetzte er noch Alfieris Trauerspiel «Saul» (Ilmenau 1829).
Den «Litterar. Nachlaß und Briefwechsel» K.s gaben Varnhagen von Ense und Th. Mundt heraus (3 Bde., Lpz. 1835; neue Aufl. 1840),
wozu letzterer die Biographie K.s lieferte.
Seinen höchst interessanten «Vriefwechfel mit Goethe», dem er vielleicht der vertrauteste Freund war, gab Guhrauer (2 Bde., Lpz. 1851),
«Aus K.s Vriefwechfel mit feiner Schwester Hcnrictte» Düntzer (Jena 1858) heraus. -
Vgl. Hugo von Knebel- Döberitz, Kneller L. von Kneller (Weim. 1890).
Knecht, urfprünglich Bezeichnung für jede die- nende Perfon männlichen Gefchlechts im Gegensatz zu den Freien (s. d.), so für Knappen (s. d.) und Soldaten (Kriegsknecht, Landsknecht, Stückknecht);
dann für die Gefellen der Handwerker (Väckcrknecht, Brauknecht u. s. w.j und besonders für männliche Personen, welche grobe oder schwere Arbeit ver- richten (Hausknecht, Henkersknecht);
in engerm Sinne Bezeichnung der männlichen Dienstboten in der Landwirtschaft (Großknecht, Ochsenknecht u. s. w.). Knecht (technisch), s. Hobelbank. Knecht Ruprecht, im deutschen Volksglauben eine Gestalt, die in den Wochen vor Weihnachten in den Häusern umhergeht, die Kinder niederknien und beten läßt und sie dann in der Negel mit Nüssen und Äpfeln beschenkt.
Unartige Kinder er- halten die Rute oder kommen in den Sack. In vielen Gegenden erscheint Kneller R. am Nikolaustage (6. Dez.), daher heißt er auch oft St. Nikolaus oder Niklas. Daneben erscheint er in Süddeutfch- land unter dem Namen Vartel, Klaubauf, in Schwaben als Pelzmartl besonders am Martins- tage, in Pommern als Schimmelreiter, in Mecklenburg [* 9] als Wode. In andern Gegenden sind an seine Stelle rein christl. Gestalten getreten: in Schlesien [* 10] Joseph, in Sachsen [* 11] und Ostpreußen [* 12] «der heilige Christ». Der Kneller R. ist ein Überbleibsel aus altheidn. Zeit, wo man zur Zeit des Winteranfangs sich vermummte, um den winterlichen Sturmdämon darzustellen. Ob Wodan in dieser Gestalt im K. R. zu finden ist, wie oft angenommen wird, ist fraglick. -
Vgl. A. Tille, Geschichte der deutschen Weihnacht Knees, s. Knjas. Vpz. 1893).
Kneifelerbse oder Pahlerbse, s. Gartenerbse.
Kneifzange, auch Kneip- oder Beißzange genannt, eine Zange, [* 13] deren Maul aus zwei gegen- einander gerichteten Schneiden besteht und die zum Abkneifen dünner Drähte fowie zum Ausziehen von Nägeln benutzt wird. Kneipp, Sebastian, Pfarrer und Heilkundiger, geb. in Stefansried bei Ottobeuren, war bis zum 21. Lebensjahr Weber, studierte dann in Dillingen und München [* 14] kath. Theologie, empfina, die Priesterweihe, wurde 1855 Kaplan in Wörishofen bei Türkheim und 1881 Pfarrer da- selbst. Persönliche Erkrankung führte ihn 1848 auf die Wasserkur, die er dann auch an andern anwendete und zu einem System ausbaute. Er veröffentlichte: «Meine Wasserkur» (Kempten [* 15] 1887; 50. Aufl. 1894), «So sollt ihr leben» (ebd. 1889; 20. Aufl. 1894), beides in viele Sprachen übersetzt;
den «Wöris- hofener Kneipp-Kalender» (ebd. 1891 fg.),
«Vorträge in Wörishofen» (ebd. 1894). -
Vgl. Alphons vom Rhein, Das Buch vom Pfarrer Kneller (2. Aufl., Kempten 1891).
Kneifel, Rudolf, Schriftsteller, geb. zu Königsberg [* 16] i. Pr., ging mit 17 Jahren zur Bühne, wirkte zunächst in Magdeburg, [* 17] dann zu Dresden, [* 18] Altona, [* 19] Flensburg [* 20] und seit 1857 als Re- gisseur und Dramaturg des Magdeburger Stadt- theaters. 1860-86 bereiste er als Direktor mit einer Truppe die größern Städte der Provinzen Hannover [* 21] und Sachsen.
Seit 1886 lebt er als Privat- mann in Pankow bei Berlin. [* 22] Kneller ist vornehmlich als Theaterschriftsteller bekannt.
Von seinen (über 50)" Stücken sind hervorzuheben: das Volksstück «Die Lieder des Musikanten» und die Lustspiele und Schwanke: «Die Tochter Velials», «Die Anti-Tan- tippe», «Papageno», «Sie weiß etwas», «Desde- monas Taschentuch», «Blindekuh», «Emmas Ro- man» (1883),
«Sein einziges Gedicht» (1885),
«Der Kunstbacillus» (1891),
«Der Stehauf» (1893). Kneitlingen, Dorf bei Schöppenstedt (s. d.). Kneller, Gottfried, deutfch-engl. Vildnismaler, geb. zu Lübeck, [* 23] lernte bei Nembrandt und Vol, bereiste Italien [* 24] und ließ sich zuerst in Hamburg, [* 25] 1674 in London [* 26] nieder. 1684 ging er auf Einladung Ludwigs XIV. nach Paris, wo er die ganze königl. Familie malte. Er wurde 1692 Ritter, 1697 Präsident einer neubegründeten Akademie, 1715 Varonct und starb in London.
Sein Denkmal ist in der Westminsterabtei. Er malte unter andern die acht Hampton Ooui-t DsHutieg, Damen vom Hofe Wilhelms III. (in der Galerie des Schlosses Hampton Court), ebendort das Bildnis Peters d. Gr. (1698), das des Kupferstechers I. Smith in der Londoner Nationalgalerio. 43 Bildnisse be- rühmter Zeitgenossen vervielfältigte John Faber unter den: Namen «Xit-0at-01ud» in Mezzotinto- Manier.
K.s Bildnisse sind meist theatralisch auf- gefaßt und kalt in der Technik. - Sein Bruder, Johannes Zacharias Kneller (1644-1702), ging Artilel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶