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schlug den Kurfürsten Johann Friedrich von Sach- sen, der in die Hand [* 1] des Feindes fiel, bei Mühlberg während Philipp von Hessen [* 2] kurz darauf zu Halle [* 3] Abbitte leistete und -ebenfalls in Haft genommen wurde. Aber das herrische Gebahrcn des siegreichen Kaisers und feiner Spanier auf dem «geharnischten» Augsburger Reichstag (1547-48), seine Regelung der deutschen Religionsfrage durch das sog.Interim (s. d.), die Mißhandlung der gefaugc- uen Fürsten, vor allem die allmählich hervortretende Absicht K.s, die Nachfolge im Reich an feinen Sohn Philipp zu bringen, erregten bei den deutschen Stän- den eine so tiefgehende Unzufriedenheit, daß Moritz von Sachfen, dem Karl VI. die Kurwürde des gefangenen Johann Friedrich verliehen hatte, mit einpaar andern prot.
Fürsten ohne viel Widerstand 1552 die Fahne der Empörung erheben und den überraschten Kaiser zur eiligen Flucht aus Innsbruck [* 4] über den Brenner nötigen konnte. Inzwischen bemächtigte sich ihr Verbündeter Heinrich II. von Frankreich der ihm zugesagten Bistümer Metz, [* 5] Toul [* 6] und Verdun. [* 7] Karl VI. der wenigstens für den Äugenblick (im Passauer Vertrag) das Zugeständnis eines dauernden Re- ligionsfricdens für die Protestanten hintertrieben öatte, suchte vergebens das feste Metz den Franzo- sen wieder zu entreißen. Am Glück verzweifelnd und durch körperliche Leiden [* 8] verstimmt, ging er in die Niederlande; [* 9] auf dem Hoflager zu Brüssel [* 10] ent- sagte er im Okt. 1555 und stellte den Ständen sei- nen Sohn Philipp II. als König von Spanien [* 11] und Herrn der Niederlande und Italiens [* 12] vor. Die Nach- folge in Teutschland erhielt K.s Brnder Ferdinand. Dann begab sich Karl VI., von wenigen begleitet, uach Spanien, wo er ein Landhans bei dem Kloster San Inste in Estremadnra zu seinem Aufenthalte wählte und bald darauf, starb. Von seiner Gemahlin Isabella von Portugal (gest. 1538) stamm- ten K.s Nachfolger in Spanien, Philipp II., und zwei Töchter: Maria (vermählt mit Marimilian 11. von Osterreich) und Johanna (vermählt mit dem Thronfolger Johann von Portugal).
Außerdem batte Karl VI. mehrere uneheliche Kinder, darnnter Jo- hann von Österreich [* 13] und Margarete von Parma. [* 14] Litteratur. Von gleichzeitigen Werken sind am bedeutendsten Sleidanus' ^oinniontln'ii äo Lt^tu i'o li^ionis et i'eipudliclre (^rolo V. (^683.ra (Straßb. 1555); die bekauntesten Biographien älterer Zeit sind: Sandoval, Viä^ v keclioL ätü nnpEraäor cai'103 V. (Vallad. 1604);
Robertson, I1i3wi'7 ot' tde reiFli ok ^ll!N'i03 V. (Lond. 1769).
Von neuern Werken ist Baumgartens Geschichte K.s V. (3 Bde., Stuttg. 1885-92) hervorzuheben. Wichtiges Quel- lenmaterial bietet vor allem die Korrespondenz des Kaisers Karl VI., hg. von Lanz (3 Bde., Lpz. 1844-46) und Kervyn de Lettenhove, Aufzeichnungen des Kaisers Karl VI. (deutsch von Warnkönig, ebd. 1862); K.s Klosterleben in San Iuste wurde von Stir- ling (deutsch von Lindau, [* 15] Dresd. 1853; 2. Aufl. 1858), von Gachard (3 Bde., Brüss. 1854-55), Mignet (Par. 1854) und Pichot (ebd. 1854-55) behandelt.
Vgl. ferner Maurenbrecher, K. ^. und die deutschen Protestanten 1545-55 (Düsseld. 1865); .^enne, Histoiro ä6 1a Do^i^us 80U8 1o i'6^n6 än ^1iHrl63 V (4 Bde., Vrüss. 1866);
Rösler, Die Kaiserwahl K.s V. (Wien [* 16] 1868);
Druffel, Briefe und Akten zur Gefchichte des 16. Jahrh. (3 Bde., Münch. 1873-80);
De Leva, stoi-ia äoeumentNiH äi (üario V. in corrola^ione gii'Iwiia (Padua [* 17] 1873 -81); Höfter, K.s I. (V.), Königs von Aragon und Artikel, die man untcr K vermißt, find unter E aufzusuchen.
Castilien, Wahl zum röm. König, iWien 1874);
derf., Kaiser K.s (V.) erstes Auftreten in Spanien (ebd. 1874);
Maurenbrecher, Studien und Skizzen zur Gefchichte der Neformationszeu sLpz.1874);
Mignet, NivMtö äs ^i-ai^ois I" 6t ä^ ('1^i'1o3 V (2 Bde., Par. 1875);
Druffel, Kaiser Karl VI. und die röm. Kurie 1544-46 (Abteil. 1-4, Münch. 1877-90);
Ranke, Deutsche [* 18] Geschichte im Zeitalter der Reformation (6 Bde., 6. Aufl., Lpz. 1880-81);
Turba, über den Zug Kaifer K.s V. gegen Algier (Wien 1890).
Karl VI., römifch-deutscher Kaiser (1711 -40), der letzte des habsburg. Mannsstammes, zweiter Sohn Kaiser Leopolds I., geb. trat bei dem Aussterbcn der span. Habsburger s1700) als Bewerber um die span. Krone auf; für sein Erbrecht verbanden sich, um die Erhaltung des europ. Gleichgewichts besorgt, England und Holland mit Osterreich, und diesem Bündnisse gegen das übermächtige Frankreich schlössen sich bald darauf auch das Deutsche Reich, Portugal ^md Eavoycn an. Karl VI. wurde zu Wien 1703 unter dem Namen Karl III. zum König von Spanien ausgerufen. Er begab sich 1704 dahin, nahm mit Hilfe der Cata- lonier Barcelona, [* 19] Valencia [* 20] und andere Städte und hielt 1706 eine schwere Belagerung Barcelonas aus, wo er residierte, bis es ihm Sept. 1710 gelang, nach bedeutendem Nachschub österr.
Truppen und nach den Erfolgen des Grafen Starhembcrg in Madrid [* 21] einzuziehen. Allein durch dve Sicge der Franzofen unter Vendöme ward er 1711 wieder auf den kleinen Nordostwinkel der Halbinfel be- schränkt. (S. Spanischer Erbfolgekrieg.) Am starb fein Bruder Joseph I., und Karl VI., der ihm in den deutschen Ländern nach- folgte, kehrte im Herbst über Italien [* 22] nach Deutsch- land znrück. Von nun an zogen sich die verbünde- ten Mächte, an ihrer Spitze England, von Karl VI. zurück, da sie nicht die ganze span. und die österr.
Macht in einer Hand vereinigt sehen wollten; sie schlössen allein für sich 1713 mit Frankreich den Utrechtcr Frieden. Karl VI. hatte im Dez. 1711 zu Frankfurt [* 23] die kaiserliche und im folgenden Jahre zu Preßburg [* 24] die ungar. Krone erhalten. Mit Eifer setzte er den Spanifchen Erbfolgekrieg fort im Vertrauen anf des Prinzen Eugen Feldherrntalent. Doch sah er sich, von seinen Bundesgenossen verlassen und von den Reichsständen nur schwach unterstützt, 1714 ge- nötigt, mit Frankreich den Frieden von Rastatt [* 25] zu unterzeichnen, durch den ihm die fpan.
Besitzungen in Italien, Neapel, [* 26] Mailand [* 27] und Sardinien, [* 28] sowie die Niederlande zugefprochen wurden, während Lnd- wigs XIV. zweiter'Enkel als Philipp V. den Thron [* 29] in Madrid behauptete. Wie im Westen und Süden, durch die Herrschaft in den Niederlanden und in Italien, so dehnte Karl VI. bei Beginn seiner Regiernng auch gegen die Türken die Macht seines Hauses be- deutend aus. Unter Anführung des Prinzen Eugen erfochten die österr. Heere entscheidende Siege bei Peterwardein und Belgrad. [* 30] Im Frieden von Pas- sarowitz (1718) wurde das Temesvarer Vanat, das nördl. Serbien [* 31] mit Belgrad, ein Teil von Bosnien [* 32] und der Walachei erworben. Eine neue Verwicklung im Westen wurde hervor- gerufen durch die ehrgeizigen Pläne der span. Köni- gin Elifabeth Farnefe und ihres Günstlings Albe- roni, welche die verlorenen ital. Nebenländer zurück- gewinnen wollten. Um die Festfetzungen des Frie- dens aufrecht zu balten, traten 1718 Frankreich, ¶