sich die engl. Seeküste fast durchaus als ein steiler, oft felsiger
Abfall, überall mit scharf eingeschnittenen
Buchten und
geräumigen Flußmündungen und einer Menge Häfen, die durch
Landzungen und
Vorgebirge geschützt sind. Die
Tiefe nimmt wie
in der Nordsee mit der Entfernung vom
Pas de Calais, wo sie an der tiefsten
Stelle nur 55 m beträgt, zu.
Bänke sind zahlreich vorhanden, z. B. die
Goodwin-Sands (s. d.) bei
Deal. Hinsichtlich der Gezeiten findet sich die eigentümliche
Erscheinung, daß die
Flut an beiden
Enden vom Atlantischen Ocean und aus der Nordsee gleichzeitig eintritt, wodurch ihr Niveau
an beiden
Küsten außerordentlich erhöht wird. AmSouth-Foreland in England beträgt die Fluthöhe bei
Springzeit 4–7, gegenüber bei
Calais
[* 1] 7 m. Infolge der Erdrotation ist die Fluthöhe am östlichen franz.
Ufer immer beträchtlich höher als am englischen.
Besonders übt diese Erscheinung mächtigen Einfluß auf die
Küste der
Bretagne, wo z. b. bei St. Malo der Flutstrom in den
Syzygien sich bis 14 m erhebt, während er in den Quadraturen nur 5 m steigt.
Granville ist der
Ort der ganzen europ.
Küste,
an dem die
Flut den größten Hub, nämlich mehr als 14 m zur Äquinoktialspringzeit hat. Diese Eigentümlichkeit des Kampfformen bringt
dem
Hafen von
London
[* 2] den
Vorteil, daß die von N. und von S. kommenden Schiffe
[* 3] gleichzeitig mit derselben
Flut einfahren können.
Dagegen ist die Ausfahrt aus dem Kampfformen bei starken Westwinden beschwerlich. Der Kampfformen ist die wichtigste
Schiffahrtsstraße der Erde, aber da sehr häufig Nebel herrscht und die Strömungen sehr verschiedenartig und stellenweise
mit großer
Geschwindigkeit (z. B. beim
Kap la Hague mit 6 Seemeilen in der
Stunde) laufen,
da man ferner
fortwährend andern Schiffen in der engen Fahrstraße ausweichen muß, auch eine der gefährlichsten Gegenden für die Schiffahrt,
überdies wird er, besonders im
Frühling und Herbst von heftigen Südweststürmen oft betroffen. Am gefährlichsten ist die
Fahrstraße in der Doverstraße, die durch die Sandbänke Varne und Colbart noch in ihrer Längsrichtung
geteilt wird. Für die Schiffahrt bei Nacht ist der Kampfformen an beiden
Küsten durch 200
Leuchtfeuer beleuchtet, deren größtes
das auf dem
Kap la Hève ist. Dort ist seit dem ein elektrisches Funkelfeuer von 2 ½ Mill.
Kerzenstärke errichtet, dessen
Blinke 52 Seemeilen weit sichtbar sind. Bei Nebel kann der Seemann nur mit Hilfe des
Lots die
Durchfahrt durch den Kampfformen ausführen.
Die Haupthäfen sind an der engl.
Küste: Dover,
[* 4] Portsmouth
[* 5] (Kriegshafen),
Southampton, Portland, Exmouth, Plymouth
[* 6] (Kriegshafen)
und Falmouth;
an der franz.
Küste: Dünkirchen,
[* 7]
Calais,
Boulogne, Dieppe,
[* 8] Fécamp,
Havre,
[* 9] Rouen,
[* 10] Honfleur,
Trouville, Cherbourg
[* 11] (Kriegshafen),
Granville, St. Malo (alter Kriegshafen), Morlaix und
Brest (Hauptkriegshafen).
Eine franz. Gesellschaft beabsichtigt zwischen
South-Foreland und dem
KapBlancNez eine Eisenbahnhochbrücke zu bauen.
künstlich hergestellte Wasserläufe für Wasserzufuhr oder Entwässerung oder für Herstellung von Wasserwegen.
Kanäle für Wasserzufuhr sind die Bewässerungskanäle zur Förderung landwirtschaftlicher
Zwecke oder
Wasserversorgung vonStädten;
erstere meistens offene
Gräben mit Erdböschungen, letztere meistens geschlossen, unterirdisch oder auf
Viadukten liegend.
(S.
Bewässerung,
Wasserversorgung,
Aquädukt.) Die Entwässerungskanäle werden angelegt für Zwecke der
Landwirtschaft, um
überflüssige Feuchtigkeit dem
Boden zu entziehen (s.
Drainierung), für Entwässerung und Urbarmachung versumpfter Landstrecken
(s.
Melioration sowie
Fehn- und Moorkolonien) und für Abführung der
Abwässer (s. d.) von
Städten. (S.
Kanalisation,
Siel,
Städtereinigung.) Kanäle zur Herstellung von Wasserwegen werden zur Förderung der Schiffahrt gebaut. (S.
Schiffahrtskanäle.)
durch Beimengung flüchtiger
Stoffe meist übelriechende
Ausdünstungen aus
Kanälen, die viel
Ursache zu Klagen
über Kanalisationseinrichtungen geben. Die Luft in den
Kanälen nimmt ebenso wie die Luft der
Aborte und
Küchenausgüsse flüchtige
Stoffe, welche sich aus den
Abwässern, den
Exkrementen, aus Küchenabfällen entwickeln,
auf und
erhält dadurch übeln
Geruch, ohne eigentlich schädlich zu wirken. Nur bei
Stagnation solcher Abfallstoffe in den Leitungen
eines Kanalnetzes können sich durch Fäulnis derselben wirklich gesundheitsschädliche
Gase,
[* 13] wie
Ammoniak, Schwefelwasserstoff,
Kohlensäure, bilden. Um das Eindringen der in Wohn- und Wirtschaftsräume und städtische
Straßen zu
verhüten, werden
Wasserverschlüsse (s. d.), Ventilationsschächte und Dunstrohre angebracht.
Vor Entdeckung der
Bakterien als Erreger von
Infektionskrankheiten, und in England zum
Teil jetzt noch, hielt man fälschlicherweise
die Kanalgase für die
Ursachen von
Krankheiten, wie
Typhus, Diphtherie u. a.
Beschleusung, die
Anlage eines unterirdischen
Netzes von Röhrenleitungen oder
Kanälen (Schleusen) zum
Zweck der Entwässerung menschlicher Wohnstätten, namentlich größerer Ortschaften und
Städte. Vermöge der Kanalisation kann nicht
nur das Wasser der meteorischen Niederschäge (Anmerkung des Editors: Niederschläge), das in
Städten
wegen der Bebauung der Bodenfläche und der Straßenanlage zu einem viel geringern
Teil in den
Boden eindringen kann als auf dem
Lande, sondern auch die sog.
Abwässer (s. d.) und, je nach dem
System der Kanalisation, auch die menschlichen
Exkremente bequem fortgeschafft
werden. Da das meteorische Wasser und die
Abwässer weitaus die größte Quantität alles dessen, was
durch die
Kanäle überhaupt abgeführt werden kann, darstellen, so muß bereits deshalb jede größere Stadt ein regelrechtes
Kanalnetz besitzen.
Ein
Mensch produziert durchschnittlich im Jahre 462 kg
Exkremente; der
Abfall an
Kehricht und aus der Küche beträgt etwa 90 kg,
die jährliche Aschemenge 10 kg und die Abwässermenge
(Spül-, Wasch-, Badewasscr, unverbrauchtes Trinkwasser,
Fabrikwasser u. s. w.) rund 7300 kg, sodaß von insgesamt 7862 kg Unrat aus dem Haushalt
eines
Menschen allein 7300 Kg oder etwa 93 Proz. auf
Abwässer entfallen. Welche Unratmenge diese 7300 kg
Abwässer repräsentieren,
stellt man durch Untersuchung desInhalts der
Kanäle ohne Fäkalieneinleitung fest. (S.
Kanalwasser.)
Im
Altertum ist die
Notwendigkeit einer raschen Beseitigung des Unrates in vielen großen
StädtenArtikel, die man unter K vermißt,
sind unter C aufzusuchen.
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