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See-925 Johann Georg II. (Fürst v. Anh.-Dessau) - Johann Cicero (Kurfürst v. Brandend.) Partei Ludwigs des Bayern [* 1] und folgte diesem ins Feld, so oft nicht wiederholter Aufruhr seine An- wesenheit in Böhmen [* 2] nötig machte. 1322 nahm er vorzüglichen Anteil an dem Siege bei Mühldorf. Auch im Interesse seines Stammlandes Luxemburg [* 3] führte er mehrere Kriege. Mitten im Wmler 1329 eilte er den deutschen Rittern nach Preußen [* 4] zuHilse. Auf einem zweiten Zuge 1337 zog er sich bei dem Aus- enthalt in den sumpfigen Gegenden ein Augenleiden zu, das infolge ungeschickter ärztlicher Behandlung den Verlust der Sehkraft des einen Auges zur Folge hatte. 1"39 erblindete er gänzlich, ohne daß dies seiner Thätigkeit und Reiselust Eintrag that. I. er- weiterte auch die Grenzen [* 5] des Königreichs durch Erwerbung von Eger, [* 6] das ihm Ludwig der Bayer 1315 für seine Dienste [* 7] verpfändete, durch den Heim- fall von Vautzen (1319), durch den Kauf von Görlitz [* 8] (1329), durch die Besitznahme des Herzog- tums Breslau [* 9] (1335) kraft eines Vertrags mit dem kinderlosen Herzog Heinrich sowie dadurch, dah er fast alle übrigen schles. Fürsten seiner Hoheit unter- warf. So legte er den Grund zu dem von seinem Sohn Karl IV. organisierten großen deutsch-slaw. Ländervereine. 1330 brachte er auch die Vermäh- lung seines zweiten Sohnes Johann Heinrich mit der Erbin von Kärnten und Tirol, [* 10] Margarete Maultasch (s. d.), zu stände.
Als er aber nun im zerrissenen Italien [* 11] als glücklicher Eroberer auftrat, machte er sich dem Kaiser Ludwig verdächtig, als strebe er nach der Kaiserkrone, doch verständigte er sich 1331 mit ihm und begab sich, nachdem er in Prag [* 12] neue Gelder erhoben hatte, nach Paris [* 13] und Avignon. Hier vermählte er sich 1334 zum zweiten- mal mit Beatrix von Vourbon. Die in Italien gemachten Eroberungen konnte er freilich mcht be- haupten, und auch Kärnten, womit der Kaiser 1335 die Herzöge von Österreich [* 14] belehnte, vermochte er diesen nicht zu entreißen. 1341 wurde sein Sohn Johann auf Veranstaltung seiner Gemahlin auch aus Tirol vertrieben. Da Margarete nun den Sohn des Kaisers heiratete, trat ein vollständiger Bruch zwischen den Luxemburgern und Ludwig dem Bayer ein, zu dessen Gegenkönig 1346 Karl, I.s ältester Sohn, erhoben wurde. Zunächst zogen die Luxemburger aber dem König Philipp VI. von Frankreich gegen die Engländer zu Hilfe, und in der Schlacht bei Crecy, fand I. den Tod. -
Vgl. von Weech, Kaiser Ludwig der Bayer und König I. von Böhmen (Münch. 1860);
Schot- ter, I., Graf von Luxemburg und König von Böh- men (2. Bde., Luxemb. 1865).
Johann Cicero, Kurfürst von Branden- burg (1486 - 99), geb. in Ansbach, [* 15] war seit 1470 unter Leitung des Bischofs von Le- bus, feit 1476 selbständiger Statthalter der Mark Brandenburg [* 16] für seinen Vater Albrecht Achilles, seit Kurfürst von Brandenburg, während die frank. Fürstentümer ganz abgetrennt wurden. Die gegen seinen Vater erbitterten Stände, die ihm noch die Hochzeitssteuer zur Vermählung mit Mar- garete von Sachsen [* 17] jahrelang verweigerten, gewann er bald durch Bekämpfung des Naubritterunwesens und gerechte Negierung, sodaß sie die seinem Vor- gänger hartnäckig verweigerte indirekte Steuer der Nierziese ohne größere Schwierigkeiten bewilligten.
In der Politik begnügte er sich lieber mit kleinem Gewinn, statt viel zu wagen. Er entsagte der noch 1479 anerkannten Lehnsherrlichkeit Brandenburgs über Pommern [* 18] gegen ein Bündnis und Zusiche- räuber gewesen sein, studierte dann zu Bologna die Rechte, wurde unter Bonisacius IX. Kämmerer, dann Protonotar, 1402 Kardinal und endlich Nach- folger Alexanders V., den er vergiftet habensoll. Nachdem das Konstanzer Konzil zur Hebung [* 19] des Schismas den Beschluß gefaßt hatte, die drei da- mals in der Kirche vorhandenen Päpste (Gre- gor XII., Venedikt XIII. und I. XXIII.) sämtlich zur freiwilligen Abdankung zu bewegen, versprach I. der päpstl.
Würde zu entsagen, entfloh jedoch gegen seinen Eid 21. März, mit Hilse Friedrichs IV. mit der leeren Tasche, mit seinen Anhängern nach Schaffhausen [* 20] und widerrief feine Abdankung. Der nun gegen ihn eingeleitete Kri- minalprozeh beschuldigte ihn nicht weniger als 80 grober Schandthaten, wie Mord, Blutschande, Un- zucht und Räubereien aller Art, sodaß er 29. Mai abgesetzt, dann zu Areiburg festgenommen, hierauf im Schlosse Gottkeben bei Konstanz, [* 21] später zu Mannheim [* 22] und endlich zu Heidelberg [* 23] in Haft ge- halten wurde. 1419 kaufte er sich los, aing nach Italien, ward vom Papst Martin V. begnadigt und starb zu Florenz, [* 24] nachdem er zum Kardinalbischof von Tusculum und zum Dekan des Kardinalkollegiums ernannt worden war.
Johann Georg II., Fürst von Anhalt-Des- sau (1660-93), geb. 1627 als Sohn des Fürsten Johann Kasimir, trat 1655 in die Dienste König Karl Gustavs von Schweden [* 25] und zeichnete sich im Kriege gegen Polen und Dänemark [* 26] aus, sodaß ihn der Schwedenkönig nur sehr ungern entlieh, als I. G. 1658 zu dem Kurfürsten von Brandenburg über- trat. Er wurde brandenb. General der Kavallerie, Statthalter der Kurmark und gewann durch Friedrich Wilhelms Vermittelung 1659 die Hand [* 27] der orani- schen PrinzessinHenriette Katharina, einer Schwester der Kurfürstin Luise Henriette. 1670 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschall.
Bei dem Einfall der Schweden in die Mark 1675 verteidigte I. G. als Statthalter das Land, bis der Kurfürst zu Hilfe kam. Mehrfach wurde I. G. zu diplomat. Verhand- lungen mit dem Kaiserhofe verwendet, so im Früh- jahr 1672, um das Bündnis gegen Ludwig XIV. durchzusetzen. Er galt am Berliner [* 28] Hose als ein Hauptvertreter der österr. Partei und bewahrte sei- nen Einfluß auch unter Kurfürst Friedrich III. Seit dem Tode seines Vaters 1660 hatte er zugleich die Regierung des eigenen Ländchens übernommen, um das er sich besonders in Kirchen- und Schulsachen mannigfache Verdienste erwarb.
Für seine Ge- mahlin baute er das nach ihrer Familie genannte Schloß Oranienbaum. I. G. starb 1693 in Berlin. [* 29] Sein Sohn und Nachfolger war Fürst Leopold, «der alte Dessauer». Johann von Luxemburg, König von Böh- men (1310-46), ältester Sohn des deutschen Kai- sers Heinrich VII. und Margaretens von Vrabant, aeb. Als sein Vater 1308 zum König gewühlt war, trugen ihm die mit der Negie- rung Heinrichs (s. d.) von Kärnten unzufriedenen Böhmen die Krone ihres Landes mit der Hand der Elisabeth, der Tochter König Wenzels IV. von Böhmen, des letzten männlichen Sprossen der Premysliden, für seinen Sohn an. I. vermählte sich mit ihr 1310 und vermochte unter der Leitung des Erzbischofs Peter von Mainz [* 30] die Krone zu gewin- nen und zu behaupten. In den Wirren, die nach seines Vaters Tode 1313 durch die zwiespaltige Kaiserwahl verursacht wurden, hielt er sich zur ¶