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errichtet. 1540 und 1541 nahm er an den Religions- gesprächen zu Hagenau, [* 1] Worms [* 2] und Regensburg [* 3] eifrig teil. Ohne sonderlichen Ruhm führte er, ein glänzender Vertreter höfischen Rittertums, den Ober- befehl über das Reichsheer in Ungarn [* 4] (Sommer 1542). 1540 gab er dem Lande die Kirchenordnung, welche das evangelisch umgestaltete Bistum in enger Verbindung mit dem Fürstentum und auch das cere- moniale Außenwerk der alten Kirche zum guten Teil bestehen ließ. Trotzdem unterstützte er im Schmal- kaldischen Kriege den Kaiser gegen die Protestanten und nahm 1548 wenigstens scheinbar das Interim an. Aber die Behandlung des gefangenen Philipp von Hessen, [* 5] die Absichten des Kaisers auf Magde- burg und gegen Preußen, [* 6] der Plan, die Nachfolge im Reich an den Infanten Philipp zu bringen, end- lich der Einfluß des Rates Lampert Distelmeyer (s. d.) veranlaßten 1.1551 und 1552, Karls Gegner wenigstens diplomatisch zu unterstützen.
Wesentlich Distelmeyers Staatsklugheit gelang es auch, das Erzstift Magdeburg, [* 7] wo 1552 I.s Sohn Sigismund Erzbifchof, 1566 sein Enkel Joachim Friedrich Ad- ministrator wurde, an das Kurhaus zu fesseln. Die 1537 mit Herzog Friedrich von Liegnitz [* 8] geschlossene Erbeinung vermehrte die Aussicht auf dereinsti- gen Besitz in Schlesien, [* 9] die Versöhnung mit den frank. Vettern, die von dem kath. Joachim I. zurück- gestoßen waren, sowie die Mitbelehnung mit dem Herzogtum Preußen seitens der poln. Krone (1569) bereitete die Aneignung der deutschen Nordostmark vor. Die innere Regierung erschwerte sich der Kur- fürst durch eine ungemessene Prunklust, welche die Finanzen des Staates völlig zerrüttete undI. nötigte, die Erhebung und Verwendung der Steuern fortan einem ständischen Ausschuß zu überlassen («Kredit- werk» von 1550). I. war 1524-34 mit einer Tochter des Herzogs Georg von Sachsen, [* 10] danach mit Hedwig, Schwester Sigismund II. von Polen, verheiratet. Er starb -
Vgl. Traut, Kurfürst I. II. von Brandenburg [* 11] und der Türkenfeldzug vom I. 1542 (Gummersbach 1892).
Joachim Friedrich, Kurfürst von Branden- burg (1598-1608), Sohn des Kurfürsten Johann Georg, geb. wurde 1566 Admini- strator von Magdeburg. Es gelang ihm, das von ihm völlig evangelisierte Stift zum frühern Wohl- stande zu erheben. 1570 heiratete er seine Tante Katharina von Cüstrin. [* 12] Als er auf den Reichs- tagen von 1582 und 1594 den alten Vorsitz Magde- burgs auf der geistlichen Fürstenbank behaupten wollte, mußte er vor dem Widerstand der kath. Ge- nossen weichen. 1598 Kurfürst geworden, setzte er 1599 entgegen dem eine Landteilung anordnenden väterlichen Testament den geraischen Hausvertrag durch, wonach alle Marken mit ihren Anwartschaf- ten (Preußen, Pommern, [* 13] die fchlef. und rhein. Ge- biete) unteilbar an die Kur gebunden, die frank. Lande aber zur Sekundogenitur bestimmt wurden. Er bahnte ferner den Erwerb der jülich-cleveschen Lande (s. Iülich) an. Im Innern kämpfte I. F. lange vergebens gegen die Ansprüche der Stände, denen er 1602 ihre Privilegien bestätigen mußte. I. F. ist der Gründer des Finowkanals und des Ioachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. [* 14] Er starb 18. Juli 1608. Joachim I. Napoleon, König von Neapel, [* 15] Joachim von Floris, s. Ewiges Evangelium.
Joachim, Joseph, Violinvirtuos, geb. als Sohn israel. Eltern zu Kittsee bei Preß- burg , kam frühzeitig nach Wien [* 16] auf das Konser- vatorium, wo Ios. Böhm sein Lehrer war. Schon 1843 machte er in Leipzig [* 17] durch sein Violinspiel Aufsehen und gewann Mendelssohns Teilnahme, der von nun an seine Studien leitete, während Hauptmann sein Lehrer in der Theorie wurde. Sein Aufenthalt in Leipzig, wo er auch im Gewandhaus- orchester und als Lehrer des Konservatoriums eine Anstellung erhielt, dauerte bis 1850, worauf er eine Reife nach Paris [* 18] unternahm und auch hier seinem Talent Anerkennung verschaffte.
Noch in demselben Jahre folgte er einem Rufe als Konzertmeister nach Weimar, [* 19] vertauschte aber schon 1853 diese Stelle mit der eines Konzertdirektors bei der Hofkapelle in Hannover, [* 20] wo er zur luth. Kirche übertrat, und blieb hier bis 1868. In diesem Jahre zog er nach Berlin, wo er als Direktor der königl. Hochschule für Musik in den Senat der königl. Akademie der Künste eintrat. Eine außerordentliche technische Meisterschaft verbindet sich in I.s Spiel mit stärkster Naturbegabung, gründlichster musikalischer Bildung und vollendeter Reife und Reinheit des künstlerischen und persönlichen Charakters zum Ideal der Virtuo- sität.
Als Komponist ist I. durch sein «Konzert in ungar. Weise» bekannt geworden. Ein zweites Violin- konzert ((--äur) und mehrere (bloß in Stimmen ge- druckte) Orchesterouverturen zeigen ihn auch auf diesem Felde als hervorragenden Meister. 1889 feierten seine Verehrer das Jubiläum seines 50jäh- rigen Auftretens durch Gründung einer Joachim- stiftung. I.s Gattin Amalie, geborene Schneeweiß (Künstlername: Weiß), geb. zu Marburg [* 21] in Steiermark, [* 22] wirkte bis zu ihrer Ver- heiratung 1863 als Hosopernsängerin an den Hof- bühnen zu Wien und Hannover, seitdem nur noch als Konzertsängerin.
Sie nimmt als Altistin be- sonders im Oratorium einen hohen Rang ein. Ferner hat sie zuerst in überall beifällig aufgenommenen Sonderkonzerten («Das deutsche Lied») eine volle Übersicht über die Entwicklung des deutschen Liedes geboten. 1883 wurde die Ehe mit Joseph I. getrennt. Ioachimsorden, ein 1755 von 14 deutschen Herzögen, Fürsten, Grafen und Edeln gestifteter Orden [* 23] mit dem Zweck, die minder bemittelten Mit- glieder desfelben durch die reichern zu unterstützen, ist nach 1820 erloschen.
Ioachimsthal in der Mermark, Stadt im Kreis [* 24] Angermünde des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, [* 25] 19 Kui im N. von Eberswalde, [* 26] zwischen dem Grimnitz- und Werbellinsee, hat (1890) 2071 meist evang. E., Post, Telegraph, [* 27] schöne Kreuzkirche nach Schinkels Entwurf, Präparandenanstalt; Ackerbau, Ziegelei, Kalkbrennerei und bedeutende Steinbrüche. Das in I. von Kurfürst Joachim Friedrich gestiftete Gymnasium wurde 1655 nach Berlin und nach Deutsch-Wilmersdorf bei Berlin (s.d., Bd. 2, S. 865 b) verlegt. Am Ufer des Grimmtz- sees die Ruinen des Jagdschlosses Grimnitz, in wel- chem 1529 der Erbvertrag zwischen Brandenburg und Pommern geschlossen wurde. Westlich die Schorf- heide, der reichste Iagdgrund an Hochwild in Deutsch- land, mit dem königl.JagdschloßHubertusstock (s.d.). Ioachimsthal.
1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, [* 28] hat 277,02 ykm, (1890) 26 996 (12477 männl., 14519 weibl.) kath. deutsche E., 3160 Häuser und 5205 Wohnparteien in 29 Gemeinden mit 57 Orten, umfaßt die Gerichtsbezirke I. und Platten. - 2) I., czech. ^c^inov, königl. freie Bergstadt, Sitz ¶