858 Haupthaar und
Iris sind fast ohne Ausnahme schwarz; der
Bart der
Männer ist im ganzen schwach. Beide Geschlechter zeichnen
sich durch Kleinheit und schöne Form der
Hände und Füße aus. (S.
Tafel:
AsiatischeVölkertypen,
[* 1]
Fig. 21
u. 22, Bd. 1, S.
985.) In geistiger
Beziehung sind die
Japaner den am meisten bevorzugten europ. Nationen gleichzustellen.
Auffassungsvermögen, Urteilskraft und
Gedächtnis sind bei ihnen in hohem
Grade entwickelt. Im allgemeinen herrscht bei ihnen
wie bei den
Chinesen der Verstand
vor derPhantasie vor. Sie haben deshalb eine besondere
Anlage für die mathem. Wissenschaften.
Besonders befähigt und geneigt sind sie zurAufnahme fremder Bildungselemente. Hierdurch unterscheiden
sie sich von allen andern Asiaten, namentlich von den
Chinesen.
Über dieSprache
[* 2] s.
Japanische Sprache,
Schrift und Litteratur.
Der Shintoismus oder
Ahnenkultus ist nach europ.
Begriffen keine Religion. Das Wort
Shinto ist der chines.-japan.Ausdruck für Verehrung (Weg) der einheimischen
Götter (Kami-no-michi). Diese ursprüngliche Landesreligion
gleicht der Religion der meisten turan.
Völker vor dem Auftreten des Buddhismus und
Islams. In der ältesten und einfachsten
Form des
Shinto wird der Himmel,
[* 3] als Sitz der Gottheit in abstracto, mit letzterer identifiziert. Gegenstände der Verehrung
sind die Himmelskörper, die Elemente und alle Naturkräfte, als
Ausflüsse der Gottheit.
Der höchste Gegenstand der
Anbetung ist die
Sonne.
[* 4] Auch die Seelen Verstorbener, welche sich um das Vaterland verdient gemacht
oder sich durch
Tugend ausgezeichnet haben, werden unter dem
Namen von Kami göttlich verehrt. Als später (Ende des 3. Jahrh.)
die chines. Schriftzeichen eingeführt wurden und sich mit ihnen die chines.
Kultur verbreitete, wurde mit dem
Shinto eine neue Theo- und Kosmogonie in Zusammenhang gebracht, eine Um- und Nachbildung
der Schöpfungsmythen der
Chinesen und ihrer drei
Perioden: der himmlischen, irdischen und menschlichen
Götter.
Zugleich wurde der Ursprung von Zimmu Tenno, dem
Stifter des
Reichs und der noch herrschenden Dynastie derMikado
(660 v.Chr.), auf die Gottheit zurückgeführt, und die Zahl der Kami wuchs immer mehr, bis sie schließlich unendlich wurde.
Hierzu kamen, wahrscheinlich unter dem Einflüsse des
Systems von Lao-tze, eine Menge von
Dämonen und zwischen
Menschen und
Göttern stehender, Sju-go-dschin genannter Halbgötter. Die
Tempel
[* 5] des
Shinto, Mija genannt, sind einfache,
mit
Stroh gedeckte Holzgebäude von nur mäßigem
Umfang ohne allen äußern und innern Schmuck.
Das Hauptgerät in ihnen ist ein hellpolierter Metallspiegel (Kagami) und ein
Bündel weißer Papierstreifen (Goheï), vielleicht
Symbole der Reinheit der Seele, des Körpers und des Lebenswandels, welchen der
Shinto als erstes Gesetz vorschreibt. Götzendienst
findet in den Mijas nicht statt. Einige von den ältesten derselben, wie namentlich der in Isé auf
Nipon,
genießen hohe Verehrung und finden jährlich
Wallfahrten vieler Tausende zu ihnen statt. 1890 gab es 193242 Mija und 14717 Shintopriester.
Seit der Mikadorestauration (1868) ist der
Shinto Staatsreligion geworden. – Ihm gegenüber steht der
Buddhismus (japan, Butsudo, d. h. Weg von
Buddha), der 552 n.Chr. von
Korea aus eingeführt wurde. Dieses Ereignis ist von
größter Bedeutung gewesen, da hauptsächlich die buddhistischen Geistlichen Verbreiter der
chines.
Kultur waren. Auch wurde von ihnen eine Menge nutzbarer Gewächse und Zierpflanzen eingeführt. In frühern Jahrhunderten
von der Regierung bald begünstigt, bald unterdrückt, wurde der Buddhismus 1623 aus polit.
Gründen zur Staatsreligion erhoben und gelangte dadurch zwar zu großem Reichtum und Einfluß, niemals aber zu dem Ansehen,
in dem der
Shinto bei den Japanern gestanden hat und noch steht. Das Aufhören des Shogunates in neuester Zeit hat auch auf
das Ansehen, den Einfluß und die Vermögensverhältnisse des Buddhismus höchst nachteilig eingewirkt.
Wie in
China
[* 6] erscheint auch in J. der Buddhismus nicht in seiner ursprünglichen Einfachheit und ethischen Reinheit, sondern
als vielgestaltige Idolatrie mit einem Pantheon ind. Gottheiten.
Oberste Gottheit ist
Amida, sehr populär ist Kwannon. Eine Verschmelzung des
Shinto mit dem Butsudo zeigt
sich in dem schon vor Jahrhunderten erstandenen Rijobu-Shinto, d. h. zweiseitigem
Shinto, der seine meisten Verehrer in den
niedern Volksklassen zählt. In ihm erscheinen mehrere dem
Shinto angehörige Gottheiten in gröberer, materieller Gestalt.
– Die dritte Religion in J. ist das mehr moralphilos. als dogmatische
System desConfucius (s. d.), japan.
Dschudo, welches gegen Ende des 3. Jahrh. n. Chr. gleichfalls
über
Korea nach J. gelangte.
Anhänger des chines.
Philosophen, zu dessen Andenken nur einige
Tempel bestehen, sind nur Gelehrte und Höhergebildete; doch
hat seine und seines
Schülers Mencius
Lehre
[* 7] auf die frühere Feudalherrschaft enormen Einfluß geübt. Das
Christentum, durch
Xavier 1549 nach J. gebracht, entwickelte sich zuerst ungehemmt besonders im
Süden, bis feindselige Verordnungen und Verfolgungen
(von 1614 an) die Weiterentwicklung hinderten. 1638 wurde es bei
Todesstrafe verboten.
Nach
Abschluß der
Verträge Mitte des 19. Jahrh. begannen die Missionen wieder ihre
Arbeit, zuerst unter sehr schweren Umständen,
da das
Christentum noch
bis in die siebziger Jahre verboten blieb. Seit den letzten Jahren besteht in J.
vollkommene
Glaubensfreiheit. Es wirken in J. Katholiken (römische) unter vier
Bischöfen (Zahl der
Anhänger 44300), orthodox-russ.
Kirche
(Anhänger etwa 18000), die anglikan.
Kirche, ferner verschiedene prot. Sekten, unter ihnen seit 1885 auch eine deutsche
liberale. Auch die
Unitarier haben seit 1889
Boden gewonnen. Die Bibelübersetzung ist 1887 fertig geworden. Von vielen Japanern
wird die Einführung des
Christentums als
Mittel zu schnellerer Gleichstellung J.s mit dem
Auslande befürwortet.
Alle diese
Religionsgesellschaften unterhalten Missionen, auch Schulen, Waisenhäuser u.s.w.
Die
Japaner schreiben die Einführung desAckerbaues der Sonnengöttin Tenshodaijin
(Amaterasu) zu, doch ist es unzweifelhaft, daß die chines. Landwirtschaft der japanischen
in ihrer weitern
Entwicklung als Vorbild diente. Wie in
China stand auch in J. der Landmann (Hijakuscho) im Range über dem
Handwerker (Schokunin) und dem
Kaufmann (Akindo). Auch in J. galt nur der
Mikado als wirklicher Eigentümer
des
Landes, das
Volk besaß nur das
Recht der Nutznießung. Noch auffallender zeigt sich die
Analogie in der Zeit des Dualismus
der Regierung und der Herrschaft des
Feudalsystems. Auch hier herrschte das «Brunnenfeldersystem», das in
China durchgeführt worden war. Im weitern Verlaufe nahmen jedoch die
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