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Verbreiteter. Nicht nur wurden außer Bibeln und Andachtsbüchern auch Chroniken, Bearbeitungen der Klassiker, Romane, Natur- und Reisebeschrei- bungen mit Abbildungen versehen, sonderil auch Ein- Zelbliitter, Berichte wichtiger Ereignisse, Kalender, namentlich Karikaturen wurden darin ausgeführt. Inzwischen hatte aber der Kupferstich eine Aus- breitung und eine Gunst gewonnen, die dem Holz- schnitt rasch gefährlich werden sollten. Das Zeit- alter wendete sich ihm wie mit einem Schlage zu, und schnell sank der Holzschnitt von seiner Höhe herab.
Von den Büchern gingen zuerst die Titel an den Kupferstisch über, dann auch die größeren innern Bilder, und nur Culs-de-Lampe (Schluhuignetten) und Zierstücke blieben der Holzschuhe, die nun meist hand- werksmäßig gehandhabt wurde, da alle bessern Kräfte sich der Kupferstechkunst zugewendet hatten. Mit dem Dreißigjährigen Kriege ging die Holzschuhe fast völlig unter und beschränkte sich wieder auf das, womit sie 200 Jahre früher begonnen, auf Fibeln, [* 1] Spielkarten, Kalender und Buchdruckerzieraten.
Nur ihre Fähigkeit, eine sehr große Anzahl von Abdrücken zu erleiden und sich in den gewöhnlichen Letternsatz zu schmiegen, hielt sie überhaupt. Erst mit dem 18. Jahrh, begann die Wiederaufnahme der und zwar durch die Engländer. Als der Vater der neuern Holzschuhe in England gilt Thomas Be- wick ls.d.). Bewick ist der Bahnbrecher des Holz- stichs, der Begründer des modernen Ton st ichs, welcher es auf malerische Wirkung entsprechend dem Entwicklungsgange der modernen Kunst über- haupt abgesehen hat.
England besitzt auch heute noch auf xylographi- schem Gebiet Künstler ersten Ranges, wie Wright, Volton, I. Linton, I. und M. Jackson. Auch die amerik. Holzfchneider, wie Will. Clofson, Th.Ionson, R. Hoskins, W. Miller, Friedr. Jüngling und die von Deutschland [* 2] übergesiedelten Heinemann und Müller leisten Vorzügliches; ebenso die Franzosen Reynier, Lecoste, Porret, Gerard, Lepere und Baude. Deutschland, lange Zeit von den engl., sranz. und amerik. Holzstechern abhängig, hat doch seine Selb- ständigkeit geltend gemacht.
Schon im 18. Jahrh, hatten llnger, Vater und Sohn, in Berlin [* 3] die Bahn gebrochen; ihnen waren Gubitz und linzelmann da- selbst mit schönen Leistungen nachgefolgt. Aus ihrer Schule sind mit Auszeichnung noch die Brüder Vogel zu nennen, die Hauptverfertiger der Abbildungen zu den Werken Friedrichs d. Gr., die Menzel zeich- nete. In Wien [* 4] übte Vlasius Höfel die Holzschuhe mit großer Virtuosität, in Leipzig [* 5] Eduard Kretzschmar, später die Xylographische Anstalt von I. I. Weber und Flegel, in Darmstadt [* 6] Pfnorr, in Braunschweig [* 7] Vieweg und Mezger, in Düsseldorf [* 8] Brend'amour, in Dresden [* 9] Hugo Bürkner und Gaber, deren Schnitte nach Ludw. Richterfchen Zeichnungen zu den besten ihrer Zeit ge- hören.
Ferner sind zu nennen: in Stuttgart [* 10] Cloß, in München [* 11] Braun & Schneider und Knesing, in Berlin Heuer berg H Örtel, Gedan, F. A. Vrockhaus u. a. Anstatt des Zeichnens auf die Holzplatten über- trägt man jetzt vielfach Photographien oder Zeich- nungen photographisch auf dieselben. Die und die Herstellung von Abdrücken der Holzschnitte haben in neuerer Zeit eine Reihe von Verbesserungen technischer Art erfahren. Diese be- stehen hauptsächlich in vollkommenern Werkzeugen, Hilfsmaschinen und zweckmäßig konstruierten Druck- pressen.
Mittels dieser ist es gelungen, «farbigere», dem Kupferstich und der Radierung in der Wirkung nahe stehende Blätter zu schaffen, während man früher die Aufgabe der Holzschuhe nur darin sah, in breiten und tiefen Schatten [* 12] und derben Kontrasten jeden Gegenstand auf charakteristische, in die Augen fal-' lende Weise zu veranschaulichen. Durch die sehr vervollkommnete Methode des Ab- klatschens oder Clichierens (s. d. und Galvano- Plastik) wurde es möglich, nicht nur die Platten illu- strierter Werke an ähnliche Unternehmungen abzu- treten, sondern auch der Originalausgabe, selbst wenn sie bis auf viele tausend Exemplare stieg, stets scharfe und gute Abdrücke zu sichern.
Vgl. Heller, Geschichte der Holzschuhe (Bamb. 1823)-. Schaßler, Die Schule der Holzschuhe (Lpz. 1866);
Weigel und Zestermann, Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift (2 Bde., ebd. 1866);
Holzschnitte des 14. und 15. Jahrh, im Germanischen National- museum l2Bde., 164Tafeln,Nürnb. 1875);
Muther, Die deutsche Vücherillustration der Gotik und Früh- renaissance (2 Bde., Münch. und Lpz. 1884);
C. von Lützow, Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts holzschnitte aus vier Jahrhunderten, 15. bis 18. Jahrh. (Münch. und Lpz. 1893).
Den umfassendsten Überblick über die Entwicklung des modernen Holz- schnittes bietet: Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart, Bd. 1: Der Holzschnitt (Wien 1889). Seit 1879 erscheinen bei I. I. Weber in Leipzig die Meisterwerke der Holzschuhe aus dem Gebiete der Archi- tektur, Skulptur und Malerei (bis 1893:15 Bde.). Holzschnitt, das mittels der Holzschneidekunst (s. d.) auf einem Holzstock erzeugte Büd zur Ver- vielfältigung durch den Druck. Holzschnitzerei, Bezeichnung für alle aus Holz [* 13] geschnitzten Arbeiten, besonders für diejenige In- dustrie, welche mittels des Schnitzmessers hergestellte gröbere Arbeiten liefert, wie Holzschuhe, Schaufeln, Rechen, Heugabeln, Mulden, Tröge, Teller, Löffel u. s. w. (s. Holzwaren).
Mit der Herstellung kunst- voller Gegenstände befaßt sich die Holzbildhauerei (s. d.) und die Bildschnitzerei (s. d.). (S. auch Holz- industrieschulen.) -
Vgl. Stockbauer, Die und damit zusammenhängende Arbeiten (Lpz. 1887).
Holzschrauben, s. Schrauben. [* 14] Holzschreier, f. Heher. [* 15] Holzschuh, Dietrich, auch wohl Tile Kolup genannt, einer der falschen Friedriche, die den Volks- glauben von der Wiederkunft des Kaifers Fried- rich II. benutzten und sich für diesen ausgaben. Zu- erst tauchte er 1284 in Köln [* 16] auf, wo er dem Gespött des Volks preisgegeben, in eine Kloake getaucht und dann aus der Stadt gejagt wurde. In Neuh fand er dagegen viel Anhang. Im Sommer 1285 zog er nach Wetzlar, [* 17] wo er, im Besitz reicher Geldmittel, über deren Herkunft nichts Gewisses zu ermitteln ist, förmlich Hof [* 18] hielt und Privilegien unter königl. Siegel verlieh. König Rudolf von Habsburg rückte vor die Stadt und erlangte durch Vermittelung des Rats, daß sich Holzschuhe ergab. Auf der Folter gestand er, als Diener Friedrichs II. sich eine genaue Kenntnis dessen, was am Hofe vorging, verschafft zu haben. Er wurde als Ketzer verbrannt. -
Vgl. Meyer, Tile Kolup, der falsche Friedrich (Wetzlar 1868);
Petri, DerfalscheFriedrich(inder"ZeitschriftdesBergischen Geschichtsvereins", Bd. 2, Bonn [* 19] 1864).
Holzschuhe, aus Holz gearbeitete, grobe Fuß- bekleidung, welche entweder von Hand [* 20] im Wege der Hausindustrie oder mittels Kopiermaschinen [* 21] (s. d.) ¶