forlaufend
201
Hippokrates aus Chios, griech. Mathema- tiker (Pythagorüer), der in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. in Athen [* 1] lebte und lehrte. Er hat bei dem Versuch, das Problem der Quadratur des Kreises zu lösen, die nach ihm benannten Möndchen (s. I^unulae llippooratiä) entdeckt. Das Problem der Würfelverdoppelung führte er aus die Konstruktion zweier mittlerer Proportionalen (9.: x - x. ^ -^ v: d) zurück. Auch soll er das erste Elementarbuch der Geometrie verfaßt und den Gebrauch eingeführt haben, Punkte einer geometr. [* 2] Figur mit Buchstaben zu bezeichnen. -
Vgl. Tannery, llippoci-a.ts äs ()1ii08 6t 1a.
HUHäraturk äss 1unui63 in den «Ns- nwil63 äs Voi-äsaux» (2) II, 179-184 (1878).
Hippokratische Möndchen, s.I^uniiiNe Hippo- crHti8. Hippokratisches Gesicht [* 3] tica.) nennt man in der Pathologie den Gesichts- ausdruck eines Sterbenden. Kurz vor dem Tode nämlich tritt gewöhnlich in dem Gesicht eine auf- fallende Veränderung ein. Die Gesichtsfarbe wird plötzlich bleich und fahl, an Wangen und Lippen bläulich oder schwärzlich, die Stirnhaut glatt;
die Weichteile des Gesichts sinken ein;
die Nase [* 4] und das Kinn werden spitzig;
die Augen sinken tiefer in ihre Höhlen, verlieren den Glanz und sehen stier durch die halbgeöffneten Augenlider.
Diese Verän- derung (welche teils auf Stillstehen des Blutlaufs, teils auf Lähmung der Gesichtsmuskeln zurückführ- bar ist) kann indessen auch durch große Entträftung nach langem Fasten oder starken Ausleerungen und reichlichem Blutverlust entstehen und ist dann mit geringerer Gefahr verbunden. Der Name rührt davon her, daß der griech. Arzt Hippokrates zuerst diefe Veränderung des Gesichts treffend befchrieb und erklärte.^ Hippokrene (grch., d. i. Rohquelle), s. Helikon (Gebirgszug) und Pegasos.
Hippolög (grch.), Pferdekenner; Hippolögie, Pferdekunde, Lehre [* 5] vom Pferd. [* 6] Hippolyte oder An tiop e, Königin der Amazo- nen (s. d.), Mutter des Hippolytos (s. d. und Theseus). Hippolytos, Sohn des Theseus (s. d.) und der Amazone [* 7] Antiope oder Hippolyte, wurde von seinem Vater, als sich dieser mit Phaidra vermählte, zu Pittheus nach Trözen geschickt, unter dessen Pflege er zu einem eifrigen Jäger und Wagenlenter beran- wuchs. Seine Stiefmutter Phaidra (s. d.) verliebte sich in ihn und führte seinen Tod herbei, aus den: er aber, wohl nach Epidaurischer Sage, durch Askle- pios wieder erweckt wurde. In Trözen ward als Gott verehrt und erzählt, er sei als Fuhrmann unter die Gestirne versetzt worden.
Wahrscheinlich ist Hippomanes eine trözenische Lokalform des ion. Sonnen- gottes, der, von der Mondgöttin Phaidra verfolgt, ins Meer hinabtaucht. So erklärt sich auch seine Beziehung zu Artemis, [* 8] der er in Trözen einen Tem- pel gestiftet haben sollte. In Athen gab es einen Tempel [* 9] der Aphrodite [* 10] Hippolytia, welcher der Sage nach von Phaidra errichtet war. Hippolytus,Kirchenvater,SchülerdesIrenäus, siedelte um 190 nach Rom [* 11] über und nahm daselbst an den Streitigkeiten über die Gottheit Christi und die Grundsätze der Kirchenzucht lebhaften Anteil.
Nach dem Tode des röm. Bifchofs Zephyrinus (217) wurde er von einem Teile des Presbyteriums zum Gegenbischof gegen Callistus gewählt. Die Kirchen- spaltung wurde, wie es scheint, erst 235 durch die Deportation des und seines damaligen Gegners Pontianus nach den sardin. Bergwerken beendigt. Hier scheint Hippomanes bald nachher in hohem Alter ge- storben zu sein. Als gelehrter Kenner der philos. und gnostischen Systeme seiner Zeit und als scharf- sinniger Verteidiger der kirchlichen Logoslehre nimmt Hippomanes unter den ältern Kirchenvätern eine her- vorragende Stelle ein.
Ein Verzeichnis seiner größ- tenteils verlorenen Schriften ist auf dem Posta- ment einer ihm zugeeigneten, 1551 wieder ausge- grabenen Statue angebracht. Auch die Kirchen- historiker Eusebius und Hieronymus liefern Ver- zeichnisse derselben. Die Frage, ob er wirklich der Verfasser der «Widerlegung aller Ketzereien» sei, wovon bis 1842 nur das erste Buch bekannt war und u. d. T. «I'InIoLopIiuineiiI.» dem Origenes zu- geschrieben wurde, ist noch nicht endgültig gelöst.
Das neunte Buch dieser Schrift erzählt ausführ- lich die röm. Parteikämpfe seit dem Bifchof Zephy- rinus. Eine kleinere Schrift wider 32 Ketzereien, die Hippomanes weit früher verfaßte, ist verloren, aber durch Lipsius aus Pfeudotertullian, Philaster und Epi- phanius, die sie, wie Lipsius entdeckte, ausgeschrieben haben, zum großen Teile wiederhergestellt, über- dies machte sich Hippomanes durch Verbesserung des Oster- cyklus um die Feststellung des christl. Kirchenjahres verdient und gilt auch für den Verfasser der ältern bis 234 fortgeführten Weltchronik, welche der von Mommsen neudearbeitete Chronist der semigen von 354 zu Grunde gelegt hat. Die Fragmente seiner Schriften gab Lagarde heraus (Lpz. 1858). -
Vgl. Bunsen, und seine Zeit (2 Bde, Lpz. 1852-53; auch englisch);
Döllinger,H.und Kallistus (Negensb. 1853);
Volkmar, und die röm. Zeitgenossen (Zür. 1855);
Lipsius, Zur Quellenkritik des Epi- phanios (Wien [* 12] 1865);
ders., Die Quellen der ältesten Ketzergeschichte (Lpz. 1875);
Harnack, Zur Quellen- kritik der Geschichte des Gnosticismus (ebd. 1873); Langen, Geschichte der röm. Kirche bis zum Ponti- sitat'Leos I. (Bonn [* 13] 1881);
Stähelin, Die gnostischen Quellen Hippolyts in seiner Hauptschrift gegen die Häretiker (Lpz. 1890);
Ficker, Studien zur Hippolyt- fraae lebd. 1"93).
MMpp von. Hippolytus a Lapide, s. Chemnitz, [* 14] Bogislav Hippomachie (grch.), Kampf zu Pferde. [* 15] Hippoman (grch.), leidenschaftlicher Pferdelieb- haber, Pferdenarr; Hippomanie, übertriebene Liebhaberei für Pferde. Hippoinanv, Pflanzengattung aus der Fami- lie der Euphorbiaceen [* 16] (s. d.). Die wenigen tropisch- amerik. Arten sind wegen ihres scharfen, giftigen Milchsaftes bekannte Bäume. Am berühmtesten ist 11. NNiiciii6iiH I., der Manschinellen- oder M anz ani ll ab aum der Antillen. Er gleicht einem Birnbaum, hat eine glatte, graue Rinde, langge- stielte, eiförmige, spitze Blätter, grünliche männliche Blüten in zuiammengeknäuelten Gruppen, unter denen die weiblichen einzeln stehen, und apfelför- rniae, gelb- und rotbäckige Früchte, die sehr verführe- risch aussehen, aber äußerst giftig sind.
Der Frucht- saft diente in Westindien [* 17] als Ätzmittel gegen Haut- ausschläge. Doch ist der Baum hier selten gewor- den, weil seine Ausrottung seiner großen Schädlich- keit wegen anbefohlen worden ist. Hippomanes (grch., d. i. roßtoll), eigentlich der Brunftfchleim der Stuten, dann auch eine Pflanze und endlich Füllenmilz oder Füllenbrot ge- nannte, olivenförmige, grünliche bis gelblichbraune, bei der Geburt der Fohlen mit den Fruchthäuten Zum Vorschein kommende Gebilde, die aus verödeten ¶