Gesang 23) besungen.
Über die Einrichtung des Hippodrom der Griechen der spätern Zeit fehlt ein ausführlicher
Bericht, jedoch giebt
Pausanias eine
Darstellung der berühmtesten Rennbahn zu Olympia. Die Form dieses Hippodrom war die eines
Oblongum, die beiden langen
Seiten bildeten Anhöhen, deren eine von Natur bestand, die andere künstlich war. Hier standen die Zuschauer.
Der Ablaufstand, Aphesis genannt, lag an der einen schmalen Seite und bildete den glänzendsten
Teil des Hippodrom, gewissermaßen
die Vorhalle.
Hier waren für die bespannten Wagen besondere
Abteilungen, die durchs Los an die einzelnen Teilnehmer verteilt wurden. Gegenüber
der Abfahrt schloß ein halbmondförmiger Erdwall den Hippodrom. Die
Bahn war 600 Fuß breit und vermutlich etwa 1200 lang.
Durch zwei Zielsäulen, die am Anfang und am Ende der
Bahn standen, wurde die
Breite
[* 1] in zwei Hälften geteilt und es bestand
nun die Kunst des im Wagen stehenden
Lenkers des Zwei- oder Viergespanns darin, mit dem Gefährt in kurzem
Bogen
[* 2] um diese
Säulen
[* 3] zu gelangen, ohne den Mitstreitern zu nahe zu kommen; denn mit volljährigen Rossen war die
Bahn 12mal,
mit Füllen 8mal zu durcheilen.
Nicht selten kam es vor, daß beim Umlenken die Wagen anstießen oder ineinander fuhren und zerbrachen und die
Lenker verwundet
oder getötet wurden. Die Vornehmen und
Reichen stellten zwar die Gespanne, waren aber selten selbst die
Lenker. Der letzte in
Griechenland
[* 4] erbaute Hippodrom ist jedenfalls der von
Byzanz, von den
TürkenAt-Meidan benannt. (S.
Cirkus,
[* 5]
Circensische Spiele,
Rennbahn.) – In der Neuzeit bezeichnet man mit Hippodrom ein Etablissement, wo cirkusähnliche Schaustellungen in
großem Maßstabe stattfinden. Auch öffentliche, für die Belustigung des großen Publikums bestimmte
Reitbahnen werden Hippodrom genannt.
in der griech. Mythologie ein fabelhaftes, den Seegöttern
zum Reiten und Fahren dienendes Seetier mit dem
Kopf und den Vorderfüßen eines
Pferdes und einem Fischschwanz. Zu
Grunde liegt
die
Vorstellung der Wogen in der Gestalt dahinstürmender Rosse;
für die künstlerische Behandlung aber hat das im Mittelmeer
vorkommende Seepferdchen
[* 6] als Vorbild gedient (s. vorstehende
[* 7]
Figur).
eine Art gewürzter
Wein, der im Mittelalter allgemein üblich war, wo man die
Weine noch nicht recht zu
behandeln verstand, sodaß sie stets eine gewisse
Schärfe und Säure behielten, die man durch Zusatz von
Honig und
Gewürzen
zu verdecken suchte.
genannt der
Zweite oder der
Große, der berühmteste
Arzt des
Altertums und der erste,
der eine wissenschaftliche
Begründung der Heilkunde versuchte, war der Sohn des
Asklepiaden (s. d.)
Heraklides, eines Priesterarztes
auf der
Insel Kos, und der Phänarete, welche ihre
Abstammung von Herakles
[* 8] herleitete. Geboren wurde er wahrscheinlich um 460
v. Chr.
Nachdem
er von seinem
Vater in den erblichen Kenntnissen der
Asklepiaden unterrichtet worden war, machte
er größere
Reisen, die ihn auch zu den
Ländern am
SchwarzenMeere geführt zu haben scheinen. Er hielt sich lange Zeit auf
der
InselThasos, in
Abdera und in
Thessalienauf und soll, fast göttlich verehrt, in Larissa, wo sein Grabmal
noch zu Galens
Zeiten im 2. Jahrh. n. Chr. gezeigt wurde, 377 gestorben
sein.
Die
Größe des Hippokrates bestand darin, daß er weder dem Dogmatismus noch der
Empirie zu viel huldigte;
daß er aus den von seinen
Vorgängern (besonders in den
Tempeln der
Asklepiaden) gesammelten Kenntnissen und
Lehren
[* 9] das erfahrungsmäßig
Begründetere auszuscheiden wußte;
daß er jeden Krankheitsfall teils als selbständig mit allen dabei vorkommenden Erscheinungen,
teils im Zusammenhange mit der Außenwelt, der Lebensart, dem
Klima,
[* 10] der Witterung u. s. w. auffaßte;
daß er das Vorhergehende
ebenso berücksichtigte wie das Gegenwärtige, und daß er erst aus der Zusammenstellung aller dieser
Thatsachen einen
Schluß zog, welcher bei seinem weitern
Verfahren und bei seinem
Urteil über Verlauf und Ausgang der
Krankheit
ihm zur Anleitung dienen konnte.
Auf diese Art hat er ohne Kenntnis der pathol.
Anatomie und anderer Hilfsmittel unserer Zeit
die Heilkunde wissenschaftlich begründet. Für alle
Zeiten hat so Hippokrates ein leuchtendes Vorbild hinterlassen,
wie mit geringen
Mitteln eine schlichte, vorurteilsfreie, von Hypothesen sich frei haltende
Beobachtung zu einer scharfen und
vielseitigen Einsicht in das Wesen der
Krankheiten und zu einer erfolgreichen Behandlung derselben führen kann. Seine Behandlungsweise
der
Krankheitenwar in der Regel schonend und mild, vorwiegend diätetisch, sodaß man in spätern
Zeiten
oft
Ärzte, welche einer solchen zuwartenden, nicht eingreifenden Kurmethode huldigten, deshalb Hippokratiker genannt hat.
Gleich seinem großen Zeitgenossen
Sokrates stellte sich aber Hippokrates nicht an die
Spitze einer Schule. Von den 72
Schriften in ion.
Dialekt, die dem Hippokrates zugeschrieben werden, sind die meisten nicht sein Eigentum. Am besten
bezeugt sind das «Prognostikon», die
«Aphorismen»,
Buch 1 und 3 der
«Epidemien»,
«Über Luft, Wasser und Orte»,
«Über Diät in
akuten
Krankheiten»,
«Über die Kopfwunden». Auch die für echt erkannten
Schriften des Hippokrates sind höchst wahrscheinlich nicht
frei von den Zusätzen seines
Sohnes Thessalus, seines Schwiegersohnes Polybus u. a.; von andern,
wie den
«Epidemien», wird ein
Teil von ihm, das meiste von andern herrühren.
Ausgaben seiner sämtlichen Werke lieferten in neuerer Zeit Kühn (3 Bde.,
Lpz. 1826‒27),
Littré (mit franz.
Übersetzung, 10 Bde., Par. 1839‒61)
und Ermerins (3 Bde., Utr. 1859‒65),
auf
Grund neuer Vergleichung von Handschriften Kühlewein und Ilberg (Bd.
1, Lpz. 1894); eine musterhafte, aber unvollendete deutsche
ÜbersetzungGrimm (4 Bde., Altenb. 1781‒92; 2. Aufl., 2 Bde.,
Glog. 1837‒39) sowie Upman (3 Bde., Berl.
1847). –
Vgl. Ilberg, Studia Pseudippocratea (Lpz. 1883) und
«Über das hippokratische Korpus» (Verhandlungen der Philologenversammlung
zu
Görlitz,
[* 11] Lpz. 1890).
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