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Nationalversammlung gewählt, bethätigte er sich als Mitglied des volkswirtschaftlichen Ausschusses. Im Winter 1849-50 war er Mitglied des kurhess. Landtags. 1850 ging er seiner Stellung an der Marburger Universität verlustig, übernahm 1851 eine Professur an der Hochschule zu Zürich [* 1] und gehörte zu den Begründern der Schweizerischen Nordostbahn. Ostern 1856 folgte er einem Rufe nach Vern,woerdasersteStatistischeBureauderSchweiz gründete. 1858 wurde er veranlaßt, auch ein Berner Eisenbahnunternehmen ins Leben zu rufen, das ihm jedoch eine heftige Polemik zuzog. Er nahm deshalb 1861 seinen Abschied und folgte einem Rufe nach Jena, [* 2] wo sich ihm als akademischem Lehrer, Begrün- der und Direktor des Statistischen Bureaus vereinig- ter thüring.
Staaten eine ausgedehnte Wirksamkeit eröffnete. Er starb dort Hildebrandslied schrieb: «Na- tionalökonomie der Gegenwart und Zukunft» (Bd 1, Franks, a. M. 1848),
«Die kurhess. Finanzverwal- tung» (Cass. 1850),
«Statist. Mitteilungen über die volkswirtschaftlichen Zustände Kurhessens» (Berl. 1853),
«Beiträge zur Statistik des Kantons Bern", , Bd. 1: «Die Bevölkerung» (Bern [* 3] 1860) u. s. w. Seit 1863 gab Hildebrandslied allein und seit 1872 im Verein mit Conrad die «Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik» heraus. Als Direktor dos Statistischen Bureaus veröffentlichte er u. d. T. «Statistik Thü- ringens» (2 Bde., Jena 1866-78) ein amtliches statist. Quellenwerk. Hildebrand, Ernst, Maler, geb. in Falkenberg in der Niederlausitz, war Schüler Kloebers und Steffecks.
Aus diesem, durch ein- jährige Studien in Paris [* 4] unterbrochenen Zeitraum stammt Gretchen im Kerker (1866). 1875 als Pro- fessor an die Kunstschule in Karlsruhe [* 5] berufen, malte er dort unter vielen andern Bildnissen das des Groh- herzogs und der Großherzogin vonVaden und einige Genrebilder, worunter die Bange Stunde und einige Landsknechtsbilder hervorragen. 1880 als Leiter einerMalklassenachBerlinübergesiedelt,malte erden Deutschen Kronprinzen, nachmals Kaiser Friedrich, im Kreise [* 6] seiner Familie; ferner: Tullia über den Leichnam ihres Vaters wegfahrend (1886), Königin Luife auf der Flucht nach Viemel (Berliner [* 7] National- galerie).
Neuestens sckuf er einen Luthercyklus für das Gymnasium in Bielefeld. [* 8] Hildebrandslied, der 1886 fein Lehramt niedergelegt hat, lebt als Mitglied der Akademie in Berlin. [* 9] Hildebrand, Friedr. Hermann Gustav, Bota- niker, geb. zu Köslin [* 10] in Pommern, [* 11] studierte an den Universitäten Berlin und Bonn [* 12] und habilitierte sich in Bonn, von wo er 1869 als ord. Professor der Botanik nach Freiburg [* 13] i. Vr. berusen wurde. Von seinen Schriften sind zu er- wähnen: «Die Verbreitung der Koniferen [* 14] in der Jetztzeit und in den frühern Perioden der Erd- bildung» (Bonn 1861),
«Die Gefchlechterverteilung bei den Pflanzen» (Lpz. 1867),
«Die Verbreitungs- mittel der Pflanzen» (ebd. 1873),
«Die Lebensver- hältnisse der Oxalisarten» (Jena 1884). Hildebrand, Hans Olof, schwed. Archäolog und Historiker, Sohn des Archäologen und Numis- matikers Vror Emil Hildebrandslied (geb. 1806 auf dem Eisenwerke Flerohopp im Kalmar-Län, gest. 1884 in Stockholm), [* 15] geb. zu Stockholm, studierte zu Upfala, erhielt 1865 eine Anstellung als Amanuensis am Archäologischen Museum und folgte 1879 seinem Vater im Amte als Reichs- antiquar. Er hat sich verdient gemacht um die nordische Archäologie und die verwandten Wissen- schaften.
Aus seiner reichen litterar. Thätigkeit ist hervorzuheben: «8v6Qgka tollet uuäsr keäua- tiäßü» (1866; neue Aufl. 1872; deutsch, Hamb. 1873),
«I.itv6t pH Island» [* 16] (1867; neu bearbeitet 1883),
«1)6 förlnßwriLka kolken i NuroM» (1873 -80), «^oiksns tro 0U1 81U6 ädäe» (1874),
«D6U k^rkliFg. Kolkten iinäer 3v6riZ68 NeäOltiä» (1875), der 2. Band [* 17] der illustrierten «8v6riF63 HiZtoria», das spätere Mittelaltcr (1350-1521) behandelnd, «^Mäei- i ii-oaL ocd Homerä I'ro.ja» (1878),
ein auf vier Bände berechnetes kulturhistor. Werk «3v6- riZ68 Neäeltiä» (1879 fg.) und «i^i'An äiäi'6 tiäer» (1882),
«»l1i6 inäußtri^I art ot 8c9.näinavi3. in tlis MA3.ii tiui6" (Lond. 1882),
«^Vi8d^ oek ä688 minnes- iMrksr» (1892, 1893),
«1k6 Wäu8tli9i art ol Zcan- (linavia in tk6 midäls HF6» (1893). In den «Verhand- lungen der Berliner AnthropologifchenGefellschaft», 1886, fchrieb er «Zur Geschichte des Dreiperioden- systems». 1872 begründete Hildebrandslied die Zeitschrift «kunFi. Vitt6i-n6t8 Hiswi-is 00Q ^ntihuit6t8-a,kaä6ini6N8 m3.naä8dlaä», in die er viele numismat. und kunst- geschichtliche Aufsätze schreibt. Ebenso ist er Re- dacteur der «^utihvarisk liäßki'ikt lör 8v6lig6». Hildebrand, Nud., Germanist, geb. zu Leipzig, [* 18] studierte seit 1843 auf der Univer- sität seiner Vaterstadt Theologie, Philosophie und namentlich german. Philologie. 1848-68 war er Lehrer an der Thomasschule. 1864 nach dem Tode der Brüder Grimm trat Hildebrandslied, der schon seit 1850 als wissenschaftlicher Korrektor an dem Grimmschen «Deutschen Wörterbuch» geholfen hatte, als Mit- arbeiter ein; die Last seines Schulamtes wurde ihm durch den Rat der Stadt Leipzig alsbald erleichtert; 1869 erhielt er eine aufterord., 1874 eine ord. Pro- fessur der neuern deutschen Litteratur und Sprache [* 19] an der Universität Leipzig. Von Grimms «Deut- schem Wörterbuch» hat Hildebrandslied den fünften Band (3) 1873 vollendet und arbeitet seitdem am 6 (9Hefte bis 1893). Von seinen übrigen Arbeiten sind, zumal in Lehrerkreisen, besonders gelesen seine vortreffliche Schrift «Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt» (4. Aufl., Lpz. 1890) und seine «Ge- sammelten Aussätze und Vorträge zur deutschen Phi- lologie und zum deutschen Unterricht» (ebd. 1890). Hildebrand, Pseudonym des Holland.
Schrift- stellers Nikol. Beets (s. d.). Hildebrandslied, das älteste erhaltene Bruch- stück aus der deutschen Heldensage (s. d.), wurde wahrscheinlich zu Ende des 8. Jahrh, von zwei ful- dischen Mönchen auf die äußern Umschlagseiten einer lat., jetzt zu Cassel befindlichen Handschrift gedankenlos von einer Vorlage,abgeschrieben, die ihrerseits sehr ungenügend aus dem Gedächtnis aufgezeichnet war. Die eigentümliche Mischung von ober- und niederdeutschem Dialekt erklärt sich so, daß der hochdeutsche Schreiber jener Vorlage das niederdeutsche Lied nur ungeschickt wiederzugeben wußte.
Trotz seiner fragmentarischen Überlieferung, der sogar der Schluß fehlt, ist das kurze Gedicht lit- terarhistorisch von höchster Bedeutung als das ein- zige epische Lied, das aus der Blüte [* 20] des altdeutschen Heldensanges auf uns gekommen ist. Nach der alten epischen Weise, die in jedem Liede nur ein einzelnes Moment der ganzen Sage behandelt und das übrige voraussetzt, greift auch das Hildebrandslied aus dem Sagenkreise Dietrichs (s.d.) von Bern nur eine Episode heraus, den Kampf, welchen bei der Rückkehr des ¶